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Der Begriff "Bonding" bezeichnet die innige Beziehung, die sich zwischen Eltern und ihrem Baby entwickelt. Viele frischgebackene Eltern erleben den Beginn dieser besonderen Beziehung als regelrecht überwältigend.

Ihr fühlt euch stark mit eurem Baby verbunden und wisst intuitiv, dass ihr alles Erdenkliche für das Wohl des frischen, kleinen Erdenbürgers tun würdet. Das Bonding sensibilisiert die Eltern außerdem für die Bedürfnisse und Zeichen ihres Babys und stellt damit letztendlich sicher, dass sie selbst mitten in der Nacht aus den Federn springen, um ihr weinendes Baby zu versorgen oder zu trösten.

Wofür das Bonding so wichtig ist

Schon vor Jahrzehnten haben sich Forscher auf die spannende Spurensuche begeben und beleuchtet, welche Bedeutung das Bonding für Eltern und ihr kleines Baby hat. In mehreren Untersuchungen konnten sie zeigen, dass der erste Bindungsaufbau eine Vertrauensbasis schafft, welche die Entwicklung des kleinen Engels wesentlich beeinflusst und auch den Grundstock für Mamis und Papis spannende und herausfordernde Reise mit der neuen, kleinen Persönlichkeit legt.

Vor allem wenn die Eltern achtsam sind, sensibel auf die Bedürfnisse ihres Babys eingehen und seine "Zeichen" lesen können, kann es sich schnell geborgen und sicher fühlen. Es lernt, darauf zu vertrauen, dass ihm nichts widerfahren kann, solange es geliebt und geachtet wird. Tiefenpsychologen sprechen in diesem Sinne von einer Art Urvertrauen. Es beeinflusst maßgeblich, wie ein Mensch mit der Außenwelt in Kontakt tritt, sich in ihr zurechtfindet und vor allem, wie er Beziehungen zu anderen Menschen empfindet.

Forschungen verunsichern Eltern

Bonding ist ein fundamentaler Prozess - soviel scheint sicher. Weniger einhellig bewertete die Forschung lange Zeit die Frage, wann sich die Bindung zwischen Mutter und Kind zu entwickeln beginnt. Zahlreiche Fachpublikationen berichteten in der Vergangenheit, dass bereits der erste Kontakt direkt nach der Geburt die Weichen für Babys Entwicklung stellt. Einige Forscher gingen noch weiter und erklärten die Geburt selbst zum geradezu mystischen Akt der Liebe und Glückseligkeit.

Der Erwartungsdruck, der nun auf der Geburt lastete, blieb nicht folgenlos. Frauen, die nach Stunden der Anstrengungen und Schmerzen im Kreißsaal ergebnislos darauf warteten, von Erhabenheit und unbeschreiblichen Glücksgefühlen durchdrungen zu werden, zweifelten an ihren Mutterqualitäten und fühlten sich schuldig. Wieso "funkte" es bei ihnen nicht? Und würde ihr Baby nun überhaupt eine Bindung zu ihnen aufbauen können oder ihnen ewig fremd bleiben?

Die ersten Lebensminuten des neuen Erdenbürgers

Heute gilt als gesichert, dass weder die Geburt noch die erste Kontaktaufnahme der Eltern zu ihrem kleinen Nachwuchs schicksalhafte Ereignisse sind, die seine spätere Entwicklung des Babys unverrückbar beeinflussen. Zwar scheint es so zu sein, dass der Kontakt unmittelbar nach der Geburt dazu beitragen kann, dass sich die Eltern im Umgang mit ihrem Kind sicherer fühlen. Interessanterweise lässt dieser Vorsprung jedoch mit der Zeit nach. Das bedeutet, dass Eltern, deren Kind unmittelbar nach der Entbindung intensivmedizinisch betreut werden muss, nach einigen Monaten nicht unsicherer sind oder eine weniger innige Bindung zu ihrem Kind haben als Eltern mit Frühkontakt.

Dennoch ist so ein erstes Treffen eine unauslöschliche Erfahrung. Gerade für das Neugeborene gibt es nun so viele Dinge zu entdecken. Es lauscht gespannt auf Mamis Herzschlag und ihre Stimme, die es bereits aus dem Mutterleib kennt, und macht sich mit ihrem Geruch vertraut. Auch kann es bereits aus großer Nähe ihre Bewegungen und Gesichtsausdrücke verfolgen. All diese Eindrücke hinterlassen etwas, das für die Ewigkeit bleibt.

Bonding benötigt Zeit

Bonding ist eine individuelle Erfahrung. Es gibt frischgebackene Mamis, die direkt nach der Geburt eine tiefe Verbundenheit zu ihrem Baby spüren. Es ist aber auch völlig normal, wenn sich dieses Gefühl nicht gleich in Babys ersten Lebensminuten einstellt. Manche Mütter brauchen einfach etwas Zeit, um sich an ihre neue Rolle zu gewöhnen und sich körperlich und psychisch von der Geburt zu erholen.

Eine richtige Eltern-Kind-Beziehung muss wachsen. Sie entwickelt sich mit jedem Tag ein Stück weiter. Denn das Baby ist, so niedlich und knuddelig es auch sein mag, eine neue, unbekannte Persönlichkeit, die in das Leben eines Paares tritt.

Für viele Eltern ist das Bonding ein Nebenprodukt der täglichen Fürsorge für ihr Kind. Mit jedem Tag, an dem sie das kleine Wesen etwas besser kennenlernen, mit ihm kommunizieren, es mit Geduld und Einfühlungsvermögen umsorgen und ihm Zuneigung schenken, wächst die Verbindung. Vielleicht merken die jungen Eltern gar nichts davon, bis ihr Baby zum ersten Mal Augenkontakt sucht oder sie zum ersten Mal bewusst anlächelt.

Wie Mutter und Kind kommunizieren

Die meisten Mamis haben keine Schwierigkeiten, direkt nach der Geburt einen intensiven Kontakt zu ihrem Baby herzustellen. Schließlich sind sie ihrem Liebling allein durch das Stillen etwa 8 bis 12 Mal am Tag sehr nah. Dieser Einsatz zahlt sich sogar messbar aus. So haben Forscher herausgefunden, dass Frauen, die ihrem Baby die Brust geben, mit einem regelrechten Oxytocin-Rausch belohnt werden. Es wird vermutet, dass das Hormon Oxytocin nicht nur die Wehen auslöst und Stress mildert, sondern außerdem die Mutter-Kind-Bindung fördert und dafür sorgt, dass Mami ihrem Baby ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.

Frauen, die ihr Baby nicht stillen können oder wollen, müssen sich jedoch nicht schuldig oder minderwertig fühlen. Muttergefühle sind nicht das Produkt einer einzigen Handlung. Es gibt zahlreiche Wege, mit dem Baby in Kontakt zu treten und Nähe herzustellen. Schließlich kann auch der Papi eine enge, vertrauensvolle Bindung zu seinem Kind entwickeln, obwohl er nicht den Vorteil des Stillens auf seiner Seite hat.

Tipps für die Kontaktaufnahme

  • Dein Baby wird neugierig deine Gesichtszüge studieren, wenn du auf etwa 30-40 cm an sein Gesicht herankommst. Stelle den Kontakt her, indem du ihm beim Stillen, Kuscheln oder Wiegen in die Augen schaust, lächelst oder Grimassen ziehst.
  • Berührungen sind eine Sprache, die das Baby sehr schnell versteht. Außerdem stärkt jeder Hautkontakt den Bund fürs Leben. Der Grund: Streicheleinheiten stimulieren die Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin. Und das nicht nur beim neuen kleinen Erdenbürger, sondern auch bei seinen Eltern.
  • Das Baby erkennt deine Stimme. Es liebt ihren vertrauten Klang und wird ganz ruhig, wenn du mit ihm sprichst. Wenn Babys Köpfchen auf deiner Brust ruht, kann es auch deinen Herzschlag hören. Auch das wirkt beruhigend.
  • Du als Papa kannst die Beziehung zu deinem Baby intensivieren, wenn du ihm regelmäßig das Fläschchen gibst, und auch sonst tatkräftig bei seiner Versorgung hilfst. Ergreife die Möglichkeit, Zeit allein mit dem kleinen Wonneproppen zu verbringen und gleichzeitig deine Partnerin zu entlasten, indem du hin und wieder die Nachtschicht übernimmst.
  • Allein dadurch, dass du dein Baby tröstest, wann immer es weint, oder aber fütterst, wenn es hungrig ist, beeinflusst du, wie schnell es vertrauen und lieben lernt. Und keine Sorge: Mit der Zeit wirst du herausbekommen, wofür unterschiedliches Weinen steht, und kannst Babys Bedürfnisse schneller und sicherer befriedigen.
  • Babymassagen sind eine tolle Möglichkeit, intensive Nähe zu schaffen. Nur einige Minuten am Tag reichen aus, um die Bildung von Oxytocin in die Höhe schnellen zu lassen. Massiere jedoch nicht einfach drauf los. Die richtige Technik ist wichtig und will erst einmal gelernt sein. Belege einen Babymassagekurs oder lass dir einige wohltuende Handgriffe von deiner Hebamme zeigen.
  • Trage dein Baby immer wieder nah am Körper mit dir herum. Dadurch kann es sich mit deinen Bewegungen vertraut machen und gleichzeitig ein Gefühl von Sicherheit entwickeln. Außerdem hat es so immer deinen Geruch in der Nase.
  • Auch die tägliche Routine, wie feste Kuschelrituale und Schlafenszeiten, hilft dem Baby dabei, sich sicher zu fühlen und ein Vertrauensverhältnis zu seinen Eltern aufzubauen.
  • Nimm dir die Zeit, dein Baby zu beobachten und zu lernen, wie es mit seiner Welt interagiert. Registriere, wie es sich bewegt und welche Geräusche es macht. Wenn du die Körpersprache deines Babys verstehst, fällt es dir auch leichter, sein einzigartiges Wesen zu erfassen und lieben zu lernen.

Wenn das Baby fremd bleibt

Wenn du dich deinem Baby nach einigen Wochen immer noch nicht näher fühlst oder dich sogar entfremdest, sprich deine Hebamme oder die Frauenärztin darauf an. Eine verzögerte oder ausbleibende emotionale Verbindung kann ein Anzeichen für eine ernst zu nehmende Wochenbettdepression sein. Das Bonding kann sich jedoch auch verzögern, wenn dein Kind unerwartete Gesundheitsprobleme hatte. Vielleicht fühlst du dich auch einfach erschöpft und überwältigt von der Ankunft dieser neuen, kleinen Persönlichkeit.

Egal, welche Ursache auch zutreffen mag, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn je mehr Zeit verstreicht, desto schwieriger wird es für dein Baby, eine vertrauensvolle Beziehung zu dir aufzubauen.

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