Frage: Stillen und Opipramol

Hallo Aufgrund einer generalisierten Angststörung nehme ich 3x täglich 50mg Opipramol. Ich komme damit super im Alltag zurecht, darf sie laut mehreren Ärzten auch in der Schwangerschaft nehmen. Nun habe ich gelesen, dass man unter diesem Medikament nicht stillen darf. Ist das auch bei dieser eher "geringen" Dosis der Fall ? Absetzen kommt leider nicht in Frage. Gibt es dann etwas um den Milcheinschuß zu verhindern ? Vielen Dank und einen guten Rutsch, Panija

Mitglied inaktiv - 30.12.2009, 19:42



Antwort auf: Stillen und Opipramol

Liebe Panija, ich zitiere Ihnen aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, Vetter, 7. Auflage 2006: „Zu Opipramol (Insidon) gibt eine ältere Untersuchung an zehn Frauen mit einem M/P-Quotienten um 0,1 und eine relative Dosis von nur 0,3 % an (Kobyletzki 1970). ... Empfehlung für die Praxis: Bei erforderlicher medikamentöser Behandlung einer Depression ist eine Monotherapie mit Amitriptylin, Clomipramin, Nortriptylin, Imipramin, Desipramin oder Drosulepin die Behandlung der Wahl. Bei zwingender Indikation sind auch die anderen Mittel dieser Gruppe akzeptabel. Doxepin sollte gemieden werden. Treten beim gestillten Kind anders nicht erklärbare Symptome wie Sedirung, Trinkschwäche, Unruhe neu auf, muss außer dem Kinderarzt ein embrionaltoxikologiasches Zentrum zu Rate gezogen werden. Wie bei allen Psychopharmaka liegen keine ausreichenden Erfahrungen zu Langzeitauswirkung einer Dauertherapie auf gestillte Kinder vor." Am besten wendet sich Ihre behandelnde Ärztin/Arzt an die Beratungsstelle für Embryotoxikologie in Berlin Tel.: 030-30308111. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 30.12.2009



Antwort auf: Stillen und Opipramol

Danke für Ihre Antwort. Die Einstellung auf Opipramol ist jetzt so, dass ein "normaler" Alltag möglich ist, daher möchte ich ungern Experimente machen, gerade wegen dem Kind. Ich werde die Nummer kontaktieren, danke für die Info. Sollte ich mich gegen das Stillen entscheiden , wird dann nach Geburt etwas unternommen oder versiegt die Quelle gleich, weil keine Nachfrage ist ? Bei meinem Sohn hatte ich nie einen Milcheinschuss, er ist auch mit der Flasche groß geworden und daher ist es ok für mich, auch wenn ich es diesmal gerne versucht hätte. Jedoch ist mir meine Angstfreiheit bedeutend wichtiger, denn sonst haben wir alle nichts davon.

Mitglied inaktiv - 30.12.2009, 20:28



Antwort auf: Stillen und Opipramol

Liebe Panija, wenn Sie sich Ihrer Entscheidung nicht zu stillen absolut sicher sind, dann haben Sie zwei Möglichkeiten des primären Abstillens: medikamentös oder auf natürliche Weise. Auch wenn Sie jetzt vielleicht glauben, dass die Einnahme von Abstilltabletten der einfachere Weg ist, sollten Sie bedenken, dass dieser Weg sehr gravierende Nebenwirkungen haben kann und der Milcheinschuss nicht immer sicher unterdrückt wird bzw. es nach dem Absetzen der Medikamente zu einem Milcheinschuss kommen kann. Das natürliche Abstillen hat sehr viele Vorteile und außerdem könnte Ihr Kind dann zumindest das Kolostrum erhalten. Zu ihrer Information hänge ich Ihnen einen Leserbrief eines Gynäkologen aus Hamburg an, in dem er sich mit der Frage "Abstillen medikamentös oder natürlich" auseinandersetzt. Falls Sie sich für das natürliche Abstillen entscheiden, sollten Sie bereits vor der Geburt mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe Kontakt aufnehmen, die Sie auch in dieser Frage (Abstillen gehört zum Stillen) beraten kann. Ich wünsche Ihnen eine schöne restliche Schwangerschaft und eine gute Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter Leserbrief Pädiatrische Praxis 60, 561 562 (2001/2002) Abstillen - natürlich oder medikamentös Zu Umfrage in Pädiatrische Praxis 59, 583 587 (2001) In der Umfrage haben Vertreter namhafter Geburtskliniken Stellung genommen. Zu den Risiken der Einnahme von Ergotaminabkömmlingen - und das sind alle dort genannten Medikamente zum medikamentösen Abstillen - hat sich kein Experte sachgerecht geäußert. Die Umfrage erweckt den Eindruck, als seien früher einmal in den USA Zwischenfälle aufgetreten, die jedoch in Europa nie Bedeutung erlangt haben und vernachlässigbar sind. Ein Studium der verfügbaren Literatur vermittelt jedoch ein etwas anderes Bild. Hinzu kommen immer wieder mündliche Berichte von Hebammen sowie Kolleginnen und Kollegen über Herzinfarkte und zerebrale Krampfanfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Bromocriptin. Die jüngste Veröffentlichung aus Deutschland über solche Zwischenfälle stammt aus dem Jahr 2000 (1). Sie arbeitet auch die derzeitig verfügbare Literatur auf. Danach sind folgende berichtete Nebenwirkungen von Bromocriptin postpartal bisher beobachtet worden: Herzinfarkt (1, 2), Bluthochdruck (3), Schlaganfall (4), Krampfanfall (5), Psychose (6). Außerdem konnte von Larazet et al. (7) erstmals ein Koronararterienspasmus nach Bromocriptingabe oral im Herzkatheterlabor nachgewiesen werden. Unter einer Einmalgabe von Bromocriptin war ein Vasospasmus der rechten Koronararterie mit einer Lumeneinengung von 70 % angiographisch nachweisbar. Es besteht also kein Zweifel daran, dass Ergotaminerderivate zu Vasospasmen führen können und damit auch zu den genannten erheblichen Nebenwirkungen teilweise mit Todesfolge. Das Potenzial zu diesen Nebenwirkungen haben auch alle neueren Ergotaminderivate (z.B. Cabergolin), da sie der gleichen Stoffgruppe entstammen. Sie sind lediglich noch nicht über so lange Zeit und so gründlich untersucht worden. Freilich sind die genannten erheblichen Risiken gering; sie haben aber immerhin dazu geführt, dass die Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung von Bromocriptin zum Abstillen widerrufen hat. Offenbar unbeachtet geblieben ist die Empfehlung der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer von 1989, die die Anwendung von Bromocriptin zum Abstillen nur in medizinisch begründeten Situationen empfiehlt (8). In den Umfragen wurde festgestellt, dass das Abstillen häufig auf Wunsch der Mütter erfolgt und es selten medizinische Gründe zum Abstillen gibt. Dementsprechend dürften auch Ergotamtinabkömmlinge zum Abstillen nur selten angewendet werden, würde man der Empfehlung der Arzneimittelkommission folgen. Dass dem nicht so ist, ist seit Jahren bekannt. Der Grund liegt darin, dass das "natürliche Abstillen" erst in den letzten Jahren bekannter geworden ist. Es ist mühsamer als das medikamentöse Abstillen, und es dauert länger. Die Befürchtung, es könnte sich eine Mastitis entwickeln ist nur selten berechtigt, da die Übertragung der Keime aus dem Mund des Kindes auf die Brustwarze (immer noch der häufigste Übertragungsweg!) normalerweise nicht wirksam ist. Aufgrund der Datenlage habe ich keinen Zweifel, dass es ein juristisches Erfordernis ist, die betroffenen Mütter über die alternativen Möglichkeiten zum Abstillen aufzuklären und die seltenen Risiken auch zu nennen. Die Begründung, es fehle die Kontrollmöglichkeit des gewünschten Effektes bei natürlichem Abstillen greift nicht, da heute jeder betroffenen Frau eine Nachsorgehebamme und eine Frauenarztpraxis zur Verfügung stehen, die diese Kontrolle ausüben können. Bei den Ausführungen über natürliches Abstillen verwundert es immer wieder, dass die Reduktion der Flüssigkeitsaufnahme durch die Mutter immer noch genannt wird. Schon seit vielen Jahren ist aus der Literatur bekannt, dass eine Einschränkung der Trinkmenge nur eine eingeschränkte Harnproduktion, jedoch keine Verminderung der Milchproduktion zur Folge hat. Zusätzlich verschlechtert sich auch noch das Allgemeinbefinden der betroffenen Mutter, so dass diese unnütze Maßnahme endlich aus dem Repertoire gestrichen werden sollte! Literatur: Arzneimittelkommission Bundesärztekammer: Medikamentöses Abstillen nur in medizinisch begründeten Fällen. Dtsch. Ärzteblatt 86 (1989), 1232. Canterbury, R. J., et al: Post partum psychosis Induced by Bromocriptine. South Med J. 1987; 80:1463 4. Hopp, L., et al: Myocardial infarction post partum in patients taking Bromocriptine for the prevention of breast engorgement. Int J. cardiol 1996; 1957: 227 32. Iffy, L.: Post partum intracerebral haemorrhag in a patients receiving Bromocriptine. Pharmacoepidem Drug Safety 1994; 3: 247 9. Katz, M., et al: Puerperal hypertension, stroke and Seizures after suppression of lactation with Bromocriptine. Obstet gynecol. 1985; 66: 822 4. Lindner, M., et al: Ergotamininduzierter postpartaler Myocardinfarkt. Herz/Kreisl. 2/2000; 32: 65 68. Larrazet, F. et al; Possible bromocriptine induced myocardial infarction. Ann. Int. Med. 1993, 118: 199 200. Lawrence, R.A.: Breastfeding: Mosby Baltimore, Berlin 1999, 305. Dr. Michale Scheele Stillberater IBCLC Stillbeauftragter des Berufsverbandes der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

von Biggi Welter am 30.12.2009