Frage: Kind isst nicht

Mein Sohn ist 6 1/2 Monate alt. er ist relativ groß (75cm) und dafür recht schlank (8,2kg). Mit der Beikost haben wir vor gut einem Monat angefangen. Er hat sich sichtlich für unser Essen interressiert, verfolgte "gierig" die Gabel,... Die erste Breimalzeit (Hokkaido) wurde fast verschlungen. Danach ging es nur noch schlechter mit dem Essen. Er isst leider immer nur ein paar Löffelchen und dann ist schluss. Obst pur z.b.Banane ging auch nur einmal, gemischt Obst und Gemüse auch ein paar mal, jetzt wieder nicht. Wenn man etwas neues einführt, ist es das gleiche. Er ist sehr neugierig und aufgeweckt und lässt sich beim Stillen auch oft ablenken. Kuckt in der Gegend rum oder spielt mit irgendwelchen Dingen und wenn es mein Pullover ist. Teilweise muss ich ihn,wenn er schon recht quengelig ist, tragend od. auf dem Pezzi-Ball hüpfend stillen. Nun haben wir Pezzi-Ball und Brei füttern auch eher weniger erfolgreich ausprobiert. Wir wissen nicht weiter... Infolge des wenig essens, schläft er tagsüber sehr wenig, wird schnell (teilweise nach 10 min. - 30 min.) wieder wach und möchte dann wieder essen. Leider nur bei Mama. Ich hoffe sie können uns weiterhelfen, vielen Dank Sonja-Sophie-Elfe

von Sonja-Sophie-Elfe am 14.11.2012, 22:42



Antwort auf: Kind isst nicht

Liebe Sonja-Sophie-Elfe, der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es dies gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, dass sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Probier es einfach einmal aus. Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Dein Sohn beginnt sich mehr für seine Umwelt zu interessieren und ist deshalb beim Stillen leicht ablenkbar. Mit rund vier bis sechs Monaten können die Katze die vorbeiläuft, eine Bewegung am Fenster, ein Geräusch aus dem Radio und viele andere Dinge so viel wichtiger sein als das Trinken an der Brust. Hier hilft es sich zum Stillen ganz bewusst in eine ruhige, eventuell abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen. Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig beruhigen. Solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 15.11.2012