Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
habe heute aufgrund einer vermutlichen Gürtelrose oder evtl. anderen Herpeserkrankung Valtrex verschrieben bekommen. Stille meinen 10 Wochen alten Sohn bisher voll.
Ärztin sprach mir gegenüber nur von Aciclovir und dass das in der Stillzeit unbedenklich sei. Habe erst zuhause gesehen, dass Valtrex verschrieben wurde. So wie ich das verstehe ist Valaciclovir eine Vorstufe von Aciclovir. Halten Sie eine Einnahme von Valtrex 3x1mg pro Tag über 7 Tage in der Dosierung ebenfalls für unbedenklich für meinen Sohn?
Vielen Dank im Voraus!
von
Nicki1609
am 26.02.2021, 15:54
Antwort auf:
Valtrex während Stillzeit
Bei Valaciclovir handelt es sich um den L-Valylester von Aciclovir und damit um eine Vorstufe dieses älteren Virustatikums.
Unter Einnahme von Valaciclovir (2 x 500 mg über 7 Tage) beobachtete man bei fünf stillenden Müttern eine rasche Umwandlung des Wirkstoffes zu Aciclovir mit entsprechendem Übergang in die Muttermilch (Sheffield et al 2002). Der Übergang von Aciclovir über die Muttermilch auf den Säugling betrug ca. 2% einer Säuglingsdosis.
Eine Studie mit 44 Milchproben von HIV-Patientinnen, die in der 34.SSW mit der Einnahme von Valaciclovir begonnen hatten, registrierte zwei Wochen nach Geburt Aciclovir-Spiegel in der Muttermilch in 80% der Fälle mit einer mittleren Konzentration von 2,62 µg/ml (0,15 – 10,15 µg/ml). Eine Zunahme von Komplikationen bei den Kindern der behandelten Mütter ließ sich nicht erkennen (Drake et al 2012).
Aciclovir erreicht zwar in der Muttermilch Konzentrationen, die den mütterlichen Plasmaspiegel sogar übersteigen können, doch nimmt der voll gestillte Säugling maximal 1% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis auf (Lau et al 1987; Meyer et al 1988; Taddio et al 1994; Bork & Benes 1995).
Darunter wurden negative Einflüsse auf die Entwicklung des Säuglings nicht beobachtet, zumal auch bei Neugeborenen Erfahrungen mit der therapeutischen Anwendung von Aciclovir existieren (Taddio et al 1994; Bork & Benes 1995).
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 26.02.2021