Die Berichte der letzten Wochen waren für werdende Mütter beunruhigend: Im Fokus stand das Thema Weheneinleitung, vor allem der Einsatz des Mittels Cytotec.
Wieso, haben sich viele gefragt, wird denn ein Magenmittel zur Geburtseinleitung eingesetzt? Hinzu kamen Berichte über dramatische Folgen dieses Einsatzes. An der folgenden Diskussion haben sich zahlreiche Medizinerinnen und Mediziner beteiligt. Denn Tatsache ist, dass rund 50 Prozent der Kliniken in Deutschland Cytotec einsetzen. Vor allem aus einem bestimmten Grund, so betonen viele Ärztinnen und Ärzte: weil das Mittel bei behutsamer und niedriger Dosierung ein sehr sanftes Einleitungsmedikament sei.
Bisherige Studien bestätigen die Vorwürfe nicht
Entgegen erster Berichte liegen durchaus klinische Studien zum Einsatz von Cytotec in der Geburtshilfe vor. Diese legen nahe, dass der Einsatz von Cycotec-Tabletten in Hinsicht auf Wirkung und Risiko mit anderen wehenfördernden Mitteln vergleichbar ist.
Und warum wird das Mittel überhaupt in der Geburtshilfe eingesetzt? Weil es den Wirkstoff Misoprosol enthält, der auf die Gebärmutter wirkt. Es stimmt, dass Cytotec nicht für diesen Einsatz entwickelt wurde. Daher handelt es sich beim Einsatz als wehenförderndes Mittel um eine "Off-Label"-Verwendung: Dabei setzen Ärzte ein Medikament anders ein, als vom Hersteller vorgegeben, weil sie dadurch Therapieerfolge erwarten. Allerdings erfordert dieser Einsatz die gute Aufklärung und Information der Patienten, hier der werdenden Mütter. Das gilt selbstverständlich ebenso für alle anderen Mittel und Eingriffe im Umfeld der Geburt.
Wichtig: die richtige Dosierung
Wie bei jedem Mittel zu Einleitung der Geburt ist die wohlüberlegte Dosierung wichtig. Diese orientiert sich unter anderem daran, in welcher Schwangerschaftswoche die Frau ist. Und wie weit der Muttermund schon geöffnet ist. Das klären vaginale Untersuchungen.
Für Cytotec gibt es keine offiziellen Angaben oder Leitlinien, jedes Krankenhaus handelt aufgrund eigener Erfahrungen. Die meisten Häuser beginnen sehr vorsichtig mit einer viertel oder halben Tablette. Zwischendurch sind immer wieder CTG-Kontrollen üblich, um zu sehen, wie das Kind auf die Wehen reagiert. Je nach deren Entwicklung folgt später eine weitere Cytotec-Einnahme. Auch diese muss mit der werdenden Mutter besprochen werden.
Tipp: bei der Klinikbesichtigung das Thema Geburtseinleitung ansprechen
Es ist sicher richtig, dass manche Frauen die Geburtseinleitung mit Cytotec als sehr negativ erlebt haben: Jede Geburt ist ein Einzelfall, bei dem viele verschiedene Dinge zusammenspielen.
Es gibt jedoch auch viele Frauen, die positive Erfahrungen mit Cytotec gemacht haben. Zumal es den Frauen oft lieber ist, eine Tablette zu nehmen, als wehenfördernde Mittel durch einen Tropf oder ein Vaginalgel zu erhalten.
Mein Rat an werdende Mütter, die über dem errechneten Termin sind: Besprich mit deiner/einer Hebamme, ob du natürliche Methoden ausprobieren sollst, die Wehen anzustupsen - und ab wann. Denn ein paar Tage "Verspätung" sind normalerweise überhaupt kein Thema. Generell kannst du übrigens auch bei der Klinikbesichtigung das Thema "Geburtseinleitung" ruhig schon einmal ansprechen.