Sehr geehrter Herr Dr. Bosse,
meine fast 8jährige Tochter hatte gestern einen furchtbaren Wutanfall mit Brüllen, Kreischen und heftigstem Weinen.
Während des Anfalls rief sie plötzlich fast hysterisch: "Mama, ich kriege keine Luft mehr!" und fing auch an zu würgen.
Ich konnte sie gottseidank beruhigen und ihre Atmung stabilisierte sich.
Während der gesamten Zeit wurde sie weder blaß noch bekam sie blaue Lippen. Sie konnte auch recht schnell wieder normal atmen. Ihr war jedoch schwindelig und sie wollte sich hinlegen und schlafen.
Heute morgen hatte sie leichte Augenringe und war noch recht matt, obwohl sie ausreichend Schlaf bekommen hat, machte aber ansonsten einen fröhlichen Eindruck.
Ich kann mich auch daran erinnern, dass ich als Kind ab und an so heftig geweint habe, dass ich meine Atmung auch kaum mehr kontrollieren konnte.
Was meinen Sie dazu? Sollte ich sie durch einen Arzt untersuchen lassen, oder ist da eine normale körperliche Reaktion auf einen heftigen Tobsuchtsanfall?
Vielen Dank für ihre Meinung.
Mitglied inaktiv - 26.08.2010, 12:00
Antwort auf:
Erstickungsgefühl nach Wutanfall - Besorgniserregend?
Liebe M.,
bleiben SIe gelassen und lassen sich von solchen "Anfällen" weder beeindrucken noch ängstigen. Selbst wenn es ihre Tochter schaffen sollte, so lange die Luft anzuhalten bis sie bewusstlos wird, setzt dann automatisch die Atmung wieder ein und sie wacht ohne Probleme oder Schaden wieder auf.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 26.08.2010
Antwort auf:
Erstickungsgefühl nach Wutanfall - Besorgniserregend?
Guten Tag Hr. Dr. Busse!
Mit Verlaub, aber Ihre Antwort bezüglich des Luftanhaltens finde ich doch einigermaßen fahrlässig. Sie raten einer Mutter, ohne die genaueren Hintergründe zu kennen, sich unbeeindruckt zu geben, wenn ihr Kind zukünftig, evtl. bis hin zur Bewusstlosigkeit, die Luft anhält.
Es steht außer Frage, dass Kinder in diesem Alter Emotionen und Verhalten bereits bewusst - auch mal als Druckmittel gegen die Eltern - einsetzen können. Jedoch würde es mir als Erwachsene niemals gelingen, absichtlich die Luft anzuhalten, bis ich bewusstlos werde! Sie etwa?
Ja, manchmal weinen Kinder, sind dabei auch so verzweifelt und wütend, dass es evtl. bis zur Atemnot kommt. Jedoch hat das Kind dies seiner Mutter wohl schockiert mitgeteilt und ist in diesem Moment vermutlich über diese Folge des wütenden Weinens erschrocken und hat sich geängstigt. Diese Atemnot hat das Kind ganz sicher nicht bewusst durch sein Weinen hervor gerufen.
Hier sollten Trost und Fürsorge an erster Stelle stehen und nicht die Ignoranz!
Im Nachhinein könnte man dann klärend mit dem Kind sprechen und eruieren, wie es soweit gekommen ist.
Eine Mutter kann in diesem Alter des Kindes sehr wohl einschätzen, ob es sich um "Schauspielerei" oder "erpresserisches Verhalten" handelt oder ob das Kind wirkliche Angst aussteht.
Ein Beispiel aus meiner Jugendzeit - ich war 15 Jahre alt:
Meine Mutter war zur Kur und mein Vater plante, die Hecke zu schneiden (eine unliebsame Arbeit). Ich wollte meinem Vater an diesem Tag, da meine Mutter ja nicht zu Hause war, besonders hilfreich zur Hand gehen. Eine halbe Stunde nach "Arbeitsbeginn", stach mich eine Wespe in den Fuß, was ich nicht sah, aber fühlte. Ich informierte meinen Vater, der gerade mit einem Nachbarn im Gespräch war darüber. Der Nachbar tat es ab, mit der Aussage "Ach, stell Dich nicht so an, es war sicher nur ein Stachel vom Rosenbusch oder sowas, jetzt wird gearbeitet". Mein Vater stimmte ihm dann zu und dachte ebenfalls, ich wolle mich vor der Arbeit drücken. Klar, in diesem Alter hat man anderes im Kopf als den Samstag mit Gartenarbeit zu verbringen. ;-)
Mich juckte es am gesamten Körper bis zur Unerträglichkeit und ich ging, unter dem Vorwand mir ein Taschentuch wg. des Heuschnupfens zu holen, ins Haus, da ich den Juckreiz nicht mehr aushielt und plante, mich kalt abzuduschen oder mir irgendwie Abhilfe zu verschaffen. Es wurde relativ schnell dramatisch der Art, dass ich überall große rote Pusteln bekam, meine Augenlider schwollen an, so dass ich kaum mehr die Augen öffnen konnte, ich bekam Atemnot und Übelkeit und wurde sehr schwach. Gerade so konnte ich mich zum Fenster schleppen (ich war sehr kraftlos) und laut nach meinem Vater rufen, der schockiert war über meinen Zustand und mich sofort in den Wagen trug und mit mir zum Arzt raste, der mir dann schnell ein Antihistaminikum verabreichte.
Ich hatte einen anaphylaktischen Schock, der zum Tode hätte führen können! Die Wespenallergie hatten wir in der Vergangenheit bereits vermutet, da ich zweimal gestochen wurde und außergewöhnlich heftig reagierte...
Mein Vater gab sich also anfangs unbeeindruckt, was für mich hätte tödlich enden können! Ich kann nicht sagen, wie groß die Vorwürfe waren, die er sich machte und wie oft er sich bei mir entschuldigte, dieses blöde Geschwätz des Nachbarn "unterstützt" und mir unterstellt zu haben, ich wolle mich vor der Arbeit drücken. Noch heute erzählt der diese Geschichte.
Im oben geschilderten Fall endet die Geschichte mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit nicht so dramatisch und war es womöglich wirklich schlichtweg eine Folge des Wutanfalls, die außer des Schrecks für Mutter und Kind keine weiteren Auswirkungen hat.
Für die Zukunft aber kann niemand vorhersagen, ob die Aussage des Kindes, keine Luft mehr zu bekommen pathologischer oder "manipulativer" Natur ist. Von daher bitte ich Sie, Ihre zukünftigen Antworten in diese Richtung hin, doch einmal zu überdenken.
Mit nachdenklichen Grüßen
Andrea
Mitglied inaktiv - 26.08.2010, 20:41
Antwort auf:
Erstickungsgefühl nach Wutanfall - Besorgniserregend?
Ich kann Ihnen nur zustimmen.Aber wenn sie möchten das es der Dok liest müßen sie ihre"frage" neu stellen.Denn er antwortet nicht noch einmal bei eineem "Nachtrag".
Mitglied inaktiv - 27.08.2010, 11:37