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7 Jahre...und die Einsamkeit ist noch immer da

Thema: 7 Jahre...und die Einsamkeit ist noch immer da

Hallo - ich kehre heute mal nach vielen Jahren in dieses Forum zurück weil ich einfach nicht weiß wo ich mit meinen Gedanken hin soll. 2002 habe ich einen Jungen in der 15. SSW nach einer Infektion und einem Blasensprung verloren. Ich habe damals eine atonische Blutung gehabt und laut Aussagen der Ärzte viel viel Glück gehabt das zu "überleben". 2004 hatte ich einen Schwangerschaftsabbruch in der 21. SSW. Das Kind hatte einen Hydrops und durch die Wassereinlagerungen konnten die Lungen nicht wachsen und so ist es zu dem Abbruch gekommen. Nach vielen Jahren des Kinderwunsches und nach drei Fehlgeburten haben wir nun 4 Kinder (!!!) und hätten uns das niemals träumen lassen. Ich glaube ich kann für mich sagen, dass ich die Fehlgeburten alle gut verarbeitet habe. Ich habe viel gelesen, war sehr oft hier im Forum und konnte immer, immer, immer mit meinem Mann darüber sprechen. Aber es ist diese Einsamkeit die mich einfach nicht losläßt. Diese Einsamkeit, als ich damals 2002 auf der Intensivstation lag und die Geräte um mich herum piepten. Wir hatten damals schon einen kleinen Jungen und mein Mann hat nur gewartet bis ich aufgewacht bin und ist dann nach Hause gefahren. Er hatte dort um mein Leben gebangt und mußte sich zuhause ausheulen, wie er mir damals gestand. Ich hatte das Baby verloren und wußte gar nicht um meinen kritischen Zustand. Diese Einsamkeit als ich dort 2004 wieder allein im Zimmer lag und darauf wartete, dass der Abbruch eingeleitet wird. Das wird immer abends mit Gel gemacht, sodass mein Mann bei den Kindern zuhause war. Diese Einsamkeit nach dem Abbruch, als ich dann nachts im Zimmer war und ganz allein war mit den Bildern im Kopf die ich dort Stunden vorher bei der Geburt unseres 21 Wochen alten Babys sehen mußte... Ich kann dieses Gefühl der Einsamkeit einfach nicht vergessen. Und es ist schwer mit anderen darüber zu sprechen weil ich das gar nicht richtig in Worte fassen kann WAS mich genau bedrückt. Jeder hat Verständnis dafür dass man einen Verlust beweint. Aber nach 7 Jahren fühle ich mich total verloren weil dafür niemand mehr Verständnis hat. Ich glaube, nicht einmal mein Mann hat das. Vor einigen Wochen noch hatte ich einen totalen Weinkrampf und konnte mich kaum beruhigen. Als ich meinem Mann dann sagte, es sei wegen unseres Engelchens da wollte er mir gar nicht glauben. "Das muss doch noch was anderes sein wenn Du so weinst." Nein, es war nur dieses Gefühl der Einsamkeit. Jetzt frage ich mich, ob das nie vergehen wird....ob ich da vielleicht doch noch etwas aufarbeiten muss....ob das doch noch trauer ist? Ich weiß es nicht. Es wäre aber schön zu hören, wenn ich nicht die einzige wäre der es so geht. lg, becky

von Becky75 am 02.09.2011, 22:04



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Liebe Becky, wir kennen uns noch von damals und Deine Worte habe mich damals sehr aufgebaut. Es ist kaum zu glauben, dass es 7 Jahre sind. Ich glaube ich weis was Du meinst, mir geht es häufig ähnlich. Vielleicht ist es doch der reingefresssene Kummer, den man nicht zulässt oder zulassen kann oder zugelassen hat, weil man sich nicht einfach gehen lassen kann. Gerade wenn man Kinder hat muss man häufig funktionieren. Bei mir äußert sich das so, ich bin irgendwie rastlos um ja nicht zu Stillstand zu kommen. Immer weiter machen. Nach außen erscheine ich als Power-Frau, die mit allem super umgehen kann. Das ist auch eine Art Fassade. Im Innern bin ich aber allein, so einsam wie du es auch beschrieben hast. Ich lasse die Einsamkeit nicht zu, weil ich dann wirklich einfach nur weinen kann und meine Gefühle unbeschreiblich sind. Ich bin aber erschrocken, ich wünsche mir meine Kleine her aber kann mir doch ein Leben mir ihr nicht mehr vorstellen. Sie hat doch ihren Platz in meinem Herzen. Und unsere Familie ist jetzt so anders. Es ist einfach schon eine Weile her. Die Leichtigkeit und Fröhlichkeit habe ich verloren, ich nehme vieles zu ernst. Ach Becky, ich könnte so viel schreiben. Aber ich freue mich von Dir zu lesen und dass ihr so eine große Familie auf Erden geworden seid. Leider kenne ich den Namen Deines ersten Sohnes nicht aber Valentina werde ich nicht vergessen. Obwohl wir uns nie gesehen haben, warst Du mir sehr nah! Ich habe Marlene in der 24 SSW. gehen lassen und die Bilder aus dem Krankenhaus sind mir immer noch bis ins kleinste Detail in Erinnerung. Das lässt mich auch nicht los. Sei ganz herzlich gegrüßt! Alles Gute für Euch! Manuela mit Schmetterling Marlene geb./gest. 18.11.2004, 24 SSW. Und 2 wunderbaren Rabauken an der Hand

von Grundgute am 03.09.2011, 08:55



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Liebe Manuela, natürlich erinnere ich mich noch an Dich! Wie könnte ich nicht....? Ich hatte fast gehofft jemanden aus dem "alten Kreis" hier zu finden...wobei es natürlich auf der anderen Seite auch nicht schön ist weil es bedeutet, dass man noch immer Halt in diesem Forum sucht. Ich denke Du weißt was ich meine... Ich kann gut verstehen was Du mit Deiner Power-Frau-Fassade meinst. Mein Mann hatte auch so eine Phase und nutzte die Arbeit um nicht "Denken zu müssen". Mittlerweile hat er das (auch mit professioneller Hilfe) in den Griff bekommen und ich bin sehr stolz auf ihn. Weil, gerade wenn man so ein Power-Image hat, NIEMAND "draußen" in der Welt auch nur erahnt wie es in einem aussieht und es umso schwerer ist Schwäche zu zeigen. Es nimmt einen schlichtweg keiner Ernst! So erschien es mir zumindest in unserem Fall. Aber, wie auch in der schwersten Zeit nach Valentinas Geburt, tut es wunderbar gut hier Verständnis zu finden. Und das ohne groß erklären zu müssen, weil jeder ähnlich empfindet und empfunden hat. Manuela, ich habe mich ebenfalls sehr gefreut von Dir zu hören und noch dazu dass Du Deine zwei Rabauken an der Hand hast ;-) Ganz liebe Grüße, Rebeca

von Becky75 am 04.09.2011, 12:37



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Liebe Becky, ich kann das gut verstehen, es geht mir teilweise ganz ähnlich. Es ist jetzt 5 Jahre her, daß ich meinen ersten Sohn in der 37. Woche still geboren habe, ich habe danach noch zwei weitere Kinder bekommen, aber trotzdem sehe ich die Bilder noch oft genug vor mir. Ich sehe mich im Krankenhaus liegen, bei diesem fatalen Ultraschall, bei dem die Ärztin keinen Herzschlag mehr finden konnte, ich sehe mich bei der Geburt, wie ich den Kleinen hinterher im Arm halte...Und auch nach so vielen Jahren zucke ich bei der Frage nach der Zahl meiner Kinder jedesmal zusammen und muß einen Moment überlegen, was ich denn eigentlich sage, sind es drei oder vier (ich habe noch eine größere Tochter)? Ich glaube nicht, daß die Trauer je ganz vergehen wird. Mit einem Kind wird einem ein Teil seines Lebens genommen, ein Teil der Seele, den man nie wiederbekommt. Und manchmal überrollt einen Traurigkeit darüber eben einfach, auch noch nach Jahren (ein befreundeter Pastor erzählte mir einmal, daß er eine 90-jährige Frau kennengelernt hat, die plötzlich in Tränen ausbrach, weil sie an den Tod ihres Sohnes im 2. Weltkrieg denken mußte...). Aber ich denke, daß es in Ordnung ist, immer wieder mal traurig zu sein, auch nach mehreren Jahren. Zeigt es doch nur, daß die Liebe über den Tod hinaus besteht. Viele liebe Grüße, Katrin

von Spock1 am 03.09.2011, 10:13



Antwort auf Beitrag von Becky75

Hallo Becky...ich kenne dich auch noch...winke... Weißt du,mein FA sagte damals ich soll mein Leben in Form einer Mauer sehen.In dieser Mauer stehen auch schwarze Steine...sie gehören dazu,ohne diese Steine wäre es nicht meine Mauer... Auch bei mir ist es schon 8 Jahre her...und es ist als ob über meinem Leben ein schwarzer Schleier hängt .Ich glaube diese Trauer bleibt auch ewig,ich denke oft daran...und wenn ich darüber schreibe steigen mir noch immer die Tränen in die Augen.Reden mag ich garnicht mehr darüber... Ich kann deine Gefühle verstehen und wie du siehst geht es anderen genauso...und wenn noch soviel Zeit vergeht,es wird immer weh tun...wiegeht es dir denn sonst? Wie alt ist denn eigendlich dein kleinster Zwockel? Habe damals nur mitbekommen das du nochmal SS warst...LG Gabi

von Maximum am 05.09.2011, 15:24



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Liebe Becky Ich kann mich noch sehr gut an dich erinnern.Du hast mich einige male getöstet wie auch Finfant und Marlene und viele andere auch.Bei mir wird es am 12.Oktober 6 Jahre her sein das unser kleiner Engel Leonie nach nur 4 Tagen uns wieder verlassen hat.Ich bin zwar nur die Oma habe inzwischen 4 kleine süsse Enkelchen aber Leonie wird immer einen sehr sehr großen Platz in meinen Herzen einnehmen.Ich bin froh das die Mutter von Leonie noch 2 süsse Mädchen bekommen hat die jetzt 2 und 4 Jahre sind,meine andere Tochter hat Zwillingsmädchen bekommen 3Jahre alt. Ich bin mit ihnen fröhlich und kann mit ihnen die Welt genießen,trotzdem hat mich der Verlust meines Enkelchen Leonie sehr verändert und ich bin heute oft traurig und muß einfach dann weinen und denke doch auch dann ich kann glücklich sein über meine 4 Mädchen und doch fehlt mir Leonie so sehr ich kann es nicht beschreiben weil es mir fast das Herz abdrückt. Ich freu mich für dich das du jetzt 4 Kinder hast aber wir werden unsere Engelchen einfach nicht vergessen,sie sitzen tief in unseren Herzen und begleiten uns überall hin und sind immer bei uns.Leonie ist auch bei ihren Schwestern und Cosinen immer in Gedanken dabei da ich ja auch ein Bild von ihr im Geldbeutel und im Handy habe und die Kleinen das als selbsverständlich ansehen denn die Oma hat 5 Enkelchen die sie sehr lieb hat. Jetzt ist es wieder etwas viel geworden ich muß sagen es hat gutgetan wieder mal seine Gefühle und Gedanken mitzuteilen.Ich wünsche dir alles liebe und viel viel Glück für deine Familie Daniela

von LeoniesOma am 05.09.2011, 20:06



Antwort auf Beitrag von LeoniesOma

Ich sitze gerade hier bei meinem kranken Kind (Fieber) und mir rollen die Tränen, nicht wirklich vor Trauer....mehr eine Art Freude von Euch allen zu hören. Es ist fast als würde ich hier alte Freundinnen wiedertreffen.... (ist das doof wenn ich das sage?). Und es ist sofort wieder das Gefühl zurück was ich damals hatte: Verständnis , Sicherheit, Gemeinschaft.... Ich danke Euch für Eure lieben Worte! Gaby, unser kleinster ist gerade 2 Jahre alt geworden und ein absoluter Kuschelbär; so was habe ich noch nicht gesehen. Er kam ja total unverhofft und manchmal glaube ich, er ist uns wirklich zum Trösten "geschickt" worden. Ich bin eigentlich gar nicht esotherisch oder sonst irgendwie gläubig aber das ist ein schöner Gedanke für mich. Daniela, ich kann mich noch gut erinnern und bin gerade sehr berührt dass es auch eine Oma nach so langer Zeit noch so sehr bekümmert wie Dich. Auf der anderen Seite ist es wieder auch sehr tröstend dass jemand die Erinnerung an Eure Leonie so im Herzen trägt. Sie war da...und das ist auch gut so! (ich denke Du weißt wie ich das meine) Meine Lieben, so schön es auch ist von Euch zu hören....so sehr hoffe ich trotzdem, dass ich nicht allzu oft hierher kommen muss ....*einAugenzwinkern* lg, rebeca

von Becky75 am 07.09.2011, 22:24