ilkis80
So nun muss ich euch echt mal um Rat bitten. Also mein leiblicher Vater hat diese Woche Geburtstag, aber er hat dieses Jahr einfach zuviel Scheiß gebaut. Somit hab ich den Kontakt erstmal auf Eis gelegt und er hat uns mehrfach um verzeihung gebeten. Leider ´kann ich das nicht so schnell verzeihen was er gemacht hat, es ist so kravierend das ich dies hier nicht erläutern möchte. Bitte dafür für Verständnis. Durch den letzten Brief den mein Mann an ihn geschickt hat weiß er auch das ich Schwanger bin(wenn er das realisiert hat), nun zu meiner Frage. Soll ich ihm einen Brief schreiben und zum Geburtstag gratulieren oder nicht, bin echt hin und her gerissen. Ist echt eine blöde Situation, im letzten Brief hat er auch nachgefragt wie es mir geht aber auch gleich wieder gefordert das wir uns doch melden sollen. Hatte auch eine Frage wegen Versicherung gestellt, haben ihm aber auch darauf nicht geantwortet da ich einfach dafür keine Kraft hatte und momentan denk ich oft darüber nach was alles geschehen ist. Danke euch schonmal für eure Tips. LG
Meine Liebe, Es ist immer traurig, wenn sich Kinder so sehr mit ihren Eltern streiten. Aus Deinen Zeilen lese ich, dass Du schon sehr gerne mit ihm Kontakt haben möchtest. Daher rate ich Dir, melde Dich persönlich bei ihm. Erstmal ohne ein Wort des Vorwurfs, ihm scheint ja auch an Kontakt gelegen zu sein.. Es gibt sicher spöter nochmal die Möglichkeit in Ruhe die Sache zu klären oder zumindest den Standpunkt zu erläutern. Es gibt Sachen, die sind unverzeihlich, wie Misshandlung, Missbrauch, Betrug usw. Aber wenn es sich doch um eine Sache handeln sollte, die lediglich eine Meinungsverschiedenheit ist, sollte man es sich nochmal überlegen, denn erst, wenn jemand nicht mehr da ist, weiß man, was man ihm hätte noch alles sagen wollen. Wünsche Dir alles Gute und dass Du die richtige Entscheidung fällst. Christiane
Hallo ilkis80, ich kann dir sehr gut nachempfinden, da ich sowas ähnliches durchmache bzw. durchgemacht habe. Eine optimale Lösung habe ich auch nicht parat, aber vielleicht solltest du dieses Jahr keine Karte schicken, sodass er mal sieht das er nicht mit dir umspringen kann wie er will. Ich hab es erst im 3. Jahr so gemacht. Die letzten 2 Jahren habe ich meinem Vater immer eine Geburtstagskarte geschickt, obwohl ich mir immer wieder Anschuldigungen und ähnliches per Post bzw. Facebook anhören durfte. Darauf habe ich jedoch nie reagiert. Bis auf mein Mann und mein Bruder wusste davon auch keiner, da ich immer der Ansicht bin das sind interne Familienangelegenheiten. Wenn man mich gefragt hat, habe ich gesagt dem geht es gut (habe ja nix gegenteiliges gehört). Zudem ich es nicht verstehe, warum er so zu mir ist. Als wir dieses Jahr geheiratet haben, habe ich endlich einen Schlussstrich gezogen. Wir haben ihn nicht zur Hochzeit eingeladen und von uns wusste er auch nicht das wir geheiratet haben. Ich gehe davon aus, dass er es von meinen Tanten weiss, welche wir eingeladen haben. Für mich war es natürlich schwer, die Fragen von den lieben Verwandten zu beantworten. Jedoch habe ich immer gesagt, es ist so und ich möchte darüber nicht weiter reden. Ich habe ihm auch dieses Jahr keine Karte geschickt, da ich nix mehr mit ihm zu tun haben will. Er weiß auch nicht das er Opa wird, obwohl er sich das immer gewünscht hat. Wer seine eigene Tochter so sehr beleidigt und verletzt, der braucht keine Familie. Und dabei war ich immer Papakind gewesen. Ich weiß ganz genau, dass das was er gegenüber mir gesagt hat, nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Und wenn wir mal wieder Kontakt haben werden, wird der er sehr befremdet sein.
Also ich persönlich kenne so eine Situation zum Glueck nicht.. Aber ich finde auch, wenn einer erstmal nicht mehr da ist, kann man sich nichts mehr sagen und dann denkt man sich immer wieder 'wäre ich bloß über meinen Schatten gesprungen'... Ich denke, sein Geburtstag ist ein guter Anlass, dass man einen Schritt aufeinander zu geht. Ich würde vielleicht auch erstmal einen Brief schreiben, da kannst du in Ruhe drüber nachdenken wie du was formulierst und den Brief dann abschicken, wenn du dir wirklich sicher bist. Wenn du wirklich keinen Kontakt mehr willst, dann lass ihn gehen. Man muss nicht auf Biegen und Brechen Kontakt herstellen und auf gute Familie tun, aber man muss sich immer bewusst sein, dass jeder Tag der letzte sein kann (auch wenn das jetzt kitschig klingt oder wie auch immer...).
Hhm, das ist immer schwierig, zu beurteilen, wenn man die Hintergründe nicht kennt. Es gibt Dinge, die für ein ganzes Leben lang unverzeihlich sind (wie Gewalt, Schikane usw.). Und es gibt Dinge, die einen zwar lange verletzten, es aber letztendlich nicht wert sind, ungeklärt zu bleiben - ich denke da auch, dass irgendwann der Vater nicht mehr da ist und man dann nichts mehr klären kann. Wie genau man die eigene Situation einschätzt, muss jeder selbst wissen. Ich z.B. verachte meinen Großvater, da er meinem Vater in dessen Kindheit mehr psychisches Leid zufügte, als ich zunächst ahnte. Dass aus meinem Vater ein so liebenswerter Mensch wurde, ist einfach ein Segen. Er wollte niemals so werden wie mein Großvater und neulich merkte ich auch, dass er dies auch niemals wird: Wir haben über meinen Opa gesprochen, ich habe meinem Dad gesagt, dass ich ihn bewundere, wie bewusst er den Kontakt nach alledem zu seinem Vater aufrechterhält. Ich könnte das nicht, ich verachte meinen Opa. Ich halte den Kontakt nur aus Liebe zu meinem Dad. Darauf mein Vater: "Ich hasse ihn... und wenn er tot wäre, wäre mir das egal. Aber er lebt und ich werde einen Teufel tun, ihn so zu behandeln, wie er mich behandelt hat. Er bekommt seine Geburtstagsanrufe und seine Pflichtbesuche - aber auch nur, weil sich das für mich so gehört. Ich werde mir niemals den Vorwurf machen, so zu sein wie er. Nur deshalb ignoriere ich ihn nicht." Ich musste heulen, als er das sagte. Er ist so viel besser als sein Vater und er hat so Recht. Er wird sich niemals etwas vorwerfen müssen und sein Vater darf niemals irgendwas von ihm verlangen... Ich werde mich genauso verhalten, mein Opa wird es niemals schaffen, dass wir so sind wie er. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, aber wir neigen sehr dazu, genau so zu werden, wie wir es von anderen hassen... Was ich damit sagen will: Es tut dir nicht weh, ihm einen Geburtstagsgruß zu senden. Das kann ganz sachlich und ohne Versprechen sein... oder es kann der Anfang für ein klärendes Gespräch sein. Was es wird, entscheidest immernoch DU. Selbst, wenn du nach dem Gruß nichts mit ihm besprechen willst, ist das ok. Wenn er dich verletzt hat, muss er da durch. Aber du schließt dadurch nicht alle Türen für eine Aussprache, die irgendwann vielleicht ansteht ;)
Hm, du kannst dir die Konsequenzen deines Handelns wohl am Besten denken. Evtl. ist es so oder so falsch, egal, wie du es machst. Ist dir wichtig, dass du zukünftig Kontakt zu ihm hast oder ist er dir egal. Kannst du damit leben, dass er bei einem Kontaktabbruch auch dein Kind nicht kennenlernen wird? Du musst alleine entscheiden. Wir können dir da nicht helfen. Ich würde mir auch oft weniger Kontakt zu meinem Vater wünschen und nicht nur da sein müssen, wenn er etwas braucht. Aber er ist auch der Opa meines Kindes und sie mag ihn und er sie. Nach 30 Jahren ohne großen Kontakt habe ich mehr oder weniger damit abgeschlossen. Er kann seine Enkelin besuchen, wenn er das möchte, aber ICH erwarte nichts mehr von ihm. Entsprechend hat es mich auch nicht sonderlich getroffen, als er mir letzte Woche per SMS zum Geburtstag gratuliert hat. Der Tag war schon der richtige, nur der Monat nicht. Was soll man da noch dazu sagen? Werde dir klar darüber, ob du, wenn er stirbt und ihr keinen Kontakt hattet, damit noch gut leben kannst und nicht denken musst, du hättest etwas verpasst. Überlege gut, wie hoch bei welcher Konsequenz der psychische Druck für dich ist.
Also ich würde ihm zum Geburtstag gratulieren. Ganz nett und höflich,
Hallo Ilkis, ich habe den Kontakt zu meinem Vater vor mehr als drei Jahren komplett abgebrochen. Er war nie ein guter Vater und Ehemann, ich gib ihn für einiges die Schuld, für die schreckliche Kindheit, für den Werdegang meines Bruders usw. Auch meiner Mutter gebe ich Schuld, aber ich sage mir einfach immer wieder, sie sei auch nur ein Opfer und die Beziehung zu ihr nicht abgebrochen. Kinder lieben ihre Eltern nur bedingungslos bis sie erwachsen werden und über einiges reflektieren können. Ich habe kein Bedürfnis Kontakt mit ihm aufzunehmen. Aber aus deinen Zeilen kann ich schon herauslesen, dass du in Zwiespalt bist. Geh einfach in dich hinein und stell dir die Fragen ob du ihm das was er getan hast verzeihen kannst, ob du möchtest, dass er wieder ein Teil deines Lebens wird und der Opa deiner Kinder sein darf.
Schick ihm doch einfach eine Karte...am besten eine bunte mit Bildern drin so ne Art Comic dann ist wenigstens kaum Platz um was zu schreiben ;-)
Hallo! Also; ich denke, es ist immer schwierig für Außenstehende einen passenden Rat zu geben. Da Menschen nun mal verschieden sind und wir auch nicht beurteilen können, wie schwer die "Verletzung" bei Dir ist. Natürlich gibt es Dinge, die man niemals verzeihen kann (Gewalt, Missbrauch usw.) und dann natürlich Sachverhalte, die einen total verletzt haben, aber irgendwann macht man einen Strich drunter. Es ist und bleibt Dein Vater! Ich denke (und das ist auch wirklich nur MEINE Meinung) dass ein Kärtchen nicht verkehrt ist. Dann musst Du Dir nie nachsagen lassen, dass Du Dich gar nimmer meldest. Es ist "nur" eine Karte und Du brichst Dir keinen ab. Ich z.B. verachte meine Schwiegereltern, weil sie meinem Mann und mir mehrfach sehr weh getan haben und da könnte noch nicht einmal mehr der Papst vermitteln! ....mehr erzähle ich nicht.... Aber vielleicht klärt sich das Ganze ja doch irgendwann auf und diese Karte ist ein Anfang?! Ich drücke Dir die Daumen! GGLG Jassy