Hallo Frau Höfel,
ich hoffe Sie können mir Rat geben.
Im Kindergarten meines 21/2jährigen Sohnes sind gestern Windpocken ausgebrochen. Das allein ist nicht der Grund meiner Sorge. Ich bin in der 39.Woche schwanger.
Kann mein Sohn bzw. mein Mann mich auf der Entbindungsklinik besuchen kommen, denn ich weiß, daß die Ansteckungsgefahr bis zu 21 Tagen andauern kann. Mein Mann und ich hatten beide schon Windpocken, aber wie ist das mit dem Schutz für das Neugeborene???
Der Gedanke, daß ich ganz ohne meine zwei Männer im Krankenhaus sein könnte macht mich jetzt schon total fertig, schon weil ich bis heute nicht länger als einen Tag von meinem Sohn getrennt war.
Vielen Dank schon einmal im voraus.
Marion
Mitglied inaktiv - 25.03.2003, 15:39
Antwort auf:
Windpocken
Liebe Marion,
die Gefährdung des Feten ist abhängig vom Zeitpunkt der Infektion und am ausgeprägtesten bei einer Erkrankung der Mutter kurz vor der Geburt.
Kommt es in den 1. beiden Trimestern der SS zur Primärinfektion, so führt dies bei etwa 25% zur intrauterinen Infektion. Bei 12% der infizierten Kinder werden Fehlbildungen beobachtet. Allerdings ist das Risiko einer Fehlbildung in den ersten 20 SSW mit 2,2% ziemlich gering.
Bei Infektion der Mutter mit Windpocken im fortgeschrittenen 2. und 3. Trimenon bis 4 Wochen vor der Geburt kommt es zwar zur Infektion des Kindes, jedoch nicht zu einer Schädigung, da offenbar die Bildung mütterlicher und fetaler Antikörper schwere Verläufe verhindert.
Eine Infektion gegen Ende der Schwangerschaft (Krankheitsbeginn 30 bis 5 Tage vor der Geburt) führt bei etwa 25% der Neugeborenen zu einer Erkrankung. Das typische Exanthem tritt meistens während der ersten 4 Tage nach der Geburt auf. Die gewöhnlich geringe Beeinträchtigung des Kindes beruht auf der Anwesenheit mütterlicher IgG-Antikörper.
Eine Infektion 4 Tage vor bis 4 Tage nach der Geburt kann durch das Fehlen mütterlicher und eigener Antikörper zu einer lebensbedrohlichen Gefährdung des Kindes führen.
Wenn Sie eine Windpockenerkrankung durchgemacht haben, dann sind Sie Ihr Leben lang immun.
Bei Kontakt mit einem Windpockenkind sollte eine Antikörperbestimmung erfolgen. Die entsprechende Behandlung richtet sich nach dem Zeitpunkt der Infektion.
(entnommen aus: Erkrankungen in der SS, Gerhard Grospietsch, 2000)
So, dass war das Allgemeine!
Ihr Mann und Sie sind nicht gefährdet! Ihr Mann kann Sie also gerne besuchen!
Aber bitte, bitte, lassen Sie Ihren Sohn zuhause!!!!! Im Krankenhaus gibt es auch Frauen mit vorzeitigen Wehen - hier hätte eine Ansteckung evtl. fatale Folgen!!!!!! Windpocken heißen nicht umsonst Windpocken!!!!
Wie wäre es mit einer ambulanten Geburt? Das Neugeborene hat einen sogenannten Nestschutz, d.h., es hat für ein paar Wochen ausreichend Antikörper mitbekommen.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 25.03.2003