Ein Baby, das zur Welt kommt, hat noch keine vollständig geschlossene Schädeldecke. Zwischen den einzelnen Schädelknochen gibt es ein paar Öffnungen, die sogenannten Fontanellen.
Die Fontanellen halten das Schädeldach bis zur Geburt flexibel und schließen sich erst im Laufe der ersten beiden Lebensjahre. Warum ist das so und wie empfindlich sind diese Stellen?
Babys Kopf ist anpassungsfähig
Der Grund für dieses Phänomen, so die Wissenschaftler, liegt im aufrechten Gang von uns Menschen. Dazu war es u. a. erforderlich, das Beckenskelett anzupassen und zu verkleinern. Für die ungeborenen Babys bedeutete das, dass sie sich - im Vergleich zu den Verbeinern - durch einen extrem engen Geburtskanal zwängen müssen. Die Natur hat sich angepasst, indem sie die Köpfchenform bis zur Geburt "flexibel" hält. Der ganze Schädelknochen ist in verschiedene Platten unterteilt, die sich nach Bedarf gegeneinander und sogar übereinander verschieben können, und bleibt so weich und biegsam.
Das Ergebnis ist dann allerdings für manche frischgebackene Mami ein kleiner Schock: ein Baby mit scheinbar spitzem oder schiefem Kopf. Doch schon innerhalb weniger Tage nimmt alles wieder die richtige Position ein und der Schädel stellt seine symmetrische Form wieder her. Das geht recht schnell, kann aber auch manchmal ein paar Wochen in Anspruch nehmen - je nachdem, in welchem Umfang eine Anpassung nötig war.
Wo liegen die Fontanellen?
Um diese flexible Konstruktion zu optimieren, liegen an den strategisch wichtigsten Stellen Zwischenräume, die sogenannten Fontanellen. Hier ist die Schädeldecke offen, aber das Gehirn durch eine feste, membranartige Haut geschützt. Insgesamt gibt es sechs Fontanellen, auch wenn meistens nur von zweien die Rede ist: Die "große Fontanelle" oberhalb der Stirn auf dem Vorderkopf und die "kleine Fontanelle" am hinteren Ende des Schädeldachs. Außerdem eben vier weitere, wesentlich kleinere oberhalb der Schläfen und an den Unterseiten des Schädels.
Besonders die Größe der vorderen, "großen Fontanelle" kann sehr unterschiedlich sein. In manchen Fällen ist sie kaum größer als ein Centstück, in anderen Fällen kann der Durchmesser 2,5 - 4,5 cm ausmachen. Obwohl sie sich beim Tasten eher kreisrund anfühlt, hat sie die Form einer Raute - die hintere Fontanelle ist dreieckig.
Wann wachsen die Fontanellen zu?
So wie die Größe von Baby zu Baby variieren kann, so unterschiedlich lang ist auch die Zeit, die die Fontanellen benötigen, um ganz zuzuwachsen. Manchmal ist das alles schon mit 12 Monaten vergessen, meist dauert es 24 Monate, in seltenen Fällen auch drei bis vier Jahre. Für gewöhnlich braucht die große Fontanelle auf dem Vorderkopf am längsten - im Schnitt etwa 18 - 24 Monate. Die hintere und die kleineren Seitenfontanellen sind in den meisten Fällen schon mit dem Erreichen des ersten Geburtstages geschlossen. Innerhalb der ersten zwei Monate nach der Geburt vergrößern sich die Fontanellen noch ein wenig, weil der Schädel zu wachsen beginnt. Das ist aber auch die Zeit, in der das Gewebe zwischen den Knochenplatten schon zu verhärten und zu verknöchern beginnt. Wie lange die Fontanellen brauchen, hat medizinisch keine besondere Bedeutung, doch wird der Kinderarzt ihre Entwicklung während der Früherkennungsuntersuchungen überwachen.
Ist das Baby gesund?
Dem Arzt kann die große Fontanelle Anhaltspunkte zum gesunden Verlauf der Entwicklung geben. Während ein dort sichtbarer Pulsschlag ganz normal ist, wäre es beunruhigender, wenn sich die Membran nach außen wölbt oder nach innen "einfällt". Beides könnte ein Warnzeichen dafür sein, dass ein Baby krank ist.
Wie empfindlich sind die Fontanellen?
Die meisten Mütter sind besorgt, wenn sie zum ersten Mal diese vermeintlich sehr, sehr verletzliche Stelle sehen. So weich und zart scheint sie bei manchen Babys, dass man glauben könnte, es könne jeden Moment eine Flüssigkeit entweichen. Daher kommt der Name, denn "Fontanellen" bedeutet - wörtlich übersetzt - nichts anderes als "kleine Quellen". Fontanellen? Besonders, wenn ein Baby erregt ist, kann man über der großen Fontanelle den Puls fühlen - und manchmal sogar sehen.
Viele Eltern haben Scheu, diese Stellen zu berühren oder machen sich Sorgen, ihr könntet euer Kind dort z.B. beim Waschen verletzen. Das ist unbegründet, denn die Fontanellen sind durch ein robustes Gewebe geschützt, das in aller Regel einen ausreichenden Schutz bietet. Ihr dürft euer Baby also natürlich am Kopf berühren, streicheln und auch waschen - nur solltet ihr an diesen Stellen eben besonders behutsam und vorsichtig sein. Generell solltet ihr den Kopf eures Babys immer vor Verletzungen und Stürzen, aber auch vor Kälte und Wind schützen. Allerdings nicht wegen der besonders empfindlichen Fontanellen, sondern weil Babys über ihren - meist unbehaarten - Kopf am meisten Wärme verlieren.