Hallo Dr. Bluni,
ich bin in der 9. SSW und hab folg. Problem: letzten Samstag habe ich mir ein Brötchen mit kaltem Schweinebraten (dieser abgepackte, in Scheiben aus dem Supermarkt) gemacht und beim 1. Bissen stellte ich einen komischen, säuerlichen Geschmack fest und spuckte das Meiste wieder aus, aber ein kl. Bißchen habe ich bestimmt trotzdem runtergeschluckt und darum habe ich jetzt Angst, mich mit Listerien infiziert zu haben.
Doch damit nicht genug, gestern Abend hatte ich eine Körpertemperatur von 37,69° C (rektal gemessen), mir war heiß und dann wieder kalt, doch sonst ging es mir gut - ich fühlte mich nicht fiebrig oder krank, wie das sonst immer der Fall ist, wenn ich mal erhöhte Temp. habe. Ca. 1 Std. später hab ich nochmal gemessen und die Temp. war nur noch bei 37,3° C und ca. 3 Std. später war sie nur noch bei 36,9° C. Heute morgen ist sie wieder bei 37,1° C.
Was soll ich denn davon halten ? Ich finde das alles komisch und meine Angst, mich infiziert zu haben macht mich noch ganz verrückt...
Was meinen Sie, soll ich lieber zum Arzt ? Könnte das Listeriose sein ?
Mitglied inaktiv - 19.03.2010, 06:29
Antwort auf:
Erhöhte Temperatur in der Schwangerschaft
Hallo,
1. eine schwangere Frau sollte nicht meinen, sie müsste sich mit Bekanntwerden der Schwangerschaft komplett von der Außenwelt abkapseln, um sich dann nur noch zur Geburt des Kindes rufen zu lassen, da ja da draußen eine Menge potentieller Gefahren vorhanden ist.
Leider werden derartige Vorstellungen in zunehmendem Maße durch Veröffentlichungen in allen möglichen Medien und den selbsternannten Expertinnen mehr als geschürt.
Und so erleben wir gerade in unserem Land eine - gelinde ausgedrückt - gewisse Form der Hysterie im Hinblick auf potentielle Infektionsquellen in der Umwelt.
Dieses bestätigen auch Ihre Ausführungen.
2. eine solche Situation stellt sich offensichtlich immer mal wieder ein: Das Fleisch war offensichtlich nicht ganz durchgegegart oder es wurde ein vermeintliches Rohmilchprodukt verzehrt und nun besteht die Angst einer Listeriose– oder Toxoplasmoseinfektion. Hier ist es grundsätzlich nicht möglich, nun das Risiko der Infektion zu quantifizieren.
Die Listeriose äußert sich in mäßigem Fieber, geringem Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen; also mit den Symptomen eines grippalen Infektes beziehungsweise einer Harnwegsinfektion.
Charakteristische Hinweise auf eine Listeriose fehlen, eine Abgrenzung zur Grippe beziehungsweise anderen Infektionen ist nicht gegeben, so dass eine gezielte Suche nach den Bakterien in der Regel unterbleibt.
Bei Verdacht oder der Diagnose eine Listeriose kann mit einer antibiotischen Behandlung Schaden abgewendet werden.
Wie häufig ist eine Listeriose?
In Deutschland kommt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zu rund 200 Fällen pro Jahr, die relativ gleichmäßig über das Land und das Jahr verteilt auftreten. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Die konnatale Listeriose (Infektion unter der Geburt) wird etwa nur 30- bis 40-mal pro Jahr registriert (bei ca. 800.000 Entbindungen pro Jahr).
Kann Listeriose verhindert werden?
Die generellen Hygienerichtlinien empfehlen für die Verhinderung von Listeriosen die gleichen Maßnahmen wie zur Vorbeugung anderer durch verunreinigte Lebensmittel verursachter Erkrankungen (z.B. Salmonellen).
generelle Empfehlungen:
• Kochen Sie rohes Essen von Tieren, wie Rind, Schwein und Geflügel immer ganz durch
• Waschen Sie rohes Gemüse gründlich bevor Sie es essen
• Halten Sie bei der Zubereitung rohes Fleisch strikt fern von Gemüse und von gekochtem Essen und essfertigen Lebensmitteln
• Vermeiden Sie rohe (unpasteurisierte) Milch oder Nahrungsmittel, die aus roher (unpasteurisierter ) Milch hergestellt wurden
• Waschen Sie sich die Hände, Geschirr und Geräte, die mit rohen Lebensmitteln in Berührung gekommen sind.
Es sollte immer der behandelnde Arzt entscheiden, ob er in einem solchen Fall wirklich die Abklärung einer Listerioseinfektion für geboten hält.
Ergibt sich ein begründbarer(!!) klinischer Verdacht auf eine Listerieninfektion bei der Schwangeren, empfiehlt sich hierbei die sofortige Blut-Rachen- und Vaginalabstrichentnahme, sowie die Untersuchung des Urins und ggf bis hin zur Untersuchung der Amnionflüssigkeit. Die Anzucht in der Kultur ist das wichtigste Verfahren.
Hinsichtlich einer eventuellen Toxoplasmoseerkrankung sprechen Sie am besten mit Frauenärztin/Frauenarzt über einen entsprechenden Test.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 19.03.2010