Frage: Hungerzeichen (nachts) erkennen???

Liebes Stillteam :) mein kleiner Schatz ist nun 13 Wochen alt und seit ca. einer Woche hat er seinen Daumen entdeckt und lutscht immer mal wieder daran; hauptsächlich wenn er müde ist. Nun ist es seit 4 Nächten so, dass er richtig lange am Stück schläft (zw. 5 und 8 Stunden). Im Grunde sollte ich daran erfreuen :-) .... allerdings bin ich total verunsichert: Er meldet sich nicht mehr mit den üblichen Hungerzeichen. Ich werde wach weil er im Halbschlaf seinen Daumen sucht und laut schmatzt. Da ich denke dass er Hunger hat nehme ich ihn dann auf und stille ihn. Er trinkt dann auch "im Nachtmodus" und schläft danach direkt weiter. Nun weiß ich einfach nicht ob er wirklich Hunger hat oder einfach nuckeln möchte. Was meinen Sie, sollte ich ihn stillen oder einfach abwarten bis er wacher ist und sich eindeutiger meldet???? Leider ist es seit einer Woche auch so, dass ich seine Hungerzeichen auch tagsüber nicht mehr eindeutig erkenne; dies war bisher kein Problem. Tagsüber hat er zur Zeit wieder kürzere Abstände (manchmal nur 1,5 Stunden). Meistens ist es nun so, dass er ein paar Schlückchen trinkt und dann loslässt und weint oder schreit (manchmal ganz spitz) und dann aber auch ganz wild wieder schnappt ... und so weiter und so fort ... Ich nehme ihn manchmal auf und er "rülpst" dann dolle, trinkt danach aber auch nicht mehr richtig weiter .... Auch hier stelle ich mir die Frage ob er wirklich Hunger hat oder ob ich vielleicht zu spät dran bin und er zu hastig trinkt und zu viel Luft schluckt. Haben Sie vielleicht eine Erklärung und Ratschläge :-) ? Fragen über Fragen ... und ich habe noch eine (weiß aber nicht ob das in ihr Spezialgebiet passt). Mein Kleiner hat zur Zeit auch Schwierigkeiten beim Einschlafen. Er wird in der Regel schnell müde und wir meistens auch quengelig. Meistens nehme ich ihn dann auf den Arm und dann "motzt" "schreit" er los; meistens schläft er dann bald ein. Manchmal kann ich ihn ablegen und er schläft sich aus. Manchmal muss ich ihn einfach auf dem Arm halten damit er schläft. Abends ist es dann besonders schwierig ... ich hab so richtig das Gefühl dass er sich, obwohl müde, gegen das Schlafen sträubt. Auch hier hoffe ich auf eine Erklärung, die mir die Augen öffnet und mir hilft meinen Kleinen besser zu verstehen !!! Vielen lieben Dank für Ihre Bemühungen!!! Kali

von Kali5 am 28.10.2015, 07:32



Antwort auf: Hungerzeichen (nachts) erkennen???

Liebe Kali, Du kannst dein Baby ruhig gleich anlegen, denn wenn es erst richtig wach werden muss und vor Hunger weint, wird es nicht gleich wieder ruhig einschlafen. Wenn dein Baby keinen Hunger hat, wird es dir das unmissverständlich zeigen ;-). Auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das irritierte Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Eine andere Ursache kann der Schnuller sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Als nächstes kannst Du einmal eine Stillzeit ganz genau beobachten. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast Du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn Du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst Du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst Du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt Du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter. biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt. So könntest Du dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf deinem Bauch einschlafen lassen.) lass das Baby oft aufstoßen. vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht. Zusätzlich ist es ein guter Gedanke, dass Du dich an eine Kollegin vor Ort wendest, die dich und dein Kind im Gegensatz zu mir sehen kann und damit sehr viel gezielter beraten kann. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Es ist völlig normal, dass dein Baby noch nicht alleine schlafen kann und deine Nähe sucht. Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 28.10.2015