Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
nachdem ich mir in den letzten 2 Wochen bereits aufgrund "ungereimter" Tests, Blutungen sowie nicht erkennbarem Dottersack bei US (inzwischen ließ er sich jedoch zumindest "erahnen") den Kopf zerbrochen und Sie auch bereits hierzu befragt habe, kommt jetzt leider auch der HCG-Wert als eher negativer Mosaikstein hinzu: Nachdem der Wert zunächst innerhalb von 5 Tagen von 800 auf 2370 anstieg, betrug er nach zwei weiteren Tagen nur um die 3200 (rechnerisch 6+6, evtl. aufgrung verzögerten ES später). Meine FÄ sieht wenig Chancen auf eine postive Entwicklung und hat gesagt, wenn bis nächsten Mittwoch der US kein eindeutiges Ergebnis bringe bzw. der HCG-Wert falle, müsse eine Ausschabung gemacht werden. Dies wäre bereits meine dritte FG in Folge innerhalb von zwei Jahren (habe allerdings bereits zwei gesunde Kinder aus erster Ehe).
Nun stellen sich mir insbesondere zwei Fragen:
1. Ist eine Ausschabung unbedingt erforderlich (Fruchthöhle gestern 6,6 mm)?
2. Ich wünsche mir natürlich nichts sehnlicher, als dass sich alles doch noch zum Guten wendet; aber gbt es diesbezüglich übehaupt eine realistische Chance? Meine FÄ sagt, solange das HCG steigt, kann man nichts machen; abgesehen davon, dass ich ohnehin überhaupt nicht möchte, dass man "etwas macht", frage ich mich dennoch, warum bei einer solchen Prognose dann überhaupt abgewartet wird. Oder ist das eine rein juristische Vorsichtsmaßnahme? Ich bereue inzwischen wirklich, überhaupt so früh zum Arzt gegangen zu sein. Vielleicht wäre es besser gewesen, der Natur ihren Lauf zu lassen? Den psychischen Druck finde ich inzwischen unerträglich, obwohl sich meine Ärztin wirklich alle Mühe gibt und sehr mitfühlend ist ...
Vielen Dank im Voraus,
petrak
Mitglied inaktiv - 12.12.2008, 23:20
Antwort auf:
HCG-Wert steigt zu langsam
Liebe Petra,
dieses ist sicher sehr traurig für Sie und mit Ihrer Einschätzung, bei einer nächsten Schwangerschaft ggf. nicht so früh nachsehen zu lassen, kann ich Sie nur unterstützen, denn wir wissen nur zu gut, dass wir die Verläufe in den ersten drei Monaten praktisch nicht beeinflussen können. Daran ändern auch häufigere Kontrollen nichts.
Sofern es zu einer sehr frühen Fehlgeburt kommt, kann es hier gut vertretbar sein, auf eine Ausschabung zu verzichten. Dieses muss nicht mit Nachteilen für eine Folgeschwangerschaft verbunden sein.
Jedoch kann das am besten Ihre Frauenärztin/Frauenarzt entscheiden. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin ab.
Bei einer weiter fortgeschrittenen, wo noch größere Schwangerschaftsanteile in der Gebärmutter vorhanden sind, sie also nicht abgeblutet sind, wird allerdings schon eine Ausschabung empfehlenswert sein. Gleiches gilt bei einer stärkeren Blutung in Folge einer Fehlgeburt.
Darüber hinaus ist es ein nicht ungewöhnlicher Vorgang, dass manche Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben oder zwischendurch eine Schwangerschaft austragen, bevor eine sich dann (wieder) ein intakte Schwangerschaft entwickelt.
Dabei sind genetische Störungen die häufigste Ursache für eine frühe Fehlgeburt, dann folgen anatomische Ursachen, Infektionen und Medikamente. Auch können sowohl Gerinnungsstörungen als auch das mütterliche Alter eine Rolle spielen.
Erst, wenn sich Fehlgeburten häufen (mehr als dreimal hintereinander), wird empfohlen, eine weiterführende Diagnostik zu veranlassen. In Ausnahmefällen schon früher. Hierzu gehört neben der Untersuchung der Frau, der Genetik der Eltern ggf. auch die Suche nach den oben genannten Blutgerinnungsstörungen.
Diese bleiben die häufig unerkannt, aber dennoch sind sie in einer nicht unerheblichen Zahl die Ursache für wiederholte Fehlgeburten und Probleme in der Schwangerschaft. Als hormonelle Ursachen kommen unter anderem Schilddrüsenfunktionsstörungen, wie eine Unter- oder Überfunktion in Frage. Ein Gelbkörpermangel ist sicher eher selten die Ursache.
Eine für jede individuelle Situation passende Prophylaxe haben wir bis heute nicht. Bei einer genetischen Ursache ist dieses auch eine Art natürlicher Ausleseprozess der dazu führt, dass mache Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben, bevor sich eine intakte Schwangerschaft entwickelt.
Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin ab.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 13.12.2008