Mein kleiner Engel hat sich am Mittwoch, den 20. Januar 2021 doch alleine auf den Weg gemacht. Die Drohung mit den Cytotec Tabletten hat wohl gewirkt. Sein Herzchen hörte etwa um Neujahr auf zu schlagen. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade in die 11. SSW gekommen. Zweieinhalb Wochen später kam es ohne Zutun zu Wehen. Es fing die Nacht zuvor mit Kontraktionen im Rücken an. Tagsüber blutete ich schon etwas stärker. Ab 17 Uhr wurden die Wehen stärker. Auf dem Höhepunkt einer Wehe machte es "blubb" in meiner Gebärmutter. So, als hätte sich etwas gelöst. Ich lag dabei gerade im Bett. Fünf bis zehn Minuten später fing eine starke Blutung an. Mit Hilfe meines Mannes bin ich in die Badewanne und wir befreiten mich von der Kleidung. Dort in der Einlage von meinem Slip lag dann unser Gabriel. Gut erkennbar. Er hat kleine Ärmchen mit jeweils fünf Fingern, wir erkannten seine kleine Zehen, seine Augen, seinen Mund, der offenbar schon geöffnet war. Es sah aus als würde er lächeln. Das war gegen 18:45 Uhr. So viel Zeit konnten wir uns ihm dann noch nicht widmen. Ich dachte, das schlimmste wäre nach der Geburt geschafft, aber nein, die Blutungen waren sehr stark. So lag ich nur noch im Badezimmer, weil mein Kreislauf im Eimer war nd hoffte, dass ich bald ins Bett kann. Mein Mann und ich versorgten zwischen den guten Phasen unseren Gabriel. Auch die beiden großen Geschwister schauten sich den kleinen leblosen Körper an. Wir staunten über die kleinen Details. Gabriel kam in einen kleinen bunten Korb. Der ist perfekt für seine etwa 4 cm Größe. Ich hoffte, dass ich bald schlafen kann. Gegen den Wehenschmerz nahm ich deswegen Buscopan. Ja, ich würde es wahrscheinlich wieder so machen. Ich empfehle jedoch für solch eine weite Schwangerschaftswoche eine professionelle Begleitung. Wir hatten zwischendurch echt Angst, dass ich hops gehe. Meine Hebamme meinte, da die Plazenta noch nicht so gut ausgebildet war, dass es sehr unwahrscheinlich ist, daran zu verbluten. Ich hoffte, sie hat Recht. Unsere Bedenken blieben nicht unbegründet. Nachdem mein Kreislauf wiederholt im Liegen kollabierte, rief ich um kurz vor Mitternacht die 112 an. Den Transport von der Haustür zum Rettungswagen nahm ich nur sehr wenig war, weil erneut der Kreislauf schlapp machte. In der Klinik wurde ich erst einmal versorgt und wartete dann auf jemanden, der mich zur Gynäkologie schob. Dort wartete ich noch gute fünfzehn Minuten auf die Ärztin, die sehr nett war. Es befand sich noch sehr viel Blut in der Gebärmutter. Gewebe schien mein Körper schon gut abgestoßen zu haben. Ich entschied mich erneut gegen eine Ausschabung. Jetzt war ich schon soweit gekommen, da wollte ich den Eingriff auch weiterhin vermeiden. Ich bekam noch etwas Cytotec rektal, Schmerzmittel und Flüssigkeit über die Vene. Mit dem Cytotec sollte sich meine Gebärmutter noch etwas zusammenziehen. Ich glaubte, der Plan ging auf, denn die Blutung wurde weniger. Leider wollte mein Kreislauf um 7 Uhr immer noch nicht und ich kollabierte bei dem Versuch, auf Toilette zu gehen. Ich wurde stationär aufgenommen. Am späten Nachmittag schaffte ich es Dank Eisentransfusion, auf Toilette zu gehen Es puckert seitdem kräftig in meinen Ohren. Ich bin schnell kaputt, hatte es aber geschafft, am nächsten Tag zu duschen. Leider befanden sich noch wenige Reste in der Gebärmutter, was der Ultraschall am Freitag aufzeigte. Erneuter Versuch, um die OP herumzukommen: Cytotec-Einnahme mit Schmerzmittel. Die Ärztin sagte je weiter die Schwangerschaft war, umso unwahrscheinlicher ist es, dass alles normal rauskommt. Warum funktioniert das dann aber so gut in anderen Ländern? Ich habe gehört und gelesen, dass man bei geringen Resten auch auf die nächste Periode warten könne. Die Ärztin erwiderte aber, dass ich so wohl immer weiter bluten würde und dass das mit dem niedrigen Eisenwert nicht gut sei, dass ich ja merke, dass es mir nicht gut gehe. Ich blieb also und versuchte erneut, um einen Eingriff herumzukommen. Leider kam gegen 15 Uhr die Ärztin mit den Blutergebnissen, die alles andere als gut aussahen. Mein Hämoglobinwert war weiter auf 6,4 gesunken (gestern 8,1, bei der Ankunft 9,4). Ab unter 6 kann es zu Organversagen kommen. Ich hatte natürlich die Wahl weiter zu warten, ggf. Bluttransfusionen zu bekommen, aber ich wollte nicht hops gehen und entschied mich nun doch für die Kürretage. Dann ging es eigentlich ziemlich schnell. Zumindest ging die Zeit bis zur Abholung schnell rum. Um halb sechs (abends) kam ich in den OP und um zehn nach 6 wachte ich wieder auf. Ich hatte Halsweh und am nächsten Tag auch starke Nackenschmerzen. Am Samstag um 7 Uhr kam die Ärztin. Es steckte noch ein großes Stück Plazenta im Gebärmutterhals. Daher die andauernde Blutung. Intubiert wurde ich, weil sie mich schneller operiert haben wollten und ich dadurch noch nicht nüchtern genug war. Darüber ärgerte ich mich etwas, weil ich dadurch Beschwerden hatte, nicht durch den Eingriff selbst. Gerade, weil ich am meisten Angst vor der Narkose hatte, tut das meiner Angst der Auslieferung nicht gerade gut. Ich durfte nach Hause. Zwar ist der HB-Wert weiter gesunken (5,6), aber vermutlich durch die OP und jetzt blute ich ja nicht mehr. Die Ärztin wird mich ja nicht nach Hause schicken, wenn es nicht okay wäre. Jetzt heißt es zu Hause erholen, was um die 6 Wochen dauern kann. Mir wurde natürlich die Schuld zugewiesen, weil ich die Ausschabung nicht wollte, aber so konnte ich meinen Engel natürlich entbinden. Ich wünschte, dass diese Alternativen mehr begleitet werden. Klar, es kann dann immer noch zu einer Ausschabung kommen, aber wir wussten nicht, wie viel Blut normal ist. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr sie gerne stellen, auch per PN. Ich hoffe, ich hab nicht so viele Fehler gemacht. Mein Kopf ist noch etwas Mus. Vorwiegend wollte ich einfach meine Erfahrung teilen, weil das Thema einfach zu selten geteilt wird. Ich freue mich über die Fotos des Kleinen. So habe ich ihn immer in Erinnerung.
von sanne87 am 23.01.2021, 17:13