Hallo Frau Welter,
Mein Sohn ist mittlerweile 18 Tage alt und seit kurzem gefühlt ständig unzufrieden.
Nachts ist alles gut, er schläft ab ca. 00:00 bis morgens um halb 9, unterbrochen von einer Stunde stillen um etwa 04:30 Uhr.
Ich stille voll - ich war sehr froh dass das geklappt hat, da ich vor 9 Jahren eine Brustverkleinerung hatte. Da die Gewichtszunahme völlig in Ordnung ist mache ich mir eigentlich keine Gedanken über zu wenig Milch. Allerdings scheint irgendwas nicht in Ordnung zu sein.
Wenn ich ihn gestillt habe (meist beide Seiten, jede Seite ca. 20 bis 30 Minuten) ist er kurz zufrieden. Nach kurzer Zeit (manchmal 10, manchmal 30 Minuten) fängt er an zu schreien. Ich habe in diesen Momenten schon alles mögliche versucht ihn zu beruhigen, das einzige was ihn beruhigt ist erneutes Anlegen.
Dementsprechend selten findet er auch tagsüber in den Schlaf - wir sind fast pausenlos am stillen.
Nun beschäftigen mich natürlich einige Fragen. Ist das Schreien wirklich durch Hunger bedingt? Ist das ständige Anlegen der richtige Weg? Bessert sich das Ganze irgendwann?
Natürlich begegnen einem in diesem Zusammenhang auch immer wieder Wörter wie Schreibaby oder High Need Baby.
Haben Sie einen Rat für mich was ich machen kann? Da es mir psychisch aktuell sowieso schon nicht so gut geht ist das ständige Schreien für mich sehr schwer zu ertragen, ich möchte doch dass es meinem Sohn gut geht.
Zufüttern möchte ich eigentlich extrem ungern.
Vielen lieben Dank für Ihre Unterstützung!
Mitglied inaktiv - 06.06.2021, 19:56
Antwort auf:
Dauerstillen / Baby schreit viel
Liebe gesa9112,
so kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Gib Dir und Deinem Kind die Zeit, die ihr beide braucht, um euch an das neue Leben zu gewöhnen. Denke daran, dass Du jetzt Wöchnerin bist. Leider ist es in unserer Kultur nicht (mehr) so sehr verbreitet darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat, Zeit braucht. Zeit zur Erholung, Zeit zum gemeinsamen Kennenlernen des neuen Menschleins, Zeit ums sich an die ganze Veränderung, die so ein kleiner Erdenbürger mit sich bringt zu gewöhnen.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.06.2021