Mein Sohn ist jetzt 5 Wochen alt geworden und steckt vermutlich in seinem ersten Schub. Er zeigt seit einer Woche ein total unruhiges Stillverhalten, das Andocken klappt gut und trinken scheint er auch vernünftig, nach ca 10-15 min fängt er an zu krächzen und stöhnen und sich zu überstrecken, zieht meine Brustwarze hin und her. Ab und zu drückt er und entleert seinen Darm, aber nicht immer. Wenn er dann fertig getrunken ging das Krächzen noch etwas weiter, ich versuche ihn aufrecht zu lagern/Bäuerchen zu machen. Danach war immer eine Stunde Ruhe bis zur nächsten Mahlzeit. Er hat am Tag um die 10 nasse Windeln und 6 sind mit Stuhl. Bis jetzt hat er auch gut zugenommen.
Seit gestern abend hat sich das Ganze in ein Dauerzustand verwandelt.. Es vergehen keine 5 Minuten nach einer Mahlzeit und er fängt wieder nach der Brust zu suchen. Zwischendurch fließt auch etwas Milch zurück. Ich habe gestern abend so fast 5h gestillt, nachts hatte ich paar Stunden Ruhe und morgens ging das Dauerstillen weiter.
Jetzt ist er mittags erschöpft eingeschlafen.
Gehört das extreme Dauerstillen zum Wachstumsschub?
Deutet das Krächzen auf eine Unverträglichkeit hin oder eine Refluxerkrankung?
Wird mein Sohn eventuell nicht satt?
Ich hab nach dem Abdocken testweise immer noch Milch abstreichen können.
Es ist echt kräfteraubend und ich bin besorgt um die Gesundheit meines Sohnes.
von
Nati00
am 17.02.2020, 11:51
Antwort auf:
Dauerstillen noch normal?
Liebe Nati00,
das hört sich nach dem ganz normalen Trinkverhalten eines verhältnismäßig jungen Menschenkindes an.
Das„Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“
angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys
wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys
haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen.
Das Marathonstillen kann für Dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen
Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die
Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und
genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Sprich einmal mit dem Kinderarzt wegen dem Krächzen, ich denke aber nicht, dass Du Dir Sorgen machen musst.
Kleine Babys können zum Teil sehr eigenartige Geräusche machen, die uns Eltern manchmal wirklich Sorgen bereiten können. In den meisten Fällen sind diese Laute und Geräusche aber harmlos.
Wenn der Arzt nichts Besorgniserregendes gefunden hat, dann kann es schlicht eine Eigenheit des Kindes sein, dass es diese Geräusche macht.
Sicher ist es aber sinnvoll, dass Du einmal deine Anlegetechnik und Stillposition von einer Stillberaterin überprüfen lässt, denn manchmal kann das Seufzen und Schnaufen auf eine ungute Anlegetechnik zurückgeführt werden.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass dir der Besuch einer Stillgruppe gut tun könnte, denn dort findest du Frauen, die ganz ähnliche Fragen haben wie du, oder schon Antworten darauf gefunden haben. Kompetente Unterstützung und der Austausch von Mutter zu Mutter sind unendlich wertvoll...
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 17.02.2020