Frage: Stillen nachts

Hallo! Mein Sohn (5 Monate) schläft seit zwei Monaten sehr schlecht: wenn es gut geht wacht er alle zwei, wenn es schlecht geht jede Stunde auf. Mein Mann hat ihn dann zunächst immer versucht zu beruhigen, wenn das nicht ging kam er an die Brust. An der Brust beruhigt er sich dann schnell und kann gewöhnlich gut weiterschlafen. Er liegt im Beistellbett neben meinem Mann oder mir oder auch im Familienbett. Letzte Nacht hat sich die Situation nun noch verschärft: er kam jede Stunde, ließ sich ausschließlich von mir beruhigen und das auch nur mit der Brust. Grossen Hunger schien er aber nicht zu haben. Ausserdem war es schwierig ihn wieder abzulegen oder auf den Rücken zu rollen (im Fam.bett). Er fing dann oft wieder an zu weinen. Habt ihr eine Idee woran das alles liegen könnte? Sind solche Zustände und Phasen "normal" oder könnte eine Krankheit dahinter stecken? Ich bin sehr verunsichert. Letzte Nacht hatten wir das Gefühl er hätte mit seinem Bauch Probleme. Ist das häufige Stillen dann nicht eher kontraproduktiv? Was könnte man gegen Bauchweh tun und wie könnten wir - falls nötig - die Stillmahlzeiten heraus zögern? Der KiA weiß auch keinen Rat, gesund ist er, zunehmen tut er auch gut. Die Zähne kommen aber wohl... Ich würde mich sehr über eine Antwort von euch Stillberaterinnen freuen. Auch Erfahrungen und Tipps anderer Mütter wären super. Danke und viele Grüße! Hanna

von juschi am 15.03.2013, 07:04



Antwort auf: Stillen nachts

Liebe Hanna, es sind schon auch "normale" Phasen, in denen die Kinder nachts so extrem unruhig sind, und das ist extrem anstrengend für uns Große... Unsere Erfahrung ist, dass ihr es euch jetzt so leicht wie möglich machen solltet, was in vielen Fällen "intensives Familienbett" bedeutet. So, dass dein Kleiner wirklich direkt neben dir liegt und ihr im Schlaf stillen könnt, ohne dass einer von euch richtig wach werden muss. Auch tagsüber solltest du so viele Pausen wie möglich einlegen, und schlafen, wenn dein Kind schläft, damit du dich ausruhen kannst. Mit 5 Monaten ist es definitiv viel zu früh für irgendein Schlaftraining. Was jedoch zuweilen hilft, ist den Körperkontakt tagsüber zu intensivieren, etwa in dem du ihn in ein Tragetuch oder eine GUTE Tragehilfe packst. Je mehr körperliche Nähe er tagsüber bekommt, desto leichter könnte es ihm fallen, sie sich nicht in der Nacht zu holen. Ggf. könntet ihr ihn auch homöopathisch beim Zahnen unterstützen, dazu brauchst du jedoch einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 15.03.2013



Antwort auf: Stillen nachts

Liebe Kristina, danke für die schnelle Antwort! Ich hab noch eine kurze Nachfrage: Ist das stündliche Stillen nachts ggf. schlecht für den Verdauungstrakt und kann es zu Blähungen führen oder kann ich das ruhig so weiter führen? Und was gilt es zu beachten beim Fam.Bett? Habe Angst vor SIDS. Ansonsten finde ich es eine gute Alternative... Liebe Grüße

von juschi am 15.03.2013, 11:15



Antwort auf: Stillen nachts

Liebe Juschi, Blähungen entstehen auch nicht von zu häufigem Stillen (was immer auch unter diesem Begriff „zu häufig" verstanden werden soll). Es ist ein Ammenmärchen, dass zwischen zwei Stillzeiten ein bestimmter Mindestabstand eingehalten werden müsste. Was allerdings Blähungen verursachen kann, ist eine ungünstige Stillhaltung und nicht korrektes Saugen. Ein Baby, das an der Brust viel Luft schluckt, hat mehr Probleme mit dem Bauch. Deshalb ist es extrem wichtig auf korrektes Anlegen und Ansaugen zu achten! Der Plötzliche Kindstod ist kein Grund, das Baby nicht zu sich ins Bett zu nehmen. Diese unseelige Reportage und eine Veröffentlichung von einer amerikanischen Verbraucherorganisation haben schon viele Mütter verunsichert. Seriöse Studien wie sie zum Beispiel von Peter Flemming und Peter Blair durchgeführt wurden belegen jedoch, dass das gemeinsame Schlafen vor SIDS schützt. Sehr deutlich wurde dies bei einem Vergleich in Asien: die Zahl der Kinder, die an plötzlichem Kindstod verstarben war in den Gesellschaftsschichten, die es sich leisten können den westlichen Lebensstil und damit auch das Alleine Schlafen der Kinder zu pflegen deutlich höher als in den ärmeren Gesellschaftsschichten, die schon aus ökonomischen Gründen nur ein gemeinsames Bett haben konnten. Interessant ist auch, dass in den Untersuchungen von Flemming und Blair festgestellt wurde, dass die Körpertemperatur von mit der Mutter zusammenschlafenden Kindern niedriger war, als die von alleine schlafenden und dass die Mütter, die mit ihren Baby zusammen schlafen auch im Schlaf immer wieder die Temperatur und die Lage ihrer Babys überprüften und die Lage der Bettdecke korrigierten. Leider wird immer noch verbreitet, dass das gemeinsame Schlafen von Eltern und Baby gefährlich wäre, obwohl inzwischen die amerikanische Verbraucherorganisation, die eine umstrittene Studie verbreitet hat, selbst die Meldung zurückgezogen bzw. widerrufen hat. Die Angaben aus dieser Studie waren von Anfang an umstritten und wenn die gesamte Studie genau angeschaut wurde, musste man feststellen, dass die Studie nicht korrekt durchgeführt wurde und von daher die Ergebnisse fragwürdig sind. Leider ging der Widerruf nicht so durch die Presse und die Medien, wie die erste Veröffentlichung. Ich gebe dir hier nun die von LLL International zu diesem Thema herausgegebene Presseerklärung wider: „Studien haben ergeben, dass das gemeinsame Schlafen mit dem gestillten Baby die Bindung fördert, das Schlafmuster von Mutter und Baby aneinander anpasst, der Mutter hilft besser auf die Bedürfnisse des Babys reagieren zu können und sowohl der Mutter als auch dem Baby hilft, zu der von beiden benötigten Ruhe zu kommen. Das gemeinsame Schlafen unterstützt die Mutter beim Stillen nach Bedarf, ein wichtiger Aspekt, um die Milchmenge der Mutter aufrechtzuerhalten. Dr. James McKenna, Professor für Anthropologie an der Universität von Notre Dame, Mitglied des Medizinischen Beirates der LLL International und Experte zum Thema „Gemeinsames Schlafen" ist überzeugt, dass es gefährlicher ist, ein Baby alleine in einem Kinderbett oder einer Wiege schlafen zu lassen, als in einer sicheren Umgebung mit ihm gemeinsam zu schlafen. Er sagt: „Wir stimmen mit den Autoren und anderen überein, dass es notwendig ist, Vorsorge zu treffen, um schreckliche Unfälle so weit wie möglich zu verhindern. Trotzdem ist die Notwendigkeit solcher Vorsorgemaßnahmen ebenso wenig ein Argument gegen das gemeinsame Schlafen in einem Bett generell, wie die Tatsache, dass Babys sich durch unglückliche Umstände strangulieren oder ersticken oder am Plötzlichen Kindstod sterben während sie alleine im Bett liegen ein Grund ist, immer Einwände dagegen zu erheben, dass Babys alleine und unbeaufsichtigt schlafen. Es gibt bestimmte Dinge bei Betten von Erwachsenen, die Gefahren für das Baby mit sich bringen und es ist wichtig, darauf zu achten. Aber dass diese Gefahren bestehen, bedeutet weder, dass sie nicht beseitigt werden können, noch, dass das gemeinsame Schlafen generell gefährlich ist." Außerdem betrachtet Dr. McKenna die Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Studie als unangemessen, da die Autoren ihre Schlüsse mehr aus unvollständigen und anekdotenhaften Berichten als aufgrund von harten, wissenschaftlich nachvollziehbaren Daten gezogen haben. Dr. McKenna glaubt, dass das gemeinsame Schlafen für die Familie mit einem gestillten Kind eine positive Erfahrung sein kann und nicht als gefährlich angesehen werden sollte, wenn die Eltern sich an die folgenden Sicherheitsrichtlinien halten: • Eltern sollten nicht mit ihren Kindern in einem Bett schlafen, wenn sie rauchen oder Alkohol oder Drogen konsumiert haben. • Das Bettzeug sollte zur Größe der Matratze passen. • Die Matratze sollte genau in das Bett passen (keine Lücken zwischen Matratze und Bettgestell). • Das Gesicht des Babys darf nicht durch lose Kissen oder Decken verdeckt werden. • Es darf kein Spalt zwischen dem Bett und der angrenzenden Wand sein, so dass das Baby hinunterrollen und eingeklemmt werden könnte. • Das Baby sollte nicht auf dem Bauch liegen." Auch von Penelope Leach (Kinderärztin und Autorin) gibt es einen interessanten Artikel zu dieser Studie, in der sie darauf hinweist, wie die Autoren der Studie zu ihren Ergebnissen gekommen sind: sie haben aufgrund von Totenscheinen, Polizei und Zeitungsberichten zusammengezählt wie viele Kinder unter zwei Jahren in der Zeit von 1990 bis 1997 in den USA gestoben sind während sie im Bett der Eltern geschlafen haben (515 Kinder). Sie haben aber keine Untersuchung über die Todesursache oder die näheren Umstände des Todes durchgeführt. Sie haben nicht nachgefragt, ob die Eltern zum Beispiel unter Drogen standen oder betrunken waren. (Kinder die unglücklicherweise zwischen Wand und Bett eingeklemmt wurden und so zu Tode kamen, sind in diesen Zahlen ebenfalls enthalten) Studien aus Neuseeland belegen, dass es keinen Zusammenhang für eine erhöhte Rate von Fällen plötzlichen Kindstodes und dem gemeinsamen Schlafen mit den Eltern gibt. Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es keine korrekt durchgeführte Studie, die tatsächlich gegen das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kindern spricht. Auch die kürzlich neu veröffentlichten Studien bieten keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen SIDS und Co Sleeping, wenn die Eltern nicht rauchen, nicht unter Drogen oder Alkohol sowie Medikamenten stehen und sich an die übrigen Vorsichtsmaßnahmen halten. Wegen passender Literatur können Sie einmal im Bücherforum stöbern, dort tauschen sich viele Mütter aus und geben Lesetipps. Auch im Buchshop von rund ums baby gibt es tolle Bücher zum Bestellen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 15.03.2013