Frage: Stillen trotzt Ausbildung

Hallo, unser Kind ist jetzt 7 1/2 Wochen alt und ich habe es bis jetzt voll gestillt. Ab 04.08.2008 beginne ich meine nächste Ausbildung und der Papa bleibt beim Kind zuhause. Ich möchte so gern weiter voll stillen. Jedoch weiß ich noch nicht wie ich das mit dem abpumpen dann anstellen soll. Ich habe bis jetzt immer schon mal abgepumpt, es funktioniert noch nicht 100%. Ich habe nachdem die Maus getrunken hat, immer abgepumt. Oft hatte ich das Gefühl das ich sehr wenig Milch habe, von daher mache ich mir Sorgen, wie das dann laufen soll, wenn ich fast auschließlich abpumpen muß. Ich denke eine Stillberaterin in meiner Nähe wäre mir eine große Hilfe, über die bisherige Angst und die anfänglichen Schwierigkeiten hinweg zu kommen. Ich möchte so gern solange es geht Stillen. Könnten sie mir eventuell Adressen geben, von Beratungstellen in meinem Umkreis? Über einpaar Tipps, was die Milchbildung anregt , wäre ich Ihnen auch sehr dankbar. Mit freundlichen Grüßen Corinna Heymann

Mitglied inaktiv - 29.07.2008, 22:45



Antwort auf: Stillen trotzt Ausbildung

Liebe Corinna, Berufstätigkeit ist kein zwingender Abstillgrund, viele Mütter kombinieren Stillen und Arbeiten und das können Sie auch, wenn Sie es wollen. Sobald Sie dann arbeiten, können Sie dort abpumpen (zum Beispiel in einem leeren Seminarraum, einem Sanitätsraum, einem Büro, im Auto ...). Als stillender Mutter stehen Ihnen in Deutschland und Österreich bezahlte Pausen zum Abpumpen oder Stillen zu. Die Milch können Sie aufbewahren (entweder in einem Kühlschrank oder auch in einer Kühlbox mit Kühlakkus), so dass Ihr Kind sie während Ihrer Abwesenheit bekommen kann. Wenn Sie mit dem Baby zusammen sind, können Sie ganz "normal" stillen. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Sie müssen auch keine Sorge haben, dass Sie Ihrem Kind durch das Pumpen etwas wegnehmen. Ihre Brust wird entsprechend mehr Milch bilden. Bei den ersten Pumpversuchen werden Sie vermutlich nur relativ kleine Mengen (5 ml sind schon ein Erfolg) gewinnen können. Mehr als 30 ml zwei oder drei Mal täglich sollten Sie zunächst nicht abpumpen, da Sie sonst zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingreifen. Wenn Sie dann arbeiten, können Sie selbstverständlich mehr abpumpen, um die durch die Trennung ausgefallenen Stillzeiten ersetzen zu können. Welche Pumpe benutzen Sie denn? Außerdem kann ich Ihnen nur dringend raten, sich baldmöglichst an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe zu wenden und mit ihr genau zu besprechen, welche Pumpe für Sie geeignet ist und wie Sie damit umgehen. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Rechnen sie damit, dass Ihr Kind sich nach Ihrer Rückkehr auf Sie "stürzen" wird und die Nächte zunächst einmal deutlich unruhiger werden. Viele berufstätige Mütter erleben, dass ihr Kind nachts Mama "tanken" muss. Als stillender Mutter stehen Ihnen in D und A bezahlte Stillpausen zu. Ich zitiere aus dem deutschen Mutterschutzgesetz, in dem auch die Stillpausen geregelt sind: "Stillende Frauen haben auf Verlangen Anspruch auf die zum Stillen erforderliche Zeit, mindestens aber zweimal täglich eine halbe Stunde oder einmal täglich eine Stunde. Bei einer zusammenhängenden Arbeitszeit von mehr als acht Stunden soll auf Verlangen zweimal eine Stillzeit von mindestens 45 Minuten oder, wenn in der Nähe der Arbeitstätte keine Stillgelegenheit vorhanden ist, einmal eine Stillzeit von mindestens 90 Minuten gewährt werden. Die Arbeitszeit gilt als zusammenhängend, soweit sie nicht durch eine Ruhepause von mindestens zwei Stunden unterbrochen wird. Durch die Gewährung der Stillzeit darf ein Verdienstausfall nicht eintreten. Die Stillzeit darf von stillenden Müttern nicht vor oder nachgearbeitet und nicht auf die in dem Arbeitsgesetz oder anderen Vorschriften festgesetzten Ruhepausen angerechnet werden. Werdende und stillende Mütter dürfen nicht mit Mehrarbeit, nicht in der Nacht zwischen 20 und 6 Uhr und nicht an Sonn und Feiertagen beschäftigt werden. Ausnahmen (z.B. für Landwirtschaft, Gastronomie und Künstlerinnen) werden im §8 Absatz 3 geregelt. Außerdem dürfen stillende Mütter nicht mit schweren körperlichen Arbeiten und nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen sie besonderen Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind, zum Beispiel durch Strahlen, Staub, Hitze, Nässe, Erschütterungen oder Lärm. Verboten sind körperlich schwere Arbeiten wie Akkordarbeit am Fließband und Heben und Fortbewegen von schweren Lasten (mehr als 5 Kilo). Muss die Arbeitnehmerin ggf. aufgrund der arbeitsplatzbedingten Schutzmassnahmen vorübergehend versetzt werden, darf sie finanziell nicht schlechter gestellt werden: Lohn und Gehaltsminderungen sind verboten." Manche Mütter nehmen diese Pausen zum Abpumpen, andere als zusammenhängende Zeit um später anzufangen oder früher zu gehen. Wenn Sie sich über das Thema Stillen und Berufstätigkeit noch weiter informieren wollen, ist zum Beispiel die Ausgabe 2/2000 (März) des "buLLLetin die andere Elternzeitschrift für den Still und Erziehungsalltag" (die deutschsprachige Zeitschrift der La Leche Liga) empfehlenswert. Sie beschäftigt sich unter dem Titel "Beruf und Berufung" mit dem Thema Stillen und Berufstätigkeit. Neben praktischen Tipps (Abpumpen, Aufbewahren von Muttermilch usw.) finden Sie in diesem Heft auch Erfahrungsberichte. Vielleicht ist der Inhalt dieses Heftes auch interessant für Sie. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Stillshop auf dieser Seite) bezogen werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 30.07.2008



Antwort auf: Stillen trotzt Ausbildung

Hallo, danke für ihre schnelle Antwort. Da ich zur Schule gehen werde, muß ich dann mal schauen wie ich das mit den Pausen verbinden kann, mit dem abpumpem. Ich möchte wenn es geht so wenig wie möglich im Unterricht fehlen. Ich bin sehr optimistisch das ich das schaffen kann, auch wenn es sicher nicht immer einfach sein wird. Mein Wohnort: Schwalmstadt-Treysa, PLZ 34613. Ich werde mir die Pumpe von Aventa ISIS IQ DUO kaufen. Da ich jetzt schon die Aventa Handmilchpumpe habe und mit dem ganzen System sehr zufrieden bin, wollte ich mir dann gern diese Pumpe kaufen, denn sie ist doppelt und elektrisch. Bis jetzt kann ich mir ehrlich gesagt noch nicht vorstellen, wie ich dann komplette Mahlzeiten abpumpen kann, da ich bis jetzt wie gesagt beim abpumpen nicht sehr viel Milch raus bekommen habe. Ich pumpe jetzt immer nach dem mein Kind getrunken hat, an der Brust ab. Und da ist dann nicht mehr viel übrig. Das mit dem massieren werde ich mal probieren. Diesen Milchspenderreflex kann man richtig merken, ich finde das immer recht interressant. Das Heft bezogen auf das Thema, werde ich mir mal anschauen. Danke, für die schnelle und ausführliche Antwort. Ganz liebe Grüße, Corinna.

Mitglied inaktiv - 31.07.2008, 13:05



Antwort auf: Stillen trotzt Ausbildung

Hallo, ich bin es nochmal. Ich habe im Internet wg. der Zeitschrift geschaut, jedoch ist sie auf der http://www.mamamilch.de/index.php Seite ausverkauft. Wo kann ich denn diese Zeitschrift noch her bekommen? Vielen lieben Dank! Grüße,Corinna.

Mitglied inaktiv - 31.07.2008, 13:38