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Hilfe - "Eingewöhnung" Pflegeheim

Thema: Hilfe - "Eingewöhnung" Pflegeheim

Hallo allerseits, da hier die meisten Menschen mitlesen versuche ich mein Glück mal hier... Mein Vater ist seit 20 Jahren schwerbehindert (Folge eines Schlaganfalls). Er konnte noch mit Stock gehen, hat damals sprechen und lesen neu gelernt. Seit dem Anfall war er aber als Mensch noch schwieriger als vorher - keine Kontakte zu anderen, meine Mutter wurde aggressiv angeschnauzt etc. Meine Mutter hat das 20 Jahre ausgehalten und dabei ihr eigene Gesundheit weitgehend eingebüßt. Beide sind jetzt ca. 80 Jahre alt. Die letzten 4 Jahre waren schon die Vollkatastrophe, da sich eine Demenz obendrauf setzte und mein Vater nun sich selbst gefährdete und auch körperlich aggressiv gegen meine Mutter wurde. Hinzu kamen fast wöchentlich Stürze mit einigen Brüchen und Blessuren, aber auch einnässen tagsüber mit der Aussage, dass dies egal sei und er keine frische Hose anziehen wolle. Kurz gesagt: Es ging gar nicht mehr. Nach dem letzten KH-Aufenthalt kam er ins Pflegeheim, wo er jetzt seit 3 Monaten ist. Anfangs war er gewohnt aggressiv, weil er natürlich nicht dort sein wollte. Dann wurde er eher weinerlich, vor allem beim Abschied des Besuchers. Seit über 3 Wochen ist es aber jetzt so, dass weder ich noch meine Mutter überhaupt noch mit ihm reden können. Er bricht sofort in Tränen aus und wird von Weinkrämpfen geschüttelt. Zwischendurch schafft er maximal ein paar Anschuldigungen, dass wir ihn abgeschoben haben. Ein Ablenken ist für uns nicht mehr möglich. Er ist auch der festen Überzeugung, dass es keinen Grund gibt, dass er dort sein muss, da er ja " alles kann". Dies ist natürlich nicht so. Die Pfleger und Pflegrinnen finden ihn in unserer Abwesenheit auch melancholisch und sagen auch, dass er gelegentlich weine, sich dann aber zügig ablenken lässt. Das Drama startet erst, wenn jemand von uns da ist, was wir bisher an wenigstens 5 Tagen die Woche machen. Nun hoffe ich hier auf Schwarmwissen von Leuten, die das auch durchgemacht haben oder in dem Bereich arbeiten. Folgende Fragen stehen für mich im Vordergrund: 1. Kann sich das noch von selber bessern? 2. Sollen wir ihn eine Weile nicht oder deutlich seltener besuchen? Käme mur grausam vor, aber andererseits geht es ihm ja auch gar nicht besser, wenn wir da sind? 3. Gibt es Medikamente, die für Senioren ok sind, die die Gefühle etwas dämpfen, ohne ihn komplett "abzuschießen"? Ein Antidepressivum nimmt er seit 20 Jahren (Cymbalta) und da es eines ist, dass auch gleichzeitig die Nervenschmerzen bessert, kann das kaum weggelassen werden, sondern man kann eigentlich nur zusätzlich etwas anderes geben. Sein Psychiater und Neurologe hat leider die Praxis übergeben. Die Nachfolgerin kennt meinen Vater nicht persönlich - und trotz einiger Versuche ist noch kein telefonisches Gespräch möglich gewesen. Einen Termin gibt es erst im Februar... Ach so: Am Heim liegt es definitiv nicht. Es ist ein gutes Heim - mein Onkel wohnt dort seit über 4 Jahren. Wir kennen das Personal und die Zimmer / Lage sind sehr gut. Klar Personalknappheit geht auch an dem Heim nicht vorüber, aber es ist noch einigermaßen ok. Ich bin für jeden Denkanstoß oder Erfahrungsberichte dankbar.! Meine Mutter ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch und findet es fast schlimmer als vorher - aber eine Rückkehr nach Hause ist ausgeschlossen und auch ein gemeinsames Leben woanders ist aufgrund der zunehmenden Aggressionen nicht mehr denkbar. Vielen Dank vorab und viele Grüße

von schneeziege08 am 04.01.2023, 20:41



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Sprich bitte mit dem Sozialdienst im Heim. Die werden das einschätzen können, weil sie 1. deinen Vater kennen und 2. mit genau diesen Fragen Erfahrung haben. Alles Gute euch allen.

von Pamo am 04.01.2023, 20:47



Antwort auf Beitrag von Pamo

Danke, aber das habe ich natürlich schon mehrfach gemacht. Sie wirken auch eher ratlos und raten allenfalls dazu, die Besuche einzuschränken. Genau dazu hätte ich gerne, falls möglich, Erfahrungsberichte anderer betroffener Angehörigen.

von schneeziege08 am 04.01.2023, 21:45



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Die Station oder ihr solltet Rücksprache mit dem Psychiater halten, gerade wenn er auch in eurer Abwesenheit melancholisch ist muss da nochmal genauer hingeschaut werden.

von Lydia0000 am 04.01.2023, 21:42



Antwort auf Beitrag von Lydia0000

Danke, aber wie ich ja oben schrieb, ist das spontan scheinbar unmöglich. Ich werde es natürlich weiterhin versuchen.

von schneeziege08 am 04.01.2023, 21:46



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Ich würde mit dem Hausarzt reden. Wenn du den Neurologen nicht erreicht, darf der Hausarzt auch Medikamente verschreiben. Ich kenne mich zwar nicht mit Antidepressiva aus, aber wenn meine Schwiegermutter sehr weinerlich war, bekam sie Beruhigungstabletten und wenn's in der Nacht extrem war, dann ne Schlaftablette. Ich finde, weder Dein Vater, noch Ihr müsst solche Situationen aushalten. Viel Kraft.

von Mädl81 am 04.01.2023, 22:33



Antwort auf Beitrag von Mädl81

Ja, stimmt zur Not muss es dann erstmal über die Hausärztin gehen. Vielleicht kann sie ja dann auch die Psychiaterin ansprechen.

von schneeziege08 am 05.01.2023, 10:44



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Mein Opa kam auch wegen Demenz ins Heim. Besuche kürzen würde ich nicht. Die erste Phase war er auch etwas geknickt, weil er einfach nach Hause wollte. Häng Bilder auf. Stell seine Lieblingssachen in das Zimmer. Mein Opa hat super ein recht realistisches Hundestofftier (oder Katze) geholfen. Den hat er überall mitgenommen und gestreichelt. Er hat auch immer Stofftaschen Tücher (aus Kleidung Stoff) zusammen gelegt. TV, Radio auch mit Zeitschaltuhr ist gut. Er bekam zur Nacht Pimpamperon Saft (dann geisterte er nicht nachts rum)

von NaduNaduNadu am 04.01.2023, 23:34



Antwort auf Beitrag von NaduNaduNadu

Etwas geknickt fände ich normal und ok, aber das ist es hier ja nicht mehr. Er hat bisher noch ein Doppelzimmer und wenn wir auch nur ein Bild aufhängen wollen, flippt er sofort komplett aus, dass er das nicht möchte, da er ja eh bald nach Hause geht... Der Tipp mit der Beschäftigung für die Hände ist aber ganz gut. Da überlege ich mal. Danke dir.

von schneeziege08 am 05.01.2023, 10:47



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Bitte gerne OK, Doppelzimmer ist auch murks... Mein Opa war im Doppelzimmer, mal nach Krankenhaus Aufenthalt nach Sturz, dass ging garnicht. Die Bewohner haben sich bekriegt und sich um Gehilfen und Kleidung gestitten. Einzelzimmer war viel besser.

von NaduNaduNadu am 05.01.2023, 16:44



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Wäre vielleicht eine Art betreutes wohnen eine Möglichkeit, dass deine Oma und dein Opa wieder zusammen wohnen können, ohne dass deine Oma die pflegerische und tägliche Arbeit machen muss und so ihre freiräume hat.

von Emila am 05.01.2023, 03:34



Antwort auf Beitrag von Emila

Nein, das geht nicht mehr, da er meine Mutter tyrannisiert oder z.T. auch körperlich angreift.

von schneeziege08 am 05.01.2023, 10:49



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Da gab es in den Heim auch ein Pärchen... Beide dement. Erst waren sie kurz zusammen. Aber dann wurden sie räumlich getrennt, weil der Mann die Frau verprügelt hat. Er suchte dann aber alle Zimmer nach ihr ab und machte weiter. Die Frau wurde dann in den Nachbarflügel verlegt. Damit sie sich nicht mehr begegnen.

von NaduNaduNadu am 05.01.2023, 16:48



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Ich kann dir leider keine persönlichen Erfahrungen bieten. Mein erster Gedanke war aber, dass die Demenz weiter fortschritt und es damit zusammen hängt. Demente Menschen sind sehr komplex und es gibt eine enorme Bandbreite an Erscheinungsbildern. Nichtsdestotrotz müsst ihr aber zu Fachpersonal. Ich würde zunächst den Hausarzt einschalten, dann zum Neurologen und letztlich einen Psychiater aufsuchen. Für euch als Angehörige würde ich entweder Selbsthilfegruppen für Angehörige von Dementen aufsuchen oder direkt einen Psychologen. Ihr müsst da ja auch nicht alleine durch und benötigt auch Hilfe, bes. die Mutter. P.S. Die Wesensveränderung begann in der Vorweihnachtszeit? Das ist ja doch eine sehr "prägnante" Zeit und kann in Zusammenhang mit der Demenz auch etwas ausgelöst haben. Seine Wahrnehmung und Anschuldigungen sind ja völlig irrational. Für mein Dafürhalten liegt das an der Demenz. In "gesundem" Zustand würde er auch sicher nicht mit naßer Hose rumlaufen. Es gibt hierzu auch Bücher. Ich nenne als Beispiel die Ergotherapeutin und Autorin Gudrun Schaade. Sie ist, meiner Meinung nach auf dem Gebiet sehr versiert. Ist zwar viel Ergo angehaucht, aber vielleicht hilft euch das die Krankheit zu verstehen und ihr könnt ihn mit ihren Anregungen unterstützen. Und vergesst bitte nicht die Hilfe für EUCH.

von Spirit am 05.01.2023, 07:37



Antwort auf Beitrag von Spirit

Ja, wenn das so einfach wäre... aber du hast recht. Meine Mutter versteht weder die Krankheit, noch kann sie akzeptieren, dass es nicht für alles etwas gibt, was sie "JETZT daran ändern kann". Sie ist auch noch Generation " Und was die anderen denken, wenn er immer weint...". DAS ist mir zum Glück völlig egal.

von schneeziege08 am 05.01.2023, 10:52



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Naja seien wir mal ehrlich... Die Scham ist auch unbegründet, die Mitbewohner können sich dann eh nicht mehr dran erinnern. Wird ja eine Demenzstation sein?!

von NaduNaduNadu am 05.01.2023, 16:52



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Das Gute ist, dass die anderen Angehörigen das ja häufig auch kennen. Man sitzt da sozusagen in einem Boot. Vielleicht bietet eure Krankenkasse ja auch "Seminare" an. Auch für Anghörige ist eine Krankheitseinsicht wichtig und oft genauso schwer zu erlangen wie für den Betroffenen selbst.

von Spirit am 05.01.2023, 17:52



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Als allererstes: Deine Mama tut mir irre leid. Ich finde es ganz wichtig dass sie versteht, was die Demenz und die hirnorganischen Veränderungen durch den Schlaganfall alles mit sich bringen - ohne dass dein Vater "etwas dafür kann" oder es steuern könnte. Die "Gefühlsinkontinenz" (Aggressivität, weinerlichkeit) ist da ja ganz typisch. Die Beratung sollte von außen kommen, das bringt oft mehr, als wenn die Tochter was erklärt. Anlaufstellen sind je nach Region Pflegestützpunkte, Beratungsstellen Demenz oder manchmal haben auch die Krankenkassen einen guten Sozialdienst. Deine Mutter muss erkennen, dass dein Vater einfach nicht mehr der sein kann, den sie mal geheiratet hat, die Erkrankungen führen immer zu Wesensveränderungen, das kann weder sein Vater noch sie großartig beeinflussen. Es gibt allerdings Strategien im Umgang mit Demenzerkrankten, die für beide Seiten gewinnbringend sind. Vielleicht finden sie und auch du einen Weg, euch emotional etwas zu distanzieren, was echt schwer ist. Ich würde dringend schauen, dass dein Vater psychiatrisch besser eingestellt wird. So ist das eine Tortur für ihn und euch. Die Gerontopsychiatrie ist mittlerweile ein riesen Feld. Eigentlich sollte euch das heim einen niedergelassenen Arzt oder eine Klinik nennen können.

von antia am 05.01.2023, 11:28



Antwort auf Beitrag von antia

Vielen Dank, genau so schätze ich es auch ein. Heute konnte ich zum Glück endlich jemanden erreichen. Leider ist die Psychiaterin aber erst nächste Woche wieder da. Am Mittwoch startet eine neue Gruppe für Angehörige, die meiner Mutter sicher wirklich besser hilft, als meine Erläuterungen.

von schneeziege08 am 05.01.2023, 12:09



Antwort auf Beitrag von schneeziege08

Meine Oma ist auch in einem Pflegeheim. Sie ist jetzt 93 Jahre alt und seit ca. 3 Jahren im Pflegeheim. Sie war zwar nie aggressiv, aber es war nach vielen Jahren Pflege zu Hause irgendwann auch nicht mehr möglich, da sie Alzheimer hat und man sie keine Minute mehr allein lassen konnte. Sie war am Anfang auch so, dass sie sehr viel geweint hat und Besuche ein Horror waren, da es unmöglich war irgendetwas mit ihr zu reden, da sie einfach nur nach Hause wollte. Auch mit ihrer Erkrankung machen sich Gespräche ohnehin schwerer, das hängt auch von der Tagesverfassung ab, aber es ist im Prinzip schon länger nicht mehr möglich ein normales Gespräch mit ihr zu führen. Wir haben es dann so gehandhabt, dass wir immer mit ihr spazieren gegangen sind, wenn wir sie besucht haben. Also in den Rollstuhl gesetzt und los gings. Das hat noch am besten funktioniert. Und was wir auch recht bald gemacht haben, sie tageweise nach Hause geholt. Also anstatt von Besuchen im Heim war sie einmal in der Woche oder alle zwei Wochen für einen Tag zu Hause. Das hat auch besser funktioniert. Anfangs wollte sie da zwar auch nicht mehr zurück, aber das hat sich bald gelegt. In Summe hat es etwa ein Jahr gedauert, bis sie sich im Heim wirklich eingelebt hatte. Danach war es teilweise sogar so, dass sie nach ein paar Stunden zu Hause selbst wieder zurück ins Heim wollte. Besuche im Heim sind nach wie vor schwierig, denn da ist sie meist auch ständig am Nörgeln oder Weinen, obwohl das Personal im Heim sagt, dass sie sich doch sichtlich wohl fühlt und es nicht den Anschein macht, als ob es ihr schlecht geht. Aber wenn meine Mama bei ihr ist, ist es am Schlimmsten, da wird nur genörgelt, geweint, etc. Deshalb machen wir es nach wie vor so, dass wir mit ihr spazieren gehen oder sie nach Hause holen. Am Anfang war meine Mutter auch beinahe jeden Tag dort, aber es hat sie irgendwann so fertig gemacht, sodass sie es doch auf einmal in der Woche beschränkt hat. Das hat meiner Mutter besser getan und auch meine Oma hat sich nicht ständig so aufgeregt und es ging ihr sogar besser damit. Da meine Oma ohnehin kein Zeitgefühl mehr hat, war das auch nie so ein Problem für sie. Ich hoffe, es bessert sich bald bei euch! Aber ich würde dem Ganzen doch noch Zeit geben. Alte Menschen tun sich oft schwer mit Veränderungen und das dauert dann doch ganz schön lange, bis sie sich an Veränderungen gewöhnt haben. Alles Liebe!

von sunnydani am 05.01.2023, 12:25



Antwort auf Beitrag von sunnydani

Vielen Dank. Das war bis vor Weihnachten hier auch so, dass es draußen besser war. Dann war das Wetter hier aber fast durchgehend zu kalt oder Sturm mit Regen... wird jetzt ja hoffentlich wieder mehr möglich sein. Nach Hause holen geht schon deshalb nicht, weil es zu viele Treppen gibt, die er nicht mehr bewältigen kann. Außerdem müssten wir ihn dann vermutlich mit Polizei oder Krankenwagen fixiert zurück ins Heim bringen. Mir hilft jedenfalls schon mal, dass zumindest die Möglichkeit besteht, dass es doch noch etwas besser wird. Vielleicht reicht es ja, ihn nur zwischenzeitlich mit zusätzlichen Medikamenten etwas zur Ruhe zu bringen. Danke jedenfalls für deinen Beitrag!

von schneeziege08 am 05.01.2023, 16:52