Bruststreik und einseitiges Stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Bruststreik und einseitiges Stillen?

Liebe Frau Welter, Ich habe vor einigen Wochen eine Frage gestellt und Sie haben mir bereits damals sehr geholfen. Ersteinmal Danke dafür. Meine Tochter ( 15 Wochen) trat vor fast 6 Wochen und nach einem Magen Darm Infekt in den Bruststreik. Nichts half, wir mussten aufgrund von Gewichtsverlust 1,5 Wochen nach Beginn des Streiks mit der Flasche zufüttern. Alternative Fütterungsmethoden lehnt sie ab. Eine weitere Woche und viele Tränen und verlorene Nerven später, nahm sie die Brust plötzlich wieder und ich konnte 2,5 Wochen in Frieden voll stillen. Letzte Woche hatte ich auf der rechten Seite einen Milchstau und dies war erneut unser Anfang vom Ende. Seit dem Milchstau verweigert sie wieder die Brust, links klappt es noch ab und zu, meistens nachts und wenn sie tagsüber sehr müde ist, rechts ignoriert sie vollkommen bzw. fängt hysterisch an zu schreien, bis ihr die Luft wegbleibt. Die rechte Seite Pumpe ich immer ab, allerdings scheinen noch nicht alle Kanäle frei zu sein. Meine Hebamme und die Kinderärztin rieten mir jetzt endgültig auf die Flasche umzusteigen, zumal sie nicht mehr abnehmen sollte. Ich kann und will mich jedoch noch nicht damit abfinden und versuche weiter zu stillen aber ohne Geschrei. Sobald sie hysterisch auf die Brust reagiert gebe ich ihr die Flasche. Das alles zehrt ziemlich an meinen Kräften und ich breche auch häufig in Tränen aus weil es mich sehr mitnimmt, vor allem da der letzte Briststreik noch kaum überwunden ist. Nun zu meiner Frage: Denken Sie ich sollte es nochmal versuchen oder endgültig die stressfreiere Variante, das Fläschchen nehmen? Klappt einseitiges Stillen auf Dauer oder denken Sie die Kleine nimmt die rechte Brust erneut sobald dort die Milch wieder richtig fließt? Sie schläft nachts seit einer Woche auch nur ein bis maximal zwei Stunden, schiebe es jedoch auf einen Entwicklungsschub. Vielen lieben Dank für Ihren Rat!

von Trisch100990 am 04.08.2017, 13:06



Antwort auf: Bruststreik und einseitiges Stillen?

Liebe Trisch100990, dein Baby stillt sich leider zur Flasche hin ab und das wird sich nicht ändern, so lange sie diese noch bekommt. Dein Baby hat vermutlich Probleme damit, mit den unterschiedlichen Trinktechniken klar zu kommen. Es braucht viel Geduld, damit es wieder lernt, an der Brust zu trinken. Am besten wäre es, wenn du dir die kompetente Hilfe einer Stillexpertin sicherst, die dich punktgenau unterstützen kann. Möglicherweise hilft es, mit einem Brusternährungsset zu arbeiten; wichtig ist in der Regel, dass das Baby KEINE Flasche bekommt sondern mit alternativen Fütterungsmethoden gefüttert wird, solange es nicht an der Brust trinkt. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch mehr trinkt: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Kopf hoch, Ihr schafft das! LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 04.08.2017