vermehrtes Stillen - voralem nachts bei 21 Monate Kleinkind

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: vermehrtes Stillen - voralem nachts bei 21 Monate Kleinkind

Liebes Team, ich wende mich wiederienmal hilfesuchend an Euch. In der Hoffnung, dass Ihr mir sagt - es sei alles normal...:-) Mein kleiner Sohn (jetzt 21 Monate) will seit nun mehr 5 Wochen wieder vermehrt die Brust. Vorallem nachts und auf einmal beim Einschlafen (er hat die Brust bis jetzt nie - nur bei KRankheit zum Einschalfen gebraucht). Nachts wacht er jetzt wieder aller 1,5 h stunden auf und ohne "Buust" geht gar nichts. Er war noch nie ein guter schläfer (aller 3 h) - aber jetzt? Ist das normal zumindestens kommt dies oft vor? Wie könnte eine sanfte Ablösungsmethode aussehen? Denn komplett entziehen - ohje - das geht bis zum erbrechen und das möchte ich nicht. Ich danke euch schon einmal. grüße

von hhsh am 23.07.2013, 16:20



Antwort auf: vermehrtes Stillen - voralem nachts bei 21 Monate Kleinkind

Liebe hhsh, für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Dein Sohn verhält sich gar nicht so „brustversessen" wie Du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. All diese theoretischen Überlegungen helfen dir jedoch nicht weiter, denn Du fühlst dich in der derzeitigen Situation unwohl. Wenn sich in einer Stillbeziehung ein Partner nicht mehr wohl fühlt, dann ist es an der Zeit zu überlegen, was geändert werden kann. Sicher ist ein 21 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass Du mit deinem Sohn darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden, dass ihr wieder zu einer harmonischen Stillbeziehung finden werdet. Falls Du feststellst, dass das punktuelle Abstillen (also eine Art eingeschränktes Stillen) für dich immer noch nicht der Weg ist, den Du gehen willst, dann solltest Du dich in einem ruhigen Moment mit dir selbst auseinander setzen, was Du willst und dann entsprechend dieser Entscheidung und ohne Zweifel handeln. Wichtig ist dabei, dass Du dir deiner Entscheidung ganz sicher bist, denn jedweden Zweifel wird dein Kind sofort spüren und entsprechend handeln. Ich möchte Dir nun noch ein paar nicht so drastische Methoden ein Kind abzustillen beschreiben. Vielleicht findest Du etwas, was Dir zusagt. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen. Dort findest Du viele Tipps für das Stillen von älteren Babys und Kleinkindern. Das Buch ist im Buchhandel, bei der La Leche Liga und bei jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 23.07.2013



Antwort auf: vermehrtes Stillen - voralem nachts bei 21 Monate Kleinkind

Hallo, zur Beruhigung: Auch bei uns ist das gerade ähnlich, die Kleine, die schon sehr unabhängig war und tagsüber noch drei, nachts einmal stillte, ist jetzt wieder total anhänglich, und nur Mama geht. Mittagsschlafmäßig wird wieder gestillkuschelt, in den frühen Morgenstunden beginnt sie auch schon mal wieder zu nuckeln und braucht das dann sehr. Nicht mal Papa darf sie nehmen, wenn es für Mama gerade nicht so passend ist. Das war alles schon längst ganz anders. Ich denke, es ist wieder mal ein Entwicklungsschub: Die Sprache beschäftigt sie sehr, sie lernt, sicher wie Dein Kind, unheimlich viele neue Wörter auf einmal und ist damit auch sehr beschäftigt, übt, fragt, kommuniziert mit Sprache experimentell. Nebenbei fangen vielleicht auch die hinteren Backenzähne zu drücken an... Es wird sich wieder ändern, die Kinder brauchen jetzt die Nähe, später fühlen sie sich wieder sicherer, und dann geht es auch wieder ohne so viel Mama. Meine Erfahrung ist, je mehr ich sie selbst ablösen will, desto mehr klammert sie. Also gebe ich ihr die Nähe und das Stillen etc., so lange sie es braucht, und sie geht dann langsam von selbst wieder auf Distanz. Wir hatten das schon zweimal so. Dazwischen ist sie immer sehr aktiv und outgoing gewesen, hatte keinerlei Probleme mit anderen Leuten oder Kindern und war sehr unabhängig. Ich warte auch darauf, dass sie da wieder hinkommt ;-). Alles Gute! Liebe Grüße Sileick

Mitglied inaktiv - 23.07.2013, 20:17



Antwort auf: vermehrtes Stillen - voralem nachts bei 21 Monate Kleinkind

Hallo, ich danke dir vielmals für deinen Beitrag. Mir geht es jetzt schon etwas besser. Es ist traurig das im normalen Umfeld das langzeitstillen ein tabuthema ist und man niemanden hat mit dem man drüber reden kann. Man fühlt sich so als ob man alles falsch gemacht hat. Weiterhin denkt man immer, wenn die Kids so schlecht schlafen, dass viel schlimmeres dahinter steckt ... :-) Also noch einmal danke.

von hhsh am 24.07.2013, 09:17



Antwort auf: vermehrtes Stillen - voralem nachts bei 21 Monate Kleinkind

Zum Thema Schlafen: Dazu kann ich das Buch "Ich will bei euch schlafen" von Sibylle Lüpold sehr empfehlen. Ich bin ja schon ziemlich resistent, was die Unkerei von außen anbetrifft, aber kalt lässt sie mich auch nicht, und Sorgen macht frau sich ja wohl immer, ob wir alles richtig machen etc. Sybille Lüpold blickt in ihrem Buch auch mal über den Tellerrand und schaut, was andere (auch sogenannte entwickelte) Kulturen in Bezug auf das Schlafen machen. Und siehe da: In den meisten Ländern ist es den Leuten ganz klar, dass Kinder bis mindestens drei oder auch fünf Jahre nachts nicht allein schlafen sollten und Begleitung brauchen. Deutschland ist mit den Schlafanforderungen an die ganz Kleinen sehr extrem. Hier wird gesagt (von angeblichen Experten), ein Baby müsse ab 6 Monaten Alter nachts nicht mehr stillen und außerdem müsse man das Einschlafenkönnnen früh üben, weil es sonst eine "falsche Gewöhnung" (an das biologisch Richtige, nämlich die Nähe der Eltern) gebe. Darum denken bei uns so viele Eltern, ihre Kinder hätten "Schlafstörungen". Sybille Lüpold beschreibt das aber treffend als "falsche Erwartungshaltung der Eltern", weshalb dann zur Störung wird, was entwicklungsphysiologisch (und -psychologisch) normal ist. Richtig ist das, was das Kind kann und womit die Eltern gut klarkommen. Was immer das ist. Wenn das Kind so viel Nähe braucht und es nicht anders kann UND glücklicherweise die Eltern diese Nähe auch geben möchten und können, dann ist das doch fein! Also lass Dich von Deiner Umwelt nicht verrückt machen, und falls Du gern liest (mach ich immer beim Stillkuscheln), dann lies mal das Buch von Sybille Lüpold. Es gibt eine erfrischend andere Sicht auf die Dinge, die von unserer gesellschaftlichen Umwelt ewig beunkt werden. ;-) Viel Spaß beim Kuscheln. Es ist viel früher vorbei als Du Dir vorstellen kannst... Liebe Grüße Sileick

Mitglied inaktiv - 24.07.2013, 14:30