Monatsforum Mai Mamis 2019

Völliges Gefühlschaos

Völliges Gefühlschaos

Julia-K

Hey Mädels... Ich habe mich in den letzten Tagen seit der Geburt ein wenig zurückgezogen - brauchte die Zeit für mich. Ich weiß gar nicht so genau, was ich mit diesem Post überhaupt (aus)sagen möchte. Vielleicht muss ich es einfach nur mal niederschreiben... Vor 2 1/2 Wochen habe ich unseren wundervollen kleinen Prinzen zur Welt gebracht. Es war ja ein geplanter Kaiserschnitt. Am Tag seiner Geburt war ich noch so erschöpft - nicht zuletzt auch wegen der Aufregung, weil man ja nun so gar nicht weiß, was auf einen zukommt. Am Nächsten Tag schon hatte ich mich „gefangen“. Wir hatten ein Familienzimmer und sind im Krankenhaus steht’s herzlich behandelt worden - keine Frage, kein Hilferuf unsererseits war Zuviel, egal ob Tag oder Nacht. Wir waren 5 Tage in unserem eigenen kleinen Mikrokosmos, unsere eigene kleine Blase. Ich hatte mich sehr gefreut, als ich nach Hause durfte. Zuhause angekommen haben mich meine Gefühle jedoch total überrannt. Der Alltag hat sofort zugeschlagen. Ich trauerte ab diesem Zeitpunkt schon der Zeit im Krankenhaus nach. Die ersten Stunden nach der Geburt waren so ruhig und entspannt. Der ganze Klinikaufenthalt war total schön, das hat schon beim betreten des Krankenhauses und den ganzen Voruntersuchungen angefangen. Am Tag des Kaiserschnitts haben alle versucht mich abzulenken, mir meine Angst & Aufregung zu nehmen - vor allem das OP Personal. Der Kaiserschnitt als solches, war im Gegensatz zu der Spontangeburt meines ersten Sohnes so unglaublich friedvoll. Trotzdem habe ich das Gefühl, es nicht bis ins letzte ausgekostet zu haben, wahrscheinlich der Aufregung und den Medikamenten geschuldet. Obwohl ich jetzt alles "überstanden" habe, es meinem Sohn und mir gut geht, denke ich ständig über meine Schwangerschaft und vor allem die Geburt nach. Jedem dem ich das erzähle, der hält mich für verrückt (vor allem wenn ich sage, dass ich die Geburt so gerne noch einmal erleben würde). Mir fehlt so wahnsinnig mein dicker, praller Babybauch, die Bewegungen und Tritte meines Kleinen. Ich habe das Gefühl, grad die letzten Tage nicht richtig genossen zu haben, eben weil ich so gespannt auf alles war. Mir ging es die ersten 17 Wochen wirklich schlecht und danach war ich der Schwangerschaft eher überdrüssig, als das ich es „schön“ fand. Ich habe bis 2 Wochen vor Entbindung arbeiten müssen, da ich selbstständig bin. Jeder Knochen, jeder Muskel im Körper hat geschmerzt. Schlafen ging auch nur mehr schlecht als recht und das extreme Sodbrennen hat all das noch abgerundet. Alles in allem also völlig „normale“ Schwangerschafts weh-wehchen... und eigentlich nix ungewöhnliches! Ich habe eigentlich nur noch gejammert, das es doch jetzt bitte vorbei sein soll... ich bin gerade dabei, den kompletten Geburtsverlauf vom Einchecken ins Krankenhaus, über die Fahrt in den Op, den ersten Schrei unseres Sohnes, die Zeit danach, bis hin zur Entlassung aufzuschreiben und hoffe, dass ich die Geburt (obwohl ich sie als sehr positiv empfand) so besser verarbeiten kann. Ich möchte einfach nicht vergessen... Ich denke nicht, dass ich an einer Wochenbettdepression leide, da ich bis auf mein seelisches Chaos (dieser starke Wunsch, alles nochmal zu erleben) super mit allem zurecht komme und auch an überhaupt nichts zweifel etc.. ich hatte bei meinem ersten Sohn damals eine Depression und das war ne ganz andere Hausnummer. Ich bin aber generell ein eher unflexiblerer Typ und tue mich schwer mit Veränderungen. Geht es jemandem ähnlich wie mir oder stehe ich da völlig allein auf weiter Flur?!


Tante_Erna

Antwort auf Beitrag von Julia-K

Hallo aus dem März! Deinen Text hätte ich so ähnlich vor 2,5 Wochen schreiben können. Mir ging es die ersten Wochen, ziemlich genau bis zur 17., auch richtig schlecht: Übelkeit, Kreislauf, schmerzen. Die ganze Schwangerschaft hatte ich immer wieder Sorgen, habe es versucht so gut wie möglich abzuschütteln und zu genießen. Habe 4 Wochen vor der Geburt (auch ein geplanter KS) aufgehört zu arbeiten und litt auch unter starken Sodbrennen und Reflux. Und auch meine krankenhauszeit war genau wie deine: richtig schön, im Familienzimmer und mit wunderbaren Schwestern, hebammen und Ärztinnen. Zu Hause war es bei mir schön, aber auch komisch. Und mir fehlte mein Babybauch sooo sehr. Ich habe die Bewegungen total vermisst und die Kugel. Irgendwie kam es mir so vor als hätte ich die Schwangerschaft nicht richtig genossen. Ich habe meinen Bauch viel gestreichelt und eingecremt, im jetzt nach „getaner Arbeit“ mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Irgendwie tat mir das gut. Jetzt habe ich so viel geschrieben, was ich eigentlich schreiben wollte: du bist nicht alleine, und dieses Gefühl geht weg, einfach weil die Freude über „das jetzt“ überwiegt, über dein Baby und all die Dinge, die es lernt. Genieß die Zeit jetzt


Julia-K

Antwort auf Beitrag von Tante_Erna

Das tue ich - also das genießen, und trotzdem komme ich nicht umher dieser Zeit einfach auch ein Stück weit nachzutrauern... Ich habe soviel über diese Schwangerschaft gejammert, das ich - meinem jetzigen Gefühl nach, das genießen vergessen habe oder es in dem Moment als „unwichtig“ angesehen habe... Ich denke nicht, das ich nochmal ein Kind bekommen werde - somit ist mir diese Erinnerungen einfach wichtig... Aber es ist total schön zu hören, das es auch Frauen gibt, die mich nicht für völlig bekloppt halten ;) Danke dafür... Lg


19sunshine87

Antwort auf Beitrag von Julia-K

Liebe Julia, ich weiß genau was du meinst. Erst sehnt man den Tag der Geburt so herbei und im Nachhinein ist es doch traurig, dass die Schwangerschaft schon wieder vorbei ist. Auch bei mir waren die Schwestern, Hebammen usw. Sehr lieb und bemüht und ich habe die ruhige Zeit im Krankenhaus für uns beide genossen. Kaum daheim, war mir schon klar, dass mit Wochenbett nicht viel sein wird.... Wir haben noch 3 weitere kleine Kinder und der Haushalt und sämtliche Aufgaben warten leider nicht..... Also war die Idylle hier schlagartig vorbei :-(. Mein Mann hatte eine Woche Urlaub und war zumindest bis letzte Woche noch nicht wieder über Nacht beruflich weg. Aber ab heute gilt es: ich bin nun wieder 3 Tage in der Woche ganz allein mit allem und habe davor wirklich größten Respekt. Ich habe fast Panik, hier nicht mehr klarzukommen, wenn jeder gleichzeitig andere Bedürfnisse hat. Meine Schwangerschaft habe ich sehr genossen, da es mir fast immer gut ging. Aber dennoch holt mich das Gefühl ein, dass ich zu wenig von der Schwangerschaft "mitgenommen" habe. Ich werde wahrscheinlich keine weitere Schwangerschaft mehr erleben dürfen und das macht mich auch traurig. Obwohl mein Verstand ganz klar sagt, dass 4 gesunde Kinder Segen genug sind. Mir fehlt auch mein Bauch und ich vermisse das schöne Gefühl, dass jemand in mir heranwächst. Vielleicht ist das auch ein Stück weit normal. Ich hoffe es.


Tante_Erna

Antwort auf Beitrag von Julia-K

Dann trauere und erinnere dich, das ist erlaubt und wie du siehst: normal! Solange du das hier und jetzt auch genießen kannst, ist da doch gar nichts verrücktes dran! Ich wünsche dir alles Liebe


crazysunshine

Antwort auf Beitrag von Julia-K

Ach Mensch, das tut mir leid das du so fühlst... Ich denke positiv an die Gefühle in der Schwangerschaft zurück, aber bislang vermisse och es nicht schmerzlich... Was mir mehr zu schaffen macht... Mein großer ist ja schon 9... da ist man wieder sehr selbstbestimmt... Er ist recht selbstständig.... Nunja... und nun ist man wieder so abhängig vom babywillen, ob es in dem Moment Bedürfnisse hat, wo man eigentlich was anderes geplant hat... Das ist ne Riesen Umstellung... Das hab ich besonders letztes Wochenende gemerkt.. . Fühl dich gedrückt meine Liebe


AnnaLeonor

Antwort auf Beitrag von Julia-K

Hallo liebe Julia Du bist nicht allein. Mir geht es genauso. Ein drittes Kind kommt für uns aber nicht in Betracht. Mein erstes Kind war ein frühchen und ich dachte damals, diese Gefühle lagen in der Frühgeburt begründet, weil ich die SS und das Wochenbett (Neo statt Wochenbett) nicht auskosten konnte und in Problemen während des SS (vanished twin, Verdacht auf T21, Diagnose Herzfehler). Das zweite Kind kam mehr oder weniger zum Termin aber nach Einleitung. Die Geburt war kurz aber heftig, die SS wurden von Ängsten und Diabetes überschattet und ich war froh, als das Baby gesund in meinen Armen lag. Das Wochenbett war toll und ich konnte stillen (bei 1. Kind nur abpumpen). Dennoch traure ich der SS, der Geburt, dem Wochenbett, der Newbornzeit etc. bis heute nach und stille auch noch. Ich werde wehmütig, wenn ich babybäuche sehe oder kleine Babies. Vielleicht liegt das in der Natur der Frau oder den Hormonen bedingt, vielleicht ist es die Endgültigkeit bzw. das wissen, kein Baby mehr in sich zu tragen, kein Gummibärchen mehr im US zu sehen, keine galoppierenden Herzchen mehr zu hören, keine Geburt und keinen ersten Augenblick mehr zu erleben ... ich lese ab und an in den aktuellen Foren meiner damaligen ET Monate und versuche mich zu erinnern (daher auch hier im Mai). Irgendwann werden diese Gefühle vielleicht weniger, die Wehmut schwächer und die Trauer über die Endgültigkeit weniger.


Julia-K

Antwort auf Beitrag von AnnaLeonor

Schön zu hören, das auch andere diese Wehmut verspüren... Nach meinem Großen ging es mir nicht so - da war das körperliche und seelische empfinden allerdings auch wesentlich schlechter! Aber vielleicht hast du recht und es liegt an der „Endgültigkeit“, eben kein Kind mehr zu bekommen - das eben nie wieder zu erleben und ich bin im Nachhinein wahnsinnig traurig darüber, in den letzten Wochen ständig gehofft habe, es doch jetzt bitte endlich „überstanden“ zu haben... auch wenn dies wahrscheinlich ebenfalls normal ist... Ich habe Schwangere nach meiner ersten Entbindung eher bemitleidet - weil es mir selbst so schlecht ging und jetzt beneide ich sie eher... Ach Mensch, immer diese Gefühlsduseleien...