Könnte meine Tochter eine Nahrungsmittelunverträglichkeit haben?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Könnte meine Tochter eine Nahrungsmittelunverträglichkeit haben?

Liebe Frau Welter, liebe Frau Wrede, ich weiß nicht, ob ich mit meinem Anliegen bei Ihnen richtig bin, aber ich versuche es einfach mal. Meine Tochter ist jetzt 22 Wochen alt und ich stille sie voll. Vor zwei bis drei Monaten hatte sie eines Abends etwas blutigen Schleim im Stuhl, was danach nicht wieder vorkam. Vor circa sechs Wochen wiederholte sich das Ganze über fünf Tage. Morgens war alles normal, im Laufe des Tages wurde Ihr Stuhl grün, flüssiger oder zunehmend schleimig und immer am späten Nachmittag beziehungsweise Abend war sehr wenig blutiger Schleim dabei. Außer dass meine Tochter bisweilen etwas stärker presste, war sie stets fit, gut gelaunt und schien keine Schmerzen zu haben. Die Vertretung meines Kinderarztes meinte, es könne an einer Kuhmilcheiweißunverträglichkeit liegen. Also verzichtete ich auf jegliche Milchprodukte und bemerkte eine Verbesserung. Nach zweieinhalb Wochen hatte sich ihre Verdauung wieder normalisiert. Nun trat dasselbe Phänomen vor einer Woche jedoch wieder auf, obwohl ich weiterhin auf jegliche Milchprodukte verzichte. Ich habe ein Telefonat mit meinem Kinderarzt geführt, der meinte, es sei vermutlich eine Allergie/Unverträglichkeit, da es aber so wenig Blut sei, bestünde kein Handlungsbedarf - vor allem, da sie ja ansonsten keine Beschwerden hat. Sollte es mehr Blut werden, könnte man über einen Bluttest nach möglichen Unverträglichkeiten suchen, wenn ich das wollte. Wenn sie Interesse am Essen zeige, könne ich es auch schon mit etwas Gemüsebrei versuchen. Da sie ganz wild aufs Essen ist, habe ich dies nun gestern und heute versucht. Sie ist sehr interessiert und isst zur Stillmahlzeit schätzungsweise insgesamt einen Teelöffel. Zunächst war ich sehr erleichtert und es ist auch wieder kein Blut mehr dabei, ihr Stuhl ist aber immer noch grün und schleimig. Ich frage mich nun jedoch, ob es zu Folgeschäden kommen kann, wenn ihre Darmschleimhaut dauerhaft beziehungsweise immer wieder entzündet ist und ob ich eventuell auf weitere Nahrungsmittel (Weizen?) verzichten sollte oder gar abstillen muss. Ich möchte so gerne weiterstillen - außer natürlich meine Tochter nimmt dadurch Schaden... Vielleicht haben Sie einen Tipp für mich oder eine Empfehlung, an wen ich mich noch wenden könnte. Herzliche Grüße und ganz lieben Dank im Voraus Tristram

von Tristram am 20.05.2019, 15:19



Antwort auf: Könnte meine Tochter eine Nahrungsmittelunverträglichkeit haben?

Liebe Tristram, Blut im Stuhl ist ein relativ häufiges Problem. Allerdings muss man sagen, dass auch nicht gestillte Kinder nicht selten Blut im Stuhl haben. Die Ursache für Blut im Stuhl kann eine eosinophile Colitis sein, die durch bestimmte Nahrungsmittel, die die Mutter zu sich nimmt über die Muttermilch ausgelöst werden kann. In vielen Fällen kann eine deutliche Besserung oder ein vollständiges Verschwinden der Symptome durch eine Diät der Mutter erreicht werden kann. Allerdings sind 1.5 Wochen nicht wirklich lange, es kann bis zu sechs Wochen dauern, bis eine Besserung eintritt. Sehr oft ist Kuhmilch der Auslöser, es können aber auch andere Nahrungsmittel sein. Die Suche gleicht hier oft einem Detektivspiel. Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein voll gestilltes Kind Blutspuren im Stuhl hat und nicht immer lässt sich eine Erklärung dafür finden. Die Umstellung auf künstliche Säuglingsnahrung oder Beikost ist auch keine Garantie, dass es dann nicht zu solchen Blutungen kommt, im Gegenteil solche Blutungen werden bei nicht gestillten Kindern häufiger beobachtet, da Kuhmilch (auf der künstliche Säuglingsnahrung basiert) Fissuren in der Darmwand hervorrufen kann (Woodruff, 1977). In wie weit Du jetzt darüber nachdenken sollten, komplett auf Kuhmilch und Kuhmilchprodukte in deiner Ernährung zu verzichten, müsste in einer individuellen Beratung, zu der auch eine Ernährungsberaterin hinzugezogen werden sollte, entschieden werden. Zunächst einmal muss bei einem solchen Verdacht ALLES weggelassen werden, was in irgendeiner Form mit Kuhmilch zu tun hat. Milch, Käse, Sahne, Joghurt, Schokolade ... Es ist dann wichtig die Etiketten von Nahrungsmitteln sorgfältig zu lesen, denn es ist schon sehr erstaunlich wo überall Milcheiweiß drin steckt (z.B. auch oft in Wurst). Da dies eine enorme Einschränkung des Speiseplanes bedeutet, sollte eine solche Auslassdiät niemals auf eigene Faust und schon gar nicht so einfach über einen längeren Zeitraum gemacht werden, sondern möglichst immer mit einer Ernährungsberaterin abgesprochen werden, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Nach einiger Zeit kann vorsichtig versucht werden, ob zum Beispiel Butter (die fast kein Milcheiweiß enthält) oder Sahne vertragen werden. Auch gesäuerte Milchprodukte (Quark, Joghurt) können nach einiger Zeit eventuell behutsam ausprobiert werden. Lieben Gruß Biggi Welter

von Biggi Welter am 20.05.2019