Frage: Stillsituation Zwillinge

Guten Abend, Ich habe einen ganzen Haufen Fragen zu der etwas verzwickten Stillsituation mit meinen Zwillingen. Meine Jungs sind heute genau 3 Wochen alt. Sie wurden an rechnerisch 36+2 spontan und komplikationslos nach Einleitung geboren. Unser Stillstart war auch eigentlich gut, noch im Kreißsaal konnte ich beide erfolgreich anlegen und in den 1-2 Tagen danach zwischendurch auch immer wieder. Wegen ihres relativ geringen Geburtsgewichts und der Tatsache, dass sie sehr schläfrig und schwach waren, musste ich aber von Anfang an zufüttern. Sie haben dann Kolostrum und Pre Nahrung aus der Spritze/dem Becher erhalten. Schnell konnte ich aber beide komplett mit Muttermilch ernähren. Allerdings empfand ich die Situation mit dem Becher als recht belastend, weswegen ich schon im Krankenhaus auf die Flasche zum Zufüttern umgestiegen bin. Mir gelang es alleine leider kaum die beiden richtig anzulegen und wegen Personalmangel konnte ich im KH nicht zu jeder Mahlzeit Unterstützung bekommen, sodass ich bei Entlassung und die ersten Tage zuhause komplett mit Flasche gefüttert habe. Mit Hilfe meiner Hebamme habe ich dann wieder angefangen die beiden anzulegen. Leider sind die Münder meiner Jungs sehr klein und meine Brustwarzen sehr groß, sodass sie sie kaum bis gar nicht zu fassen bekommen. Zusätzlich ist die Nahrungsaufnahme für die beiden nach wie vor ein Kraftakt. Wir haben es dann mit einem Stillhütchen versucht und auf einmal schafften sie es 15-20 Minuten effektiv an der Brust zu trinken! Laut meiner Hebamme benötigen sie aber eine größere Menge als sie an der Brust schaffen, bevor sie einschlafen, weswegen ich nach jedem Stillen zufüttere (Muttermilch aus der Flasche). Um die Milchproduktion weiter anzuregen pumpe ich außerdem nach jedem Stillen ab. Weil es ein riesen Aufwand ist die Kinder nacheinander anzulegen (parallel kriege ich noch nicht hin), beiden zufüttern, zu pumpen und die gesamte Ausstattung für Zwillinge sauber zu halten, stille ich derzeit nur tagsüber und gebe nachts komplett die Flasche (auch nur Muttermilch). Aus der Flasche trinken die beiden nun ca 50-70ml pro Mahlzeit, beim Zufüttern nach dem Stillen trinken sie 20-45ml nach. Mich belastet und verunsichert die aktuelle Situation sehr. Der Aufwand rund um jede Fütterung ist extrem und im Prinzip routiere ich den ganzen Tag nur darum, alles für die nächste Mahlzeit bereit zu machen, sobald eine vorbei ist. Ehrlich gesagt bin ich froh, wenn es Nacht wird und ich einfach die Flasche geben "darf". Trotzdem möchte ich nicht aufgeben, weil ich mir so sehr wünsche die beiden voll stillen zu können! Und ich glaube auch, dass das Potential dafür da ist, da ich genug Milch habe und die beiden auch total heiß auf die Brust sind. Zwar aktuell mit Stillhütchen aber es ist definitiv nicht so, als würden sie nur noch die Flasche wollen. Aber ich bin einfach sehr verunsichert, ob sie an der Brust überhaupt effektiv etwas bekommen (obwohl ich sie ja schlucken höre). Und ich frage mich, wie wir aus der aktuellen Situation heraus zum voll Stillen hinkommen sollen. Meine Hebamme meint, ich müsse Geduld haben, die beiden müssten stärker werden, dann könnte man weiter sehen. Diese Ungewissheit wie die Situation sich weiter entwickelt belastet mich aber extrem. Denn ich bin ehrlich: Sehr lange kann ich diesen Aufwand ums Stillen/Füttern im Alltag nicht mehr leisten. Manchmal denke ich doch, ob ich nicht einfach komplett aufs Pumpstillen umsteigen soll, aber eigentlich ist das nicht das, was ich möchte... Ich wäre sehr dankbar für eine Einschätzung und vielleicht ein paar Tipps oder neue Denkanstöße zu unserer Situation. Ist so weiter machen und abwarten, dass die beiden kräftiger werden wirklich die beste Lösung? Oder vielleicht ein harter Schnitt, in dem ich (zumindest tagsüber) das Zufüttern streiche und die beiden nur noch stille? Ich bin einfach überfragt und mittlerweile sehr deprimiert über die Situation. Vielleicht können Sie mir ja ein wenig helfen. Vielen Dank und entschuldigen Sie den langen Text. Mit freundlichen Grüßen

von LuiBee am 21.06.2021, 19:29



Antwort auf: Stillsituation Zwillinge

Liebe LuiBee, Zwillinge sind eine besondere Herausforderung und die Belastung einer Mutter von Zwillingen ist nicht einfach doppelt so anstrengend, wie bei einem Einling, es ist deutlich mehr. Diesen Punkt müssen sich sowohl die Zwillingsmutter als auch die Menschen in ihrer Umgebung unbedingt immer wieder vor Augen führen. In Bezug auf das Stillen und die damit zusammenhängende Dinge wie das Prinzip von Angebot und Nachfrage usw. gilt das Gleiche wie bei Einlingen. Du kannst es schaffen, aber einfach wird es nicht werden, das muss Dir bewusst sein. Wäre es denn möglich, dass der Arzt Dir ein Rezept für eine Haushaltshilfe ausstellt? Dann könnte diese Dich unterstützen und Du könntest Dich erst einmal nur um die Kinder kümmern und ausruhen. Wenn es dann einmal klappt, wird es viel leichter werden! Es gibt ein wunderbares Buch zum Thema Stillen von Zwillingen. Es heißt "Zwillinge stillen - Hilfe für alle Situationen" ist von meiner LLL Kollegin Susanne Wittmair, einer Zwillingsmutter, geschrieben worden. Es ist im Verlag von Gratkowski, Postfach 401111, 86890 Landsberg/Lech erschienen. Vielleicht magst du Dir das noch besorgen? Gerne stelle ich auch einen Kontakt zu ihr her, wenn du das möchtest. Alles Liebe Euch Biggi

von Biggi Welter am 21.06.2021



Antwort auf: Stillsituation Zwillinge

Huhu, erstmal sende ich Dir viel Kraft, denn ich weiß, es ist nicht einfach. Aber es kann funktionieren... und Du hast zumindest genug Milch und hast bisher durchgehalten und ihr habt schon eine ganze Menge geschafft - sie trinken ja schon fasst eine ganze Mahlzeit an der Brust! Meine Zwilling waren noch etwas früher, etwa 6 Wochen zu früh, und am Anfang konnten sie gar nicht trinken: Magensonde, Intensivstation usw. Nach 4 Wochen durften wir heim. Ich hatte schon im Krankenhaus stillen geübt, auch wenn sie zunächst (und auch noch lange) keine per Waage messbaren Mengen tranken. Aber ich hatte tolle Unterstützung von meiner Hebamme, zunächst per Telefon. Und irgendwann fand ich dann auch im Krankenhaus eine Schwester, die mich ein bisschen besser unterstützen konnte... Richtig selbständig getrunken, ohne Fläschchen und zufüttern, haben sie dann kurz nach dem errechneten Geburtstermin. Eigentlich ist es vorher ja auch zu viel verlangt, wenn sie eigentlich noch im Bauch sein sollten :-). Und dann haben wir noch lange gestillt - es hat sich gelohnt! Ideell sowieso, aber auch von der Arbeit her, würde ich sagen, denn zum nachts Fläschchen zubereiten muss man wahrscheinlich wacher sein als zum Stillen ;-). Vielleicht können Dir ein paar Sachen helfen, die mir geholfen haben: - ein guten Stillkissen. Aber noch besser zwei übereinander! Wenn Du beide gleichzeitig stillen willst - und das wirst Du zumindest oft wollen, dann geht es mE kaum anders. Fussballerhaltung, gut vorbereiten: Beide neben Dich aufs Sofa platzieren, dann Stillkissen arrangieren und erst den einen, dann den anderen hochnehmen. Noch besser ist natürlich zureichen lassen, aber Du wirst wahrscheinlich auch nicht ewig Unterstützung haben. Vielleicht probierst Du es zuerst mit Zureichen aus, vielleicht mit der Hebamme? ;-). - ach ja, Unterstützung! Ich war sicher in den ersten 3 Monaten, vor allem, als Pumpen noch nötig war, im Wesentlichen mit Stillen und Pumpen und abwaschen/abkochen und Kinderwagen schieben beschäftigt. Kochen oder Haushalt kann man in der Zeit getrost vergessen. Und Hilfe war sehr willkommen. - nicht wiegen... vor allem, wenn Deine schon so gut trinken, nicht irre machen lassen. Wachen sie irgendwann auf, wenn sie Hunger haben? Nehmen sie jetzt ausreichend zu? Dann würde ich darüber nachdenken, dass Fläschchen nach dem Stillen tagsüber irgendwann wegzulassen. Wenn sie dann einschlafen und schnell wieder aufwachen, dann kannst Du ja einfach wieder stillen. Und, ja, natürlich hieß das bei mir im Wesentlichen erstmal Dauerstillen ;-). Also vielleicht ein Projekt für eine Zeit, in der Du Unterstützung hast. - Stillhütchen bei Zwillingen sind nervig. Zumindest ich habe es nicht vernünftig hinbekommen, beide gleichzeitig mit Stillhütchen anzulegen, weil mindestens beim Zwieten dann das Stillhütchen gern wegrutschte. Also mussten sie irgendwann ohne trinken. Aber wenn es bei Dir so gut funktioniert, mach, was gut funktioniert. Das ist überhaupt das wichtigste, wichtiger als irgendwelche Dogmen... vielleicht kann man die Dinger ja auch festkleben vorher mit Leukotape oder so? - In der Woche bevor es mit nur Stillen geklappt hat, habe ich ein Brusternährungsset ausprobiert. Hatte mir meine Hebamme geliehen, vielleicht gibt's das auch bei Apotheken zu leihen? Ich fand es auch eine ziemliche Frickelei, aber wer weiß, vielleicht hat ihnen das den Kick gegeben, dass es danach an der Brust gut gelaufen ist? Auf jeden Fall sollte es etwas Zeit sparen, denn dann trinken sie die extra-Milch (abgepumpt) ja gleichzeitig mit der von der Brust. Auf jeden Fall viel Erfolg und Glück! Liebe Grüße

von zweizwerge am 21.06.2021, 23:08