Cuci
Ich habe es schon mal in einem anderen Forum erwähnt. Da hier jetzt aber so einige ganz schlimme Geburtserfahrungen zu Tage getreten sind, würde ich mich gerne mal zu einem ganz anderen Thema äußern. Als Hilfe, für andere denen es auch so ging, und Angst haben damit allein zu sein, oder einfach nur als Denkanstoß. Einige haben es ja schon mitbekommen. Meine erste Geburt ging tüchtig schief. Über fehlgeschlagene Einleitung, kaum empathisches Krankenhauspersonal um nicht zu sagen herzlos und furchtbar überlastet, viele schlimme Einzelerfahrungen, wo meine neue Hebamme bei jeder einzelnen sagt, das darf so nicht sein, noch dazu einen Ehemann, der lieber Google befragt anstatt der leitenden Hebamme zu glauben, der Notkaiserschnitt sei nun wirklich nötig, um das Leben seiner Frau und seines Kindes zu retten und danach auf Station einfach allein gelassen und von"klugen" Kinderkrankenschwestern auch noch "fertig gemacht"... Das Ende vom Lied? Ich hatte ein zuckersüßes hilfloses kleines Wesen neben mir liegen, noch nicht mal "anstrengend", eigentlich einfach ein liebes zufriedenes Mädchen. Und was fühle ich? Nichts. Doch. Ich fühle mich nicht als Mutter. Ich fühle mich wie eine Kuh, die ihre Aufgabe erfüllt hat. Nachwuchs gebären. Nun kann sie wieder zurück auf die Weide. Treibt sie fort! Und ich fühle Traurigkeit und Zorn. Aber Liebe? Natürlich kümmer ich mich um das Baby. Muss ich ja. Einer muss es ja tun. Aber diese überwältigende Mutterliebe vom ersten Atemzug an, die habe ich nicht gespürt. Vielmehr kreisen die Gedanken darum, wie es nun weitergehen soll... Mit mir. Zuhause. Familie? Man schämt sich. Man fragt sich "was stimmt denn nicht mit mir!?" Von alldem will natürlich keiner etwas wissen. Man ist nun Mutter und genauso hat man sich auch zu fühlen!! Glücklich. Überwältigt. Voller Energie alles zu schaffen! Also bleibt man stumm und versucht es mit sich selbst auszumachen. Lediglich meiner Mutter vertraue ich mich an. Und sie (ebenfalls mit mir einen schrecklichen Notkaiserschnitt erlebt) nimmt mich in den Arm und fängt meine Tränen auf und sagt "Schätzchen. Ich weiß wie du dich fühlst. Mutter werden heißt nun mal nicht auch gleich Mutter sein. Das vergeht. Und ich weiß, du liebst dein Kind!" Und sie hat Recht. Ich liebe mein Kind!! Und ich bin keine schlechte Mutter! Diese zweite Geburt nun war anders. Das Danach war zwar nicht schön. Aber die ganze Situation der Geburt und der freundlichen Ärzte und Schwestern haben mir wirklich geholfen, mich etwas mit der ersten Geburt auszusöhnen. Ich habe den ersten Schrei meiner Tochter gehört, mir sind Tränen übers Gesicht gelaufen, als man sie mir zeigte. Ich konnte noch im Aufwachraum anlegen. Und habe dabei in ihre tiefen hübschen Augen geblickt. In den zehn Tagen im KH haben wir gekuschelt gekuschelt gekuschelt. Und ich sehe sie an und weiß, nein ich spüre, dass ich sie von ganzem Herzen liebe. Wenn sich jetzt jemand angesprochen fühlt. Ihr seid nicht allein. Es redet nur niemand darüber. Zu groß ist die Scham. Zu groß sind die Schuldgefühle, das schlechte Gewissen. Darum schweigt man. Aber bitte. Tut es nicht. Vertraut euch jemandem an und sucht euch Hilfe. Das ist nichts schlechtes! Ihr liebt eure Kinder. Und ihr seid keine schlechten Mütter! Nur so könnt ihr stark werden für eure Kinder, die euch brauchen!
Toller Beitrag! Ich hatte eine traumatische erste Geburt. Es gibt ja auch den Begriff regretting motherhood. So war es bei mir. Es war alles schwierig, das Kind schrie nur, ließ sich nicht ablegen, stillprobleme, nichts lief rund, wir schliefen nicht, waren völlig am Ende. Mutterglück? Gab es nicht... Auch die Bindung war sehr schwierig. Ich sehe Vieles durch die Geburt verursacht. Bei Kind 2 ist alles anders. Mit der Geburt kann ich die erste denke ich abschließen. Dieses Mal habe ich das Kind selbst geboren. Er ist so friedlich, schläft nur. Mir geht es emotional super, es ist alles 180 Grad anders und es liegt sicher mit an der Geburt. Stillen haben wir auch so unsere Probleme aber ich kann damit dieses Mal ganz entspannt umgehen. Entspannte Mutter und entspanntes Kind. Es stimmt, niemand ist alleine, ich habe mir damals Hilfe geholt und tausche mich weiter mit Betroffenen aus zum Stichwort Gewalt unter der Geburt, bin auch Mitglied bei motherhood e. V. Am Wichtigsten ist Reden. Auch wenn es oft ein tabu Thema ist!
Es tut mir leid was du und andere für schlimme erfahrungen machen musstet!
Sowas dürfte einfach nicht sein und es bestünde definitiv handlungsbedarf.
Schön dass du das schreibst.
Ich möchte zu deinem text ergänzen:
Das kann einem auch nach einer tollen geburt so gehen.
Dieses gefühl das kleine geschöpf zu lieben kam erst mit der zeit bei mir. Ich hatte bisher 2 tolle geburten die kurz und auch hauptsächlich selbstbestimmt waren.
Klat man versorgt das baby und sorgt sich darum aber diese mami gefühle die müssen bei mir erst wachsen. Das kleine wesen muss man auch erst kennenlernen und mit allem drumherum klar kommen. Die Gefühle werden kommen aber manchmal braucht das etwas zeit
Ich wünsche allen von euch alles gute und denen die es brauchen eine gute heilung von körper und seele
Gruss aus dem Oktober
Hallo aus dem Oktober. Ich lese mir jeden eurer Berichte hier durch und finde es großartig, dass du dieses riesige Tabuthema angesprochen hast! Ich bin mir sicher, viele Frauen empfinden ähnlich und können sich mit deinem Text identifizieren. Einfach ein großes Danke!
Auch ich möchte noch etwas dazu ergänzen. Bei mir war es so, dass die erste Geburt traumatisch war und die zweite toll, trotzdem hatte ich echte Probleme mein zweites Kind einfach so anzunehmen. Wieso? Ich hatte auf einmal weniger Zeit für das erste, auch noch sehr kleine Kind. Und da hat mich das zweite am Anfang leider erstmal „gestört“. Ich konnte mich „wegen Nr. 2“ nicht mehr so um Nr.1 kümmern wie ich es wollte, obwohl nr.2 absolut pflegeleicht war. Erst nach kurzer Zeit habe ich begriffen, dass fas für Nr.1 auch Vorteile hat (Eigenständigkeit, bessere Bindung zum Papa, ein Geschwisterchen) und ab dann konnte ich Nr.2 grenzenlos lieb haben. Also auch beim zweiten Kind und toller Geburt kann man zuerst Bindungsprpbleme haben. Aber auch diese Zeit vergeht, solange man nur drüber sprechen kann und ehrlich sein darf. Ich freue mich hier im Forum ehrliche Posts zu lesen
Das ist auch ein ganz wichtiger aspekt. Auch absolut nachvollziehbar und darf auf keinen fall von sich selbst als schlimm empfunden werden.
Darüber reden ist immer die beste lösung
alles braucht seine zeit.
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