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Hochsensible Kinder

Thema: Hochsensible Kinder

An die Eltern mit hochsensiblen Kindern (oder ähnlich) Woran habt ihr gemerkt, dass euer Kind hochsensibel ist? Bzw wie und wann wart ihr euch sicher, dass es so ist? Und spricht man so etwas beim Arzt an, da es ja keine diagnostizierte Krankheit ist? Meine Mutter ist hochsensibel und mein Mann hat ADHS; ich habe jetzt schon seit längerem den Eindruck, dass Mini (fast 2) auch hochsensibel sein könnte. Gerade wenn es darum geht wie sich bestimmte Substanzen und Oberflächen anfühlen (z.B. Kleidung oder Wasser) reagiert sie sehr empfindlich und auch ist sie sehr schnell überreizt. Sie braucht auch sehr lange um sich an Veränderungen zu gewöhnen. Auch beim Essen hat sie nur eine Handvoll Lebensmittel, die für sich sicher scheinen und der Anblick mancher Nahrung ruft regelrecht Panik auf. Auf der anderen Seite dreht sie unter Menschen oder auch einfach so aus dem nichts völlig auf und ist nicht zu bremsen und hat dann auch keinerlei Verständnis für gefahren (auf die befahrene Straße rennen, Treppenstufen überspringen etc) Neulich hat sie sich an die Bügelstation gehangelt und diese ist umgestürzt. Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie viel davon noch innerhalb einer normalen Entwicklung ist und was schon eher ungewöhnlich ist … der KiA will nichts davon wissen. Lg

von Ronja420 am 26.11.2023, 14:45



Antwort auf Beitrag von Ronja420

Hochsensibel ist keine psychiatrische Störung, daher bist du da natürlich beim KiA falsch. Es ist einfach ein Persönlichkeitsmerkmal, wie introviert, impulsiv etc. Wenn das Verhalten eurer Tochter jedoch den Alltag belastet, kann es Sinn machen, zur Frühförderung zu gehen, Ergotherapie oder eine Erziehungsberatung zu machen.

von misssilence am 26.11.2023, 15:29



Antwort auf Beitrag von Ronja420

Normal ist ja vieles, es gibt ein breites Spektrum. Hochsensible Menschen machen nach Schätzungen ca. ein Fünftel der Bevölkerung aus, das ist eigentlich gar nicht so wenig. Ich denke, so lange es keine größeren Auffälligkeiten gibt, kann man seinem Kind nur Verständnis gegenüber bringen und die positiven Seiten schätzen, die eine solche Sensibilität ja sehr oft mit sich bringt. Zu deiner Frage: Meine Tochter war als Baby und Kleinkind äußerst geräuschempfindlich, brauchte sehr viel Körperkontakt und Co-Regulation und hat extrem gefremdelt. Da wusste ich, dass ihr Nervensystem einfach empfindlicher auf Reize reagiert. Die Kita-Eingewöhnung war entsprechend schwierig, weil die ganzen Reize sie komplett überfordert haben. Sie braucht weitaus mehr Rückversicherung als die meisten anderen Kinder in ihrem Alter. Zu Hause plappert und singt sie den ganzen Tag und braucht viel Aufmerksamkeit. Mein Mann ist ebenfalls extrem geräuschempfindlich und soziale Situationen sind für ihn unheimlich anstrengend. Beide sind dafür sehr empathisch, kreativ, witzig, bemerken die kleinsten Details und haben ein gutes Gehör für Musik.

von Fleurdelys am 26.11.2023, 16:52



Antwort auf Beitrag von Ronja420

Huhu, ich bin selbst HSP, also eine Highly Sensitive Person, und meine Schwester auch. Ich wollte dir aus Erfahrung einen lieben Rat geben: Versuche, das Wort hochsensibel zu vergessen! Das klingt komisch, ich weiß. Aber das Ding ist, dass diese "Diagnose" für dein Kind keine Bedeutung hat. Auch keinen Nutzen. Es ist nur ein Wort. Wichtig ist allein der kleine Mensch und seine ganz individuelle Persönlichkeit. Jeder Mensch ist anders. Man muss das nicht benennen, denn: Das Problem so eines Begriffs ist, dass man dem Kind damit einen Stempel aufs Haupt drückt. Ab jetzt sieht man alles, was es tut oder nicht tut, was ihm schwer oder leicht fällt, nur noch unter diesem Aspekt. Und mehr noch: Du förderst Empfindlichkeiten ungewollt, wenn du auf jede Sensitivität deiner Tochter betont eingehst, weil sie ja deiner Meinung nach HSP ist. Das HSP wird dann leicht zur Selfulfilling Prophecy. Du läufst Gefahr, dein Kind deiner Erwartung gemäß zu prägen. Denn Kinder versuchen immer, unsere Erwartungen zu erfüllen. Das heißt nicht, dass deine Tochter keine HSP ist. Vielleicht ist sie es, vielleicht auch nicht. Sondern es heißt, dass ihr dieser Begriff null hilft. Er hilft ausschließlich Erwachsenen, deren Sensitivität früher nicht erkannt und daher übergangen wurde, die angeeckt sind, die überfordert wurden usw. Zum ersten Mal verstehen sie dann, warum ihnen vieles so schwer fällt. Aber du hast ja jetzt die Chance, bei deinem Kind alles richtig zu machen. Du kannst noch dafür sorgen, dass es weiß, dass es perfekt und vollkommen ist - so, wie es ist. Egal ob es hochsensibel ist oder nicht, ob es grün oder pink gestreift ist, ob es ein dickes oder ein dünnes Fell hat, oder vielleicht auch beides, je nach Situation (die meisten Menschen sind Mischtypen, keine ganz reinen HSP). Das alles ist vollkommen egal, wenn du deine Tochter immer dort abholst, wo sie in ihren Bedürfnissen gerade steht. Und wenn du ihr beibringst, dass sie genau richtig ist, so wie sie ist, und dafür einstehen darf. Ich habe das bei meiner Tochter (auch Anlage zu HSP) auch so gemacht. Wenn eine Erzieherin z.B. zu ihr gesagt hat: Du brauchst doch nicht so schüchtern zu sein, dann habe ich in der Gegenwart meiner Tochter gesagt: Sie ist nicht schüchtern. Sie möchte sich zuerst alles anschauen. Vielleicht macht sie später mit. Ich habe also nicht erlaubt, dass irgendjemand ihr überhaupt irgendwelche Stempel aufdrückt, egal ob schüchtern, oder unsicher, oder sensibel oder ängstlich usw. Denn solche Stempel beeinflussen das Kind. Und sie hindern es manchmal daran, das zu tun, was vielleicht nicht den Erwartungen der Erwachsenen entspricht. Als Mutter (oder Erzieherin usw.) bekommt man nämlich schnell eine selektive Wahrnehmung: Die Situationen, wo deine Tochter null hochsensibel ist, übersiehst du leicht und unterstützt sie hier nicht, weil dein Fokus auf den Verhaltensweisen liegt, die auf HSP hindeuten. Meine eigene Tochter ist inzwischen erwachsen. Aus der oft sehr scheuen, sensitiven, leicht überreizbaren Maus ist eine starke, fröhliche, selbstbewusste junge Frau geworden. Klar ist sie sehr sensitiv und sensibel, kommt damit aber völlig souverän klar und kann es auch kommunizieren, bzw. gut für sich sorgen, wenn ihr etwas zu viel wird. Sie kann auch ihren stressigen Beruf gut managen, weil sie gut auf sich achtet. Und weil sie niemandem erlaubt, sie in eine Schublade zu stecken. Du musst nicht mit dem Kinderarzt sprechen. Du musst auch keine Diagnose stellen oder stellen lassen oder deine Tochter zu testen versuchen. Du musst auch nicht mit Erzieherinnen oder Lehrern darüber sprechen (das macht sie nur voreingenommen). Sondern das Einzige, was du tun musst: Vermittle deiner Tochter, dass alles an ihr richtig ist. Dass sie Dinge auf ihre Art lösen darf. Dass man manchmal toben und wild sein möchte, und manchmal vielleicht Gelegenheit braucht, wieder runterzukommen. Dass man Angst haben und sich Dinge nicht trauen darf, ohne dass Mama oder Papa sagen: "Du musst doch keine Angst haben. Jetzt trau dich doch mal!" Auf dieser festen Basis wird deine Tochter ein starker Mensch werden, der prima auf sich achtet und gut mit seinen Veranlagungen umgehen kann, und zwar völlig egal, wie diese aussehen. LG

von Bela66 am 26.11.2023, 17:45



Antwort auf Beitrag von Bela66

Danke!

von AlmutP am 26.11.2023, 20:49



Antwort auf Beitrag von Ronja420

Das ist alles ganz normal im Sinne einer Normvariante. So ist dein Kind halt und das ist völlig okay. HS ist normal und solche Empfindsamkeiten finde ich viel "normaler" als gröber geklotzte Menschen.

von Pamo am 26.11.2023, 18:57