
Ganz ruhig liegt das Kleine in Mamas Armen, ein kleines Händchen hat es an die Brust gelegt, konzentriert und versunken saugt es an der Brustwarze. Stillen ist so viel mehr als Nahrungsaufnahme: Wärme, Liebe, Fürsorge!
Stillen – für die Bindung und für die Gesundheit deines Babys
Wenn du dein Baby durch deine Brust nährst und fütterst oder wenn du ihm ein Fläschchen gibst, weckt das automatisch viele Gefühle und stärkt eure Bindung. Aber die Nahrung, die dein Baby auf diese Weise bekommt, ist eben auch ein enormes Kraftpaket. Es ist klar und unbestritten: Muttermilch ist das Allerbeste für dein Kind. Fläschchenmilch kann an dieses Nonplusultra nicht heranreichen. Wenngleich Forscher die einzelnen Bestandteile der Muttermilch mehr und mehr aufschlüsseln und genau unter die Lupe nehmen, momentan ist sie ein Wunderwerk der Natur und unschlagbar.
Insgesamt ist die Ernährung für die Gesundheit deines Babys ein wichtiger Faktor und besonders die Ernährung in der Zeit bis zum zweiten Geburtstag legt eine wichtige Grundlage für die weitere Gesundheit des Kindes in der Zukunft.
"Die Zusammensetzung der Darmflora, gerade in den ersten Lebenswochen und Monaten, beeinflusst die Darmgesundheit und ein gesunder Darm beeinflusst den gesamten Entwicklungsprozess, insbesondere unter dem Aspekt der Infektionshäufigkeit."
Rund ums Baby - Experte und Kindergastroenterologe
Prof. Dr. Stefan Wirth
Muttermilch ist besonders: HMO sind der drittgrößte feste Bestandteil
Viele Inhaltstoffe machen Muttermilch zu etwas Besonderem. Ein Bestandteil sind Humane Milch-Oligosaccharide, in der Kurzform als HMO bezeichnet. Dabei handelt es sich um kurze Zuckerketten.
Diese Zuckerstoffe von denen es etwa 200 verschiedene Arten gibt, kommen in dieser großen Menge nur in Muttermilch vor. Sie stellen 5 bis 15 Prozent der Muttermilch dar. In einem Liter Muttermilch finden sich demnach 12-15 g HMO, in Kolostrum sind es sogar 20-25 g. Damit sind HMO neben Laktose und Lipiden der drittgrößte feste Bestandteil.
Interessant ist, dass die tatsächliche Menge und die Arten der HMO von Mama zu Mama verschieden sind und sie sich auch über die gesamte Stillzeit hinweg individuell verändern. Die Zusammensetzung der HMO wird dabei hauptsächlich durch die Genetik der Mama beeinflusst.

Eigenschaften der HMO: Was zeichnen HMO aus?
Die Wirkung von HMO gilt als absolut positiv. Sie wirken sich einerseits auf die Immunantwort aus, also wie der Körper mit bestimmten Bakterien umgeht, und andererseits wirken sie sich auf bestimmte Darmbakterien aus. Es lassen sich also mit den richtigen HMO die guten Bakterien füttern bzw. vermehren und eine gute Ausstattung mit den richtigen Darmbakterien ist für die Zukunft extrem bedeutsam.
"Eine gute Ausstattung mit bestimmten Darmbakterien ist extrem wichtig und da ist es wichtig, dass man mit den richtigen Oligosacchariden die richtigen Bakterien füttert."
Rund ums Baby - Experte und Kindergastroenterologe
Dr. Axel Enninger
Vielleicht hast du schon einmal vom Mikrobiom gehört bzw. von seinem Einfluss auf die Gesundheit. Man spricht von einem gesunden Mikrobiom, wenn eine sehr vielfältige Zusammensetzung der Darmbakterien vorliegt Die unverdaulichen Kohlenhydrate, also die HMO, haben hierbei einen großen Anteil. Sie sind laut Forschungsergebnissen unglaublich wichtig für die Darmflora deines Kindes und zusätzlich für das komplette Immunsystem deines Kindes.

HMO haben spezielle Eigenschaften: Sie werden im Fachjargon als präbiotisch, immunmodulierend, antiadhäsiv und antimikrobiell bezeichnet. Damit ist die Unterstützung einer gesunden Darmflora und eines starken Immunsystems gemeint, eine Mitwirkung bei der Verringerung von schlechten Keimen und eine antimikrobielle Wirkung.
Aber was bedeutet das nun genau? Schauen wir uns die Eigenschaften einmal einzeln genauer an.
Die Vorteile der HMO
- zur Unterstützung einer gesunden Darmflora
- zur Unterstützung des Immunsystems
- zur Verringerung von schlechten Keimen
- antimikrobielle Wirkung
1. zur Unterstützung einer gesunden Darmflora
Präbiotika sind seit einigen Jahren in aller Munde. Soll gesund sein, hast du dir wahrscheinlich gemerkt. Präbiotika helfen tatsächlich bei der Abwehr von schädlichen Darmbakterien. Denn sie regen das Wachstum und die Aktivität von nützlichen Darmbakterien an und tragen damit zur Darmgesundheit bei. HMO wirken präbiotisch, indem sie die Ausbreitung symbiotischer Darmbakterien wie Bifidobacterium infantis fördern, es kann zu einer Dominanz der Bifidobakterien kommen. Damit geht ein geringerer Anteil an krankmachenden Substanzen und Erregern einher. Ein Zusammenspiel von Bifidobakterin und HMO kann sich also noch weitaus positiver auf das Darmmilieu auswirken.
2. zur Unterstützung des Immunsystems
Hinter der immunmodulierenden Wirkung versteckt sich, dass HMO das Immunsystem stimulieren können. Die Kinder, die in den ersten Lebenswochen und -monaten HMO erhalten haben, werden seltener krank, haben weniger Infektionen und sind mit einem besseren Schutz ausgestattet. Die Zusammensetzung der Darmflora in dieser ersten Lebenszeit wirkt sich auf die Darmgesundheit aus und ein gesunder Darm beeinflusst die gesamte Entwicklung, insbesondere die Häufigkeit der Infekte.
"Die HMO in Zusammenarbeit mit dem Bifidobakterium Infantis erzeugen Schutzsubstanzen, die dafür geeignet sind, zum Beispiel das Immunsystem positiv zu beeinflussen."
Rund ums Baby - Experte und Kindergastroenterologe
Prof. Dr. Stefan Wirth
3. zur Verringerung von schlechten Keimen
Bei dieser Bezeichnung geht es um das Anhaften von potenziellen Pathogenen, also krankheitsverursachenden Stoffen. Diese können sich laut Forschungsergebnissen an die strukturähnlichen HMO, wenn sie denn zugeführt wurden, binden und werden dann mit diesen über den Stuhl ausgeschieden, statt in den Körper überzugehen.
4. antimikrobielle Wirkung
HMO können andere Zellen an der Vermehrung hindern. Dies wurde etwa getestet, indem HMO in die Zellmembran von Bakterien, nämlich in Streptococcous agalactiae ein Bakterium, das zu Fehlgeburten führen kann, eingebaut wurde. Anschließend war eine Vermehrung der Bakterien nicht mehr möglich. Außerdem sieht es nach Forschungslage so aus, als könnte durch HMO ein Pilzbefall durch Candida albicans deutlich reduziert werden, indem so das Hyphenwachstum direkt eingedämmt wird.

Verwendung von HMO: Wie HMO für dein Baby verfügbar werden
In der Muttermilch kommen HMO natürlich vor – die beste Ausgangslage für dein Baby ist also, wenn du es stillst, bei Stillproblemen nicht gleich aufgibst, weiter dranbleibst und dich an eine professionelle Stillberaterin, zum Beispiel auch in unserem Expertenforum Stillberatung, wendest. Aber manchmal will es vielleicht doch einfach nicht klappen oder es gibt andere Gründe, die bei dir gegen das Stillen sprechen.
"Das Stillen nicht zu früh aufgeben. Wenn ich feststelle, es geht wirklich nicht, dann ist es wichtig, dass man sich um möglichst hochwertige Produkte kümmert, für die es wissenschaftliche Studien gibt, die zeigen, wir kommen mit diesem Produkt möglichst nah an die positiven Effekte der Muttermilch."
Rund ums Baby - Experte und Kindergastroenterologe
Dr. Axel Enninger
Dann hilft dir das Wissen: HMO können heutzutage auch nachgebildet werden, um die positive Wirkungsweise der HMO ausspielen zu können. Diese Zusatzstoffe wurden von der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) und der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassen und damit können HMO von Herstellern verwendet und Produkten für eine verbesserte gesundheitliche Wirkung ihrer Lebensmittel zugefügt werden.
Wissenschaftliche Studien belegen den positiven Nutzen von HMO. Hochwertige Produkte, welche die Muttermilch nachahmen und die am besten viele unterschiedliche HMO in Kombination mit Bifidobakterien enthalten, können für dein Baby also einen optimalen Start ins Leben bedeuten. Es heißt, je größer der Anteil an verschiedenen HMO in einer Nahrung ist, desto größer ist auch der positive Nutzen für dein Baby. Die richtige Nahrung und riesige Portionen Wärme, Liebe, Fürsorge machen den Unterschied.