Monatsforum Februar Mamis 2024

Strengere Zuckerwerte in der Schwangerschaft?

Strengere Zuckerwerte in der Schwangerschaft?

Pflaume

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Seit meine Frauenärztin meinte, ich soll einfach mal Weißmehl und Zucker weg lassen, rattert es ganz schön in meinem Kopf. In der ersten Schwangerschaft hatte ich den Diabetes mit der Ernährungsumstellung gut im Griff, aber da waren z.B. Kartoffeln fast tabu und ich musste das Vollkorn(!)-Frühstück splitten, da zwei Scheiben Brot auf einmal zu viel gewesen wären. Das war also schon noch bisschen komplizierter. Jetzt habe ich im Keller noch (abgelaufene aber noch ungeöffnete) Zuckerteststreifen gefunden. Habe ein paar Mal nach kritischen Lebensmitteln getestet, um zu sehen, wie stark ich mich tatsächlich einschränken muss. Zwei Stunden nach einer Tiefkühlpizza hatte ich einen Wert von133. Unschwanger wäre es ein guter Wert (< 140), aber schwanger hätte der unter 120 liegen sollen. Ich weiß, die Streifen sind vielleicht nicht mehr ganz zuverlässig, aber ich finds absolut schrecklich, im Blindflug die Ernährung umzustellen. Pizza gibt es jetzt zumindest erstmal nicht mehr. Jetzt genug Vorgeplänkel. Meine Frage ist: Warum sind die Zielwerte in der Schwangerschaft eigentlich strenger? Weiß das jemand? Sollte ich bei einem nem Wert von 133 wirklich besorgt sein? Viele Grüße von der Pflaume


Dorothy_in_Oz

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Antwort auf Beitrag von Pflaume

Hallo! Ich hab ja selbst Typ-1Diabetes und gehe mal davon aus, dass es die gleichen Gründe hat, warum die Werte so niedrig sein sollen: 1) das Baby gewöhnt sich im Bauch an die erhöhten BZ-Werte der Mutter und produziert selbst entsprechend immer etwas mehr Insulin, um den eigenen BZ normal zu halten. Nach der Geburt ist das ja dann aber nicht mehr nötig und viele Neugeborene schlittern dann in eine gefährliche Unterzuckerung. 2) Insulin fördert auch die Einlagerung von Fett, sodass Babys, die selbst zu viel Insulin produzieren, oft auch mehr Fettpölsterchen haben. Das wiederum kann die Geburt auch schwer machen, wenn das Kind dick ist. Ob bei Schwangerschaftsdiabetes Grund 3 auch gilt, weiß ich nicht, weil der sich ja eigentlich oft erst später entwickelt... Aber: 3) Hohe BZ Werte führen ganz früh in der SS oft zu Organfehlbildungen, insbesondere am Herzen... Daher sollen Mamas mit Typ 1 ja auch auf jeden Fall zur Feindiagnostik im 2. Trimester... Manchmal sind diese Fehlbildungen auch so gravierend, dass es zu Fehlgeburten kommt, entsprechend ist die FG-Rate bei Typ 1ern höher als bei Nicht-Diabetikerinnen Ich hoffe das hilft dir weiter! Falls du sonst noch Fragen hast, melde dich gerne - bin wie gesagt kein Experte für SS-Diabetes, aber viel lässt sich mit Typ-1-Wissen logisch erschließen ;-) Auf jeden Fall finde ich es sehr verantwortungsvoll und absolut sinnvoll, dass du jetzt schon mal darauf achtest!


Pflaume

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Antwort auf Beitrag von Dorothy_in_Oz

Danke für Deine ausführliche Antwort. Die Folgen von zu hohen Werten sind mir schon klar. Ich interessiere mich eher dafür, wie die "zu hohen" Werte definiert sind, aber es kann natürlich einfach sein, dass Embryonen empfindlicher auf Zucker reagieren und man deswegen niedriger Grenzwerte hat. Viele Grüße von der Pflaume


Dorothy_in_Oz

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Antwort auf Beitrag von Pflaume

Ah ok, dann hatte ich deine Frage falsch verstanden... Ich glaube "zu hoch" definiert sich im Vergleich zu Referenzwerten von gesunden Menschen. Die sind natürlich alle nur statistisch ermittelt und jeder Mensch reagiert ja ganz individuell. Um auf deine eine Frage aus dem 1. Post einzugehen: ich glaube nicht, dass einmalig 133 statt unter 120 irgendeinen Effekt / irgendwelche Folgen haben wird... Mein Diabetologe erzählte mir mal, dass er schon mehrere Schwangere betreut hat, die zu Beginn über Wochen Werte um die 300 hatten (Typ 1er natürlich) und trotzdem dicke, aber gesunde Kinder bekommen haben... Ich kann mir auch gut vorstellen, dass du Recht hast, dass Embryonen empfindlicher reagieren, eben weil bei ihnen ja die ganzen Organe und Gewebe erst angelegt werden, wohingegen die bei Erwachsenen, die nach höheren Grenzwerten leben bzw. noch als gesund gelten, ja schon alle fertig sind, also höchstens kleinere Schäden davontragen, die dann einfach nicht so tragisch sind... Da ist dann eine fehlgeschlagene Zellteilung einfach nicht mehr so schlimm wie bei Embryonen - das wäre dann quasi passend zu 3) aus meiner ersten Antwort ;-) Viele Grüße zurück


Pflaume

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Antwort auf Beitrag von Dorothy_in_Oz

Danke für Deine lieben Worte. Das beruhigt mich ein wenig. Viele Grüße von der Pflaume


supernana

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Antwort auf Beitrag von Pflaume

Alsoooo das Thema ist echt leidig und ich habe da bisher tatsächlich auch von niemandem eine wissenschaftlich sichere Antwort zu bekommen, was ich schon mehr als merkwürdig finde Mir wurde erklärt, dass die Grenzwerte strenger sind um keine Frau zu übersehen, die ggf in der Schwangerschaft schlimmere Werte entwickeln zu könnte. Selbst mein Diabetologe sagte zu meinen Werten: ich sag ihnen direkt, unschwanger haben sie damit definitiv keine Diabetes, aber schwanger ist das Risiko eben erhöht, dass ihre Werte zu hoch werden und das Kind damit zu stark zunimmt und sie zu viel Fruchtwasser bekommen. Ich finde es daher sehr fragwürdig, dass alle mit leicht erhöhten Werten als Diabetespatienten betitelt werden. Meiner Meinung nach müsste man das wie bei anderen Werten eher so sehen: sie haben ein erhöhtes Risiko, das wollen wir im Auge behalten. Mir konnte bisher auch niemand erklären, warum in anderen Ländern teilweise Nüchternwerte bis 100 (hier vor einigen Jahren übrigens auch) in Ordnung sind und warum tagsüber Werte bis 100 eh in Ordnung sind, aber morgens zb nicht. Meine Ernährungsberaterin hat da auch rumgedruckst und auf iwelche Studien verwiesen, die sie aber auch nicht näher benennen konnte ich kann mir halt bei bestem Willen nicht vorstellen, dass Werte die bei Unschwangeren als absolut in Ordnung angesehen werden sollen unschwanger problematisch sein sollen. Hätte man den Test vor der Schwangerschaft gemacht und ich hätte die gleichen Werte jetzt in der Schwangerschaft sagt man dann einmal es ist nix und einmal es ist Gestastionsdiabetes, obwohl die Schwangerschaft nichts an den Werten geändert hat und man dementsprechend eigentlich nicht unter die Gruppe fällt, die durch die Hormone schlechtere Werte bekommt. Das ist echter Irrsinn. Das mit dem Insulin des Kindes wird immer angeführt, das ist aber auch so eine Pseudoausrede mMn. Ja das ist der Fall, da sprechen wir aber von deutlich höheren Zuckerwerten über einen längeren Zeitraum. Ab und zu morgens 97 oder zwei Stunden nach dem Essen über 120 gehört sicher nicht dazu. Mir konnte auch keiner erklären, wie mein Kind denn merkt wie viele Stunden es nach dem Essen es jetzt gerade ist und warum dann 140 nach einer Stunde OK ist, 130 nach zwei Stunden aber nicht was ich jetzt so rausgelesen habe ist eher, dass Werte die längerfristig immer wieder über 160 oder noch deutlich höher sind dann Einfluss aufs Baby haben können wegen der Insulinproduktion. Die Fälle von Schwangeren gibt es tatsächlich. Das ist aber nur ein absoluter Bruchteil derer die jetzt alle die Gestationsdiabeteskeule abbekommen. Zum Schutz dieser kleinen Gruppe (bei der man ja nicht weiß wer im Laufe der Schwangerschaft dazu gehört, das muss man natürlich auch ganz klar sagen), wird halt Recht streng gefiltert und die mit "leicht" erhöhten Werten, müssen dann halt auch mitziehen. Ich achte ja auch seit Wochen drauf, messe auch deutlich häufiger als ich müsste und meine Werte sind mit halbwegs gesunder Ernährung alle in Ordnung. Es ist nervig und zusätzlicher Stress, ich versuche es aber einfach als das zu sehen was es ist: eine strengere Überwachung um nichts zu übersehen. Wenn ich andere Schwangere sehe die Süßigkeiten usw in sich schaufeln, würde ich ab und zu gerne mal Blutzucker messen und bin sicher, die hätten auch recht hohe Werte eine leichte Insulinresistenz ist übrigens eh schwangerschaftsbedingt bei so gut wie allen der Fall, da kommt es halt dann auch sehr auf die Ausgangswerte vor der Schwangerschaft an, ob man dann über die Grenzen kommt oder nicht.