Monatsforum Dezember Mamis 2022

Babyschlaf + Beziehungstrouble

Babyschlaf + Beziehungstrouble

Blunami

Hallo ihr lieben. Ich muss mir mal was von der Seele schreiben. Und zwar lässt sich unser kleiner (16 Wochen 5 Tage) leider tagsüber nur sehr selten ablegen. Anfangs hat er nur im Tragetuch geschlafen, jetzt nur im Kinderwagen. Und dann auch nur wenn er sich bewegt. Der Kleine schafft es leider auch nicht die Schlafzyklen zu verbinden. D.h. er weint ca alle 30 Minuten. Wenn man mit dem Kinderwagen "wedelt" und den Schnulli fleißig wieder reinsteckt schläft er aber manchmal bis zu 3h, mit diesen kurzen Unterbrechungen. Ich achte natürlich darauf, dass er satt und trocken ist, wenn wir losgehen. So bin ich in den letzten 2 Wochen 250 km gelaufen Mein Freund arbeitet wieder, ist aber auch der Meinung, dass wir Gewohnheiten "formen" müssen und ich habe das Gefühl er denkt eben, ich bin selbst schuld an diesem anstrengenden Schlafverhalten. Er hat schon eine ältere Tochter und die war da unproblematisch. Ich muss dazu sagen, dass ich es ca jeden zweiten Tag probiere mit dem Ablegen, klappt aber einfach nicht. Es gab einmal die Situation, dass unser Sohn brüllend zwischen uns lag und mein Freund hat ihm den Kopf gestreichelt und schschsch gemacht und sich eingebildet, dass er sich beruhigen wird, wenn man das nur lange genug macht. Ich kümmere mich jeden Tag um ihn und weiß, dass das kein Beschwerde-Meckern mehr war, sondern Verzweiflung. Ich hab das dann nicht mehr gewollt und ihn in den Arm genommen, da schläft er nämlich auch. Mein Freund war sauer. Einige Nächte später wollte er ihn ins Bett bringen, zum Mittagsschlaf und dabei daran gewöhnen auf dem Rücken einzuschlafen. Wieder mit Kopfstreicheln und gutem Zureden. Nach 30 Minuten verzweifelte Brüllen (bereue immer noch, dass ich das überhaupt so lange zugelassen habe), bin ich rein, hab ihn ihm weggenommen, zum schlafen gebracht und hab es tatsächlich geschafft ihn abzulegen. Danach bin ich ins Wohnzimmer wo mein wütender Freund saß, der meinte ich verhindere, dass er eine Beziehung zu seinem Sohn aufbaut und dass sich ihn fern halte. Ich hab ihm dann vorgeworfen, dass sein Verhalten an unserem Kind nahe an Gewalt grenzt und dass er versucht einen damals nicht mal Viermonatigen zu erziehen. Wir sind beide schwer übermüdet, besonders ich. Er meinte dann ich hätte vermutlich eine Wochenbettdepression und mich komplett verändert. Es stimmt, dass ich viel geweint habe, aber ehrlich gesagt bin ich einfach so erschöpft. Aber ich sehe keine Depression, ich bin meistens sehr glücklich nur eben nah am Wasser gebaut. Ich schiebt es neben der Müdigkeit auf dir Hormone. Ich glaube an dem Abend haben wir beide an Trennung gedacht. Er war sehr verletzt durch meinen Vorwurf und dadurch, dass ich ihm anscheinend nicht vertraue mit unserem Sohn. Ich bin auch sehr verletzt und fühle mich nicht ernst genommen. Meine Lösung war dann meine tolle Hebamme als Mediatorin einzusetzen, die zum Glück auf meiner Seite war. Sie meinte ein Kind kann man erst sehr viel später erziehen, noch ginge es um reine Befriedigung von Bedürfnissen. Allerdings hat sie auch nochmal gesagt, dass mein Kind nicht gleich traumatisiert wird, wenn es mal 30 Minuten schreit und dass der Papa eben auch Wege finden muss mit ihm umzugehen. Ich weiß gerade nicht weiter. Ich geb ihm unseren.sohn jetzt fast nur noch in den lustigen Wachphasen, damit ja kein Konflikt entsteht. Fühle mich aber gleichzeitig total alleine gelassen und einfach total erschöpft. Wie geht ihr mit Differenzen mit eurem Partner im Umgang mit dem Baby um? Schlafen eure Kleinen tagsüber im Bett und wie habt ihr ihnen das beigebracht? Tut mir leid für den ewig langen Text Mir geht das sehr nahe. Liebe Grüße, ich hoffe euch geht es gut!


Si_Ka79

Antwort auf Beitrag von Blunami

Hey du liebe! Erstmal fühl dich gedrückt! Ich habe dir ne private Nachricht geschrieben, da ich genau in der gleichen Situation bin / war. :) Liebe Grüße!


Strickmami

Antwort auf Beitrag von Blunami

Hallo, Mein Kleiner ist genauso alt wie deiner (16 Wochen 3 Tage) und lässt sich Tagsüber auch nicht ablegen, er schläft in der Trage oder auf dem Arm. Seit ein paar Tagen hält er ein längeres Schläfchen am Tag (sa ca 2h), und 2-3 kürzere (max 1h). Das war bei meinem Großen anders, aber jedes Baby ist anders. Ich sehe es wie deine Hebamme: in dem Alter geht es noch um Befriedigung der Bedürfnisse und darum, dem Kleinen zu helfen in den Schlaf zu finden. Von "Schlaftraining" halte ich persönlich eh nichts, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Es schadet dem Baby aber glaube ich auch nicht, wenn der Papa neben ihm liegt und ihn streichelt. Da ist er ja nicht allein. Ganz ehrlich: ich würde deinen Freund machen lassen bis er selbst merkt dass seine Methode nicht funktioniert. Dass es Nervenaufreibend ist, wenn man hört wie das Baby schreit und dass man da eingreifen will, das kann ich verstehen. Wenn du damit nicht klar kommst, kannst du ihn noch mal fragen (am besten wenn ihr beide gerede ruhig seid) was sein Problem eigentlich ist: dass er den Kleinen "erziehen" möchte oder dass er eine Beziehung aufbauen möchte? Jenachdem was seine Antwort ist, könnt ihr vielleicht zusammen Kompromisse finden. Zum Beispiel du versuchst öfters mal den Kleinen tagsüber abzulegen, oder er spielt mehr mit dem Kleinen wenn der gerade wach ist und du übernimmst das schlafen legen, oder er versucht deine Methoden um den Kleinen zum schlafen zu bringen und versucht ihn dann abzulegen... Ihr findet schon ein Weg der für euch beide funktioniert!


Baerchie90

Antwort auf Beitrag von Blunami

Tatsächlich fand ich das beim ersten Kind mit am anstrengendsten. Der Schlafentzug, das Geweine, die riesige Umstellung... Das war alles irgendwie halb so schlimm, aber dieses "uneins mit dem Partner sein", DAS kostete echt Kraft. Ich war da ehrlich gesagt auch etwas naiv, da ich mir bevor das Kind da war, gar keine näheren Gedanken zu unserem Umgang mit ihm gemacht habe. Ich ging davon aus, dass sich das schon zurecht läuft. In der Praxis waren wir uns dann echt über Jahre hinweg uneinig. Das fing beim Einschlafen und dem Umgang mit dem Geweine an, ging dann mit den ersten Regeln und Grenzen weiter und inzwischen sind wir bei "Mitarbeit im Haushalt" und punkto "Hausaufgaben" angekommen. Mit wirklich jedem Entwicklungsschub und jeder neuen Situation gab's ne neue Uneinigkeit, die zumindest im "knartsch " endete. Es wundert mich wirklich nicht, wenn Beziehungen das nicht aushalten. Das schöne ist: wenn die "Kämpfe" erstmal ausgefochten sind, dann sind sie auch erledigt. So gab es bei Kind 2 kaum noch Unstimmigkeiten und auch jetzt bei Nummer 3 sind alle "Fronten geklärt". Ganz ähnlich war es übrigens mit den Großeltern. Was habe ich mich in der ersten Schwangerschaft und in den ersten 2 Lebensjahren über deren grenzüberschreitendes Verhalten aufgeregt... Beim zweiten Kind gab es dagegen kaum noch Anlass dafür und nun bei Kind 3 hat sich da auch noch kein "Aufreger" ergeben - tatsächlich haben wir inzwischen ein sehr gutes Verhältnis zueinander. :-) Achja und zu guter Letzt: Kind 1 sollte damals am besten alleine im eigenen Zimmer und Bett einschlafen. Hat natürlich nicht geklappt und sorgte dann eben für Stress zwischen uns, da ich ihn nicht weinen lassen konnte. Kind 3 dagegen hält ganz selbstverständlich seine Tages-Nickerchen entweder auf meinem Bauch oder dem Bauch meines Mannes. Ab spätestens 19 Uhr schläft der kleine auf meinem Mann bis es für uns zu Bett geht, dann liegt der kleine meistens neben mir. Ab etwa 3 Uhr reicht das aber oft nicht mehr, so dass er dann immer wieder zwischen "neben mir" und "auf meinem Bauch" hin und her wechselt. (Könnte ich mit ihm auf mir gut schlafen, würde ich mir das hin und her legen auch sparen ).


Blunami

Antwort auf Beitrag von Baerchie90

Ich danke euch für eure Antworten. Ihr habt mir viel zum Nachdenken mitgegeben und zu wissen, dass man nicht alleine ist mit dem Konflikt ist auch ein großer Trost. Liebe Grüße aus dem abgedunkelten Schlafzimmer. Mit Baby im Arm :)


LaLolita

Antwort auf Beitrag von Blunami

Und wenn du deinen Mann erklärst dass du es einfach nicht gut aushältst wenn der kleine weint? Es ist ja meistens so dass wir Mütter das weniger ertragen können als die Männer, Hormone eben, und wir dann ohne jemandem zu nahe treten wollen halt eingreifen müssen. Ich glaub dein Mann denkt vielleicht auch was bei deiner Tochter geklappt hat funktioniert hier auch, aber das muss halt nicht sein.


Loritana

Antwort auf Beitrag von Blunami

Liebe Blunami, ich glaube, dass das tatsächlich die größte Herausforderung für Eltern ist - trotz all den Umständen tatsächlich noch eine funktionierende Beziehung zu haben. Ehrlich gesagt... Ich kann deinen Mann verstehen. Und ich kann auch dich verstehen. Du bist Mutter und möchtest das allerbeste für deinen Sohn. Du machst alles für ihn und opferst viel, auch wenn du es gerne machst. Dein Körper und deine Seele müssen und mussten durch vieles durch, das verändert vieles. Und gleichzeitig ist da dein Mann, der auch Zeit mit seinem Sohn verbringen möchte und gefühlt alles falsch macht, weil er es eben nicht so macht wie du es möchtest. Ich glaube, dass das oft schon die Basis einer Scheidung gewesen ist. Das Problem (meiner Meinung nach) ist nämlich folgendes: vor dem Baby war der Mann auf Platz 1, jetzt ist es das Baby. Was auch logisch ist, denn es braucht ja die Mama, um zu überleben. Der Papa kann auch ohne die Mama überleben. In meinen Augen ist das aber ein Trugschluss. Denn dadurch, dass der Papa nur noch die zweite Geige spielt, bahnen sich Unzufriedenheiten an. Dein Mann wird sich durch die ständige Kritik ab einem gewissen Zeitpunkt immer mehr als Versager fühlen und somit wird er auch zu einem Teil seiner Männlichkeit beraubt (denn eigentlich möchte ein Teil von ihm der tolle Papa sein, der Held, der seiner Familie hilft und sie verteidigt). Ich weiß, klingt abgedroschen, aber ich verzichte jetzt ganz bewusst auf feministische Sichtweisen. In meiner Ehe gehört mein Mann auf den ersten Platz (vorausgesetzt er behandelt unsere Tochter mit Liebe und Respekt). Denn nur wenn unsere Beziehung stabil ist, können wir diese Stabilität auch an unsere Tochter weitergeben. Fakt ist aber auch: dein Sohn braucht seinen Papa. Und nur weil er sich auf deinem Arm beruhigt, heißt es nicht, dass er es auch bei deinem Mann tun würde. Das tolle an Papas ist nämlich: sie haben andere Attribute als Mamas :) daher erweitert sich die Bandbreite an Möglichkeiten. Manchmal kann ich meine Tochter nicht beruhigen außer mit der Brust. Ihr Papa hat aber keine Brust und irgendwie reagiert sie anders bei ihm als bei mir. Das finde ich immer wieder spannend zu sehen. Und wenn du immer eingreifst, verhinderst du, dass dein Mann seine eigenen Methoden finden kann. Denn schlussendlich geht er ja liebevoll mit eurem Sohn um. Ihr könntet in einer ruhigen Situation miteinander reden. Und es ist so unglaublich wichtig, dass Wertschätzung an oberster Stelle steht. Das könnte von deiner Seite vielleicht so aussehen: "Ich finde es so schön, dass du unserem Sohn so viel Liebe geben und Zeit mit ihm verbringen möchtest. Manchmal fühle ich mich ausgelaugt und wünsche mir auch Pausen. Gleichzeitig sorge ich mich sehr wenn ich sehe, dass er so lange schreit und er sich nicht beruhigen kann. Ich würde mir dann wünschen, dass Du etwas anderes versuchst, wie zum Beispiel ihn hochzunehmen." Das was ich jetzt sage, widerspricht jeglichem Feminismus, aber ich glaube dennoch daran, dass es ein wichtiger Punkt ist in einer Beziehung. Lass deinen Mann sich männlich fühlen. Indem er dir mit etwas helfen kann, indem du ihm zeigst dass er gebraucht wird (unabhängig davon ob du es auch alleine geschafft hättest). Vielleicht hilft es dir, deine Ansichten etwas zu lockern, wenn du dir in Erinnerung rufst, dass auch der Papa in eurer Familie eine Schlüsselfigur für deinen Sohn ist und sein wird. Kritik ist immer erlaubt - aber konstruktiv und ohne Vorwürfe. Liebe Grüße, Loritana


Loritana

Antwort auf Beitrag von Blunami

Was mir gerade beim stillen eingefallen ist... In unserem Geburtsvorbereitungskurs gab es das Thema "handling", wo wir das umziehen, halten, wickeln etc. besprochen hatten. Falls nicht schon geschehen... Wäre das nicht etwas, was euch beiden mehr Sicherheit geben würde? Oder habt ihr so etwas bereits gemacht? Vielleicht kann eure Hebamme ein Stündchen ihrer Zeit aufwenden, um deinem Mann alles wichtige an die Hand zu geben. Vielleicht kannst du dann auch etwas mehr Vertrauen in die Fürsorge deines Mannes geben. Ich lade dich auch gerne ein, mit mir privat darüber zu reden :)


JasminZimtstern

Antwort auf Beitrag von Loritana

Hallo aus dem November 22. Loritana deine Texte sind sehr gut geschrieben stimme dir voll zu. Hier ist es auch so, ich kann mit dem Weinen viel schlechter umgehen als mein Mann. Wir hatten am Anfang auch eine Diskussion. Bin dann aber auf meinem Mann zu und habe gesagt, auch ich muss lernen, er macht es nicht falsch. Er macht es einfach anders. Jetzt kann er die kleine Maus auch zu 90% beruhigen. Ansonsten hilft nur noch die Brust. Die hat sie aber auch schon angeschrieben Es ist unser erstes Kind und ich hab ihm gesagt, dass ich mich auch erst mit dem Eltern sein zu Recht finden muss und auch nicht alles besser weißt. Wir kommen jetzt sehr gut mit den Situationen zu Recht.


Loritana

Antwort auf Beitrag von Blunami

Hey Blunami, Wie ist der Status? Habt ihr euch ausgesprochen und eine Lösung gefunden? Liebe Grüße


Blunami

Antwort auf Beitrag von Loritana

Hallo , Ja wir sind uns wieder näher gekommen. Ganz ideal ist es noch nicht weil er glaube ich wirklich an Selbstbewusstsein eingebüßt hat und jetzt meistens schnell an mich abgibt. Selber schuld, ich weiß. Aber er lässt ihn nicht mehr schreien. Außerdem versuche ich wieder mehr am allgemeinen Familienleben teilzunehmen, konnte aber auch erklären und zeigen wie zeitaufwendig und sensibel das thema schlaf bei dem kleinen ist. Ich denke wir sind auf dem richtigen Weg. Geholfen haben viele Gespräche und sich viel in den Arm zu nehmen.


Loritana

Antwort auf Beitrag von Blunami

Das ist schön zu hören und es freut mich sehr für euch!