Gojibeere1992
Hallo Herr Dr Busse, Ich bin total traurig um die Situation meines Sohnes: er ist zwei Jahre und 8 Monate, hat vor kurzem ein Geschwisterchen bekommen und liebt andere Kinder und auch innerhalb der Familie ist er ein offenes und freundliches Kind! Er ruft schon von weitem lauthals Anderen Hallo zu! Wir haben bisher keinen Kitaplatz für ihn bekommen, der Spielkreis den wir besucht haben ist schon seit einem Jahr ausgesetzt. In meinem Freundeskreis hat noch niemand Kinder und die wenigen, übrig gebliebenen Kontakte aus dem Spielkreis nehmen Corona nicht von Anfang an nicht so ernst. Das bedeutet de facto: mein Kleiner hat aktuell keine Möglichkeit mit anderen Kindern zu spielen und das macht mich unfassbar traurig. Ich habe echt Angst um seine Entwicklung, möchte aber auch kein zu hohes Risiko eingehen, dass sich jemand bei uns in der Familie (ein paar Risikopatienten gibt es die nun geimpft werden) infiziert oder andere weiter ansteckt, zumal wir noch ein Neugeborenes zu Hause haben. Was würden Sie in einem solchen Fall raten? Trotzdem mit einem anderen Kind treffen, deren Eltern es halt nicht so streng nehmen mit der Kontaktreduktion? Auf den Spielplatz gehen und dort im Freien mit fremden Kindern spielen lassen? Oder abwarten bis ein Kitaplatz gefunden ist und bis dahin so gut es geht innerhalb der Familie fördern? Abwarten bis zumindest wir jungen Erwachsenen uns impfen lassen können? Mir fällt die Nutzen-Risiko-Bewertung so schwer, sodass ich gerne ihren kinderärztlichen Rat erfragen würde! Vielen Dank!!
Liebe G., natürlich ist es derzeit für alle eine besondere Situation, wenn sonst normale Kontakte nicht stattfinden können. Umso wichtiger ist es, dass die Eltern gegenüber Ihren Kinder nicht ständige Besorgtheit und Ängste oder gar Trauer sondern Ruhe und Zuversicht ausstrahlen, den Alltag aktiv und lustig gestalten, das Kind in den Haushaltalltag mit einbeziehen (es gibt nichts tolleres als "Helfen"), viel Vorlesen und Singen, draußen die Welt entdecken,......... Die Familie ist die entscheidende Stütze der Kinder. Natürlich ist es ideal, wenn man zusätzlich eine verantwortungsvoll agierende Familie hat, mit der man sich ausschließlich regelmäßig treffen kann, auch mal gegenseitig die Kinder betreuen kann,..... Alles Gute!
Mia 678
Hallo, mir geht es genauso. Mein Sohn ist genauso alt wie deiner und exakt die gleiche Situation mit Kitaplatz und co. Meine Tochter ist 7 Monate. Auch ich stelle mir genau die gleichen Fragen...Bin gespannt auf die Antwort..mein Sohn ist teilweise sogar richtig traurig wegen der Situation und ich glaube, dass seine Entwicklung und Psyche leidet.
SonjaF79
LIebe Gojibeere, das ist echt eine schwierige Lage für Euch und Euren Sohn. Vor allem, da ihr keine andere Familie kennt, die Corona genauso ernst nimmt wie ihr. So geht es uns auch. Und ich würde da auch echt kein Risiko eingehen. Wie auch Dr. Busse schreibt, ich denke, Ihr geht am besten damit um, indem Ihr Eltern eine positive, fröhliche und ausgeglichene Ausstrahlung gegenüber Eurem Sohn habt. Also ihm nicht vermittelt: "O, du Armer! Du tust uns so leid!" Denn das zieht ihn noch zusätzlich "runter". Sondern eher: "Ja, ich weiß, es ist echt blöd, dass Du gerade nicht mit anderen Kindern spielen kannst. Das ist schade. Aber schau mal, wir können jetzt miteinander .... machen!" Und dann ein spannendes Spielangebot, einen Ausflug usw... Ich glaube, das A und O ist jetzt tatsächlich, dass Ihr Eurem Kind einen schönen Alltag gestaltet. Zum Beispiel, wenn möglich, regelmäßig zu einem (Bauern)Hof geht und Tiere anschaut, die im Freien weiden. Vielleicht hat es ganz in Eurer Nähe ja einen Garten mit Hühnern drin? Da könnte unsere knapp Dreijährige wirklich jeden Tag Stunden zugucken!!! Und das ist dann auch herrlich entspannend für mich als Mutter... Ich muss nur daneben stehen und mitzuschauen :) Wir machen viele kleinere Ausflüge in die Umgebung. Und im Haus darf unsere Tochter bereits helfen, die Spülmaschine auszuräumen, die Schmutzwäsche in die Waschmaschine zu tun (und natürlich - das Highlight! sie einschalten...), saubere Wäsche in die Schränke räumen usw. Auf unserer 10 qm Terasse hat mein Mann im letzten Frühjahr während dem Lockdown einen tollen kleinen "Gemüse-Garten" angelegt - in lauter Blumentöpfen. Und dann durfte unsere Kleine jeden Morgen und Abend die Tomaten, Kohlrabi usw. gießen und beim Wachsen zuschauen. Ihr habt da bestimmt auch ganz viele Ideen! Auf einen Spielplatz würde ich eher nicht gehen. Denn wenn Euer Sohn da dann sowieso eher nicht mit fremden Kinder spielen soll oder ihr ständig unentspannt seid, weil ihr Euch um eine mögliche Ansteckung sorgt, dann ist das für alle frustrierend und eher ein negatives, als positives Erlebnis. Das, was Euer Sohn jetzt an Sozialkontakten mit Gleichaltrigen "verpasst" und nicht lernen kann, wird er "nach Corona" bzw. wenn er in ein paar Monaten in eine Kita gehen kann, sicherlich ruckzuck aufholen. Ich sage mir immer, dass es immer schon Situationen gab, in denen kleine Kinder nur mit Erwachsenen aufgewachsen sind. Und solange die Erwachsenen sich liebevoll kümmern, Spielkameraden sind und das Kind in ihren Alltag einbeziehen, wird kein Kind darunter leiden. Die Hauptbezugspersonen sind in dem Alter sowieso ihr und ggf. die Großeltern und andere Verwandten. Und außerdem wird ja auch das Geschwisterchen mit jedem Monat ein spannenderer Spielkamerad. Natürlich noch nicht für Lego und Co. Aber zum Knuddeln, miteinander Bilderbücher angucken und zu Musik bewegen, auf dem großen Elternbett toben und draußen im Garten/ auf der Terasse die Natur entdecken. Alles Gute Euch! LG SonjaF