Szintigraphie und Kontaktverbot zum Kleinkind

Dr. med. Andreas Busse Frage an Dr. med. Andreas Busse Kinderarzt
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Frage: Szintigraphie und Kontaktverbot zum Kleinkind

Sehr geehrter Dr. Busse, ich musste heute zur Schilddrüsenszintigraphie. Meine Tochter 19 Monate alt wird von mir morgens und abends noch gestillt. Mir wurde eine Stillpause von 24 Stunden empfohlen, wobei die Halbwertszeit des radioaktiven Stoffes 6 Stunden beträgt. Ausserdem wurde ich darauf hingewiesen, heute nicht mit meiner Tochter zu kuscheln, neben ihr zu schlafen und den Kontakt so gering wie möglich zu halten. Alles einfacher als gesagt, nun hab ich sie doch zur Begrüßung geküsst und sie saß beim Kaffee auf meinem Schoß. Gestillt habe ich sie nicht, daran halte ich mich selbsterständlich. Ich geh nicht davon aus, dass es nun schädlich für meine Tochter war, meine Frage bezieht sich eigentlich darauf, was kann denn passieren, wenn ich nun mit ihr länger gekuschelt, mit ihr eingeschlafen usw. wäre? Was hätte das für Folgen? Warum muss man so vorsichtig sein? Danke für eine Antwort MfG Leene84 P.S halten sie eine Stillpause von 24 Stunden angemessen? Oder lieber länger?

Mitglied inaktiv - 14.09.2010, 19:52



Antwort auf: Szintigraphie und Kontaktverbot zum Kleinkind

Liebe L., das Problem ist vor allem das Radioisotop, das in die Muttermilch ausgeschieden wird. Abhängig vom gewählten Stoff, Jod oder Technetium ist die Strahlenbelastung und ihre Dauer sehr unterschiedlich und eine Stillpause von 24 Stunden ist das mindeste. Der behandelnde Nuklearmediziner muss Ihnen genaue Anweisungen geben und im Zweifelsfall könnte er auch messen, wieviel Radioaktivität nach 24 Stunden noch in der Muttermilch ausgeschieden wird. Kurzes Kuscheln ist kein Thema, das mit der Muttermilch müssen SIe aber bitte ernst nehmen und nachfragen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 15.09.2010



Antwort auf: Szintigraphie und Kontaktverbot zum Kleinkind

Hallo, ich arbeite im Strahlenschutz (wenn auch nicht im medizinischen Bereich). Die Belastung durch radioaktive Strahlung sollte man immer so gering wie möglich halten. Nach der Szintigraphie strahlst Du selbst bis das Mittel "zerfallen" ist (Halbwertszeit) bzw. natürlich ausgeschieden wurde. Und je näher Du Deinem Kind bist, umso mehr Strahlung (wenn auch geringe) bekommt es ab. Akut passiert Deinem Kind gar nichts. Aber besonders Kinder sind für Strahlung empfindlich, weil die Zellen im Körper sich häufig teilen. Auf lange Sicht kann "zuviel" Strahlung z.B. Krebs auslösen, daher die Vorsichtsmaßnahmen. Ich muss sagen, leider gehen viele Mediziner mit Radioaktivität eher sorglos um. Das ist im technischen Bereich ganz anders. Die Empfehlungen nach der Behandlung sollte man daher beachten, das ist nicht übertrieben. Viele Grüße

Mitglied inaktiv - 15.09.2010, 08:10