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(vorzeitige) Pubertät und grundlose Traurigkeit - hat jemand einen Rat?

Thema: (vorzeitige) Pubertät und grundlose Traurigkeit - hat jemand einen Rat?

Hallo, meine jüngere Tochter wird im September erst 9, daher gehört das eigentlich nicht hierher. Aber weil es sich um ein pubertäres Problem handelt, dachte ich, ich frag Euch doch mal. Wir sind gerade mitten in der Diagnostik-Maschine, was die Pubertas praecox angeht. Noch ist nicht ganz klar, ob das bei ihr zutrifft, aber wenn nicht, hat sie den Zeitpunkt (Beginn vor dem 8. Geburtstag) nur sehr knapp verpasst. Nun hat sie mir gestern gebeichtet, dass sie seit etwa 3 Wochen von einer grundlosen Traurigkeit geplagt wird und ständig auf der Suche nach Ablenkung ist, um nicht darüber nachdenken zu müssen. Gut, dachte ich, kenne ich von mir und von unserer älteren Tochter auch. Das ist mal so ein paar Stündchen am Tag und dann ist es auch wieder gut. Und auch nicht jeden Tag. Aber nein: Sie sagt, sobald sie nicht liest, fernsieht, spielt, in der Schule ist, etwas unternimmt, wird sie traurig. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Und so langsam gehen ihr die Ideen aus, wie sie sich beschäftigen könnte. Nun ist sie leider auch der Typ, der sich in vieles hineinsteigert - man kann sich vorstellen, dass es das auch nicht unbedingt besser macht. Sie ist total verzweifelt und hat Angst, dass das jetzt ewig so weitergeht. Ich muss sagen, ich bin komplett ratlos. Ist das was, was man mehr oder weniger übergehen kann? Oder doch ein Fall für den Kinderarzt? Ich habe ihr geraten, die Traurigkeit auch mal zuzulassen und zu weinen, was das Zeug hält, damit mal alles rauskommt. Und dann zu überlegen, was an ihrem Leben schön ist, was sie mag, auf was sie sich freut. Nützt leider nichts. Sie sagt, Ihr graut vor den Sommerferien, 6 freie Wochen, in denen viel Zeit zum Nichtstun und Nachdenken ist. Ehrlich - mich gruselt's auch, wenn ich mir vorstelle, dass ich hier tagaus, tagein ein Häufchen Elend sitzen habe, während alle anderen Kinder Spaß haben. Kennt das jemand? Was kann man da tun? Ratlose Grüße Andrea

Mitglied inaktiv - 03.07.2017, 18:07



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Leider keinen Rat, aber gut, dass Du es ernstnimmst, dass das Kind es formulieren kann. Die Tochter einer Bekannten hatte in der Pubertät Depressionen, wurde behandelt, die Eltern waren zum Glück aufmerksam. Alles Gute !

von Bookworm am 03.07.2017, 18:29



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Danke für die guten Wünsche! Ja, es ist immer wieder erstaunlich, wie reflektiert sie für ihr Alter ist, schon immer war. Das macht vieles leichter, weil sie sich und ihre Gefühle sehr gut beschreiben kann - aber für sie selbst auch einiges schwerer, weil sie gar nicht begreift, was da passiert. Mal sehen, wie wir da weiterkommen...

Mitglied inaktiv - 03.07.2017, 21:26



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Ich kenne eine ganze Reihe Kinder, die in den Ferien nicht ständig Spaß haben und froh sind, wenn die Schule wieder beginnt. Ich würde u.a. mal die Blut- und Hormonwerte testen lassen. Da könnte (!) was im Argen liegen. Ein Arztbesuch ist sicher eine gute Idee.

von Carmar am 03.07.2017, 19:59



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Danke. Wie gesagt, wir sind gerade mitten in der endokrinologischen Diagnostik, d.h. die Blutwerte wurden abgenommen, noch sind aber die Ergebnisse nicht da. Ich denke, ich werde morgen auf jeden Fall die "normale" Kinderärztin anrufen, wenn es wieder so ist.

Mitglied inaktiv - 03.07.2017, 21:21



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Vitamin D wird oft nicht mit kontrolliert. Die Schilddrüse ist auch wichtig. Diese beiden Sachen können vieles bewirken.

von Spatz am 03.07.2017, 21:52



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Danke auch für diesen Hinweis!

Mitglied inaktiv - 03.07.2017, 22:40



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Ich würde mit dem Arzt erörtern, ob eine Vitamin D und auch Vitamin B12 Substitution sinnvoll sein kann. Und auch wenn man es nicht glauben mag, auch eine gesunde Ernährung trägt ihr Quentchen dazu bei das Kind ausgeglichener zu machen. Also regelmäßige Mahlzeiten, ausgewogen essen, weißen Zucker und auch zuckerhaltige Getränke meiden. Dann würde ich unbedingt mit ihr Entspannungstechniken einüben, da gibt es gute Bücher aber sicher auch Kurse dazu. Zu guter Letzt ist eine ausreichende Betätigung sinnvoll, sprich Sport. Und hier hätte ich noch was, da geht es um Johanniskraut, ich würde das nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt mal versuchen (kannst den Artikel ja mal ausdrucken und mitnehmen). http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/depressionen/article/393243/johanniskraut-hilft-kindern-depressionen.html LG

von Mutti69 am 04.07.2017, 07:36



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hey ich würde das beobachten, aber sicher nicht überbewerten. In der Pubertät verändert sich so Vieles, das ist für jede betroffene Person eine schwierige Zeit. Da deine Tochter etwas früher ist also normal, spielt das ev. auch noch eine Rolle. Sie hat ev. Mühe mit den Veränderungen klar zu kommen. Ablenkung hilft. Aber solange sie noch motiviert ist, etwas zu unternehmen, und sie nicht null Bock auf gar nichts hat, ist es ok. Meine Töchter sind auch früh gestartet, beide wurden endokrinologisch abgeklärt, die Diagnose war: Grenzwertig frühe Pubertät, aber nicht behandlungsbedürftig. Meine 1, hat dann mit 10 Jahren und 4 Monaten ihre 1, Mens bekommen. Sie war als Baby/Kleinkind schon frühreif, auch geistig und es war nie einfach mit ihr. Sie ist heute 14 und ausgeglichen wie noch nie zuvor und schon sehr erwachsen. Ich bin sehr stolz auf sie, obwohl ich mir natürlich gewünscht hätte, sie dürfe ein wenig länger ein Kind bleiben. Meine 2, wird im August 11. Eine Woche vor dem 8, Geburtstag bemerkten wir Brustwachstum. Auch sie ist schon sehr weit und gross für ihr Alter (157 cm, 48 kg), hat aber noch keine Mens zum Glück. Lange wird es wohl nicht mehr dauern. Sie ist aber hochsensibel und kommt weniger gut klar mit ihrer Entwicklung. Innerlich ist sie noch ein richtiges Kind. Ich rede ihr gut zu und mache ihr Mut. Jedes Kind ist anders und besonders in seiner Art. Sie ist perfekt wie sie ist, Hauptsache gesund. In 2-3 Jahren kräht kein Hahn mehr danach. Alles Gute

Mitglied inaktiv - 04.07.2017, 08:34



Antwort auf Beitrag von Mutti69

Auch Dir vielen Dank. Vitamin B und D lassen wir mal checken, ist ja kein Ding. Entspannungstechniken lernt sie bereits in der Therapie und wendet sie auch an. Sport macht sie 2x die Woche. Ich hab inzwischen mit der Therapeutin gesprochen, ihre Einschätzung schreibe ich weiter unten.

Mitglied inaktiv - 05.07.2017, 12:25



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Danke für Deine Antwort - sie macht mir etwas Mut. Ja, unsere Tochter ist knapp an der Grenze zur Hochbegabung, entsprechend wissensdurstig, vielseitig interessiert und wenn sie von uns keine ausreichenden Antworten bekommt, dann ergoogelt sie sich die auch schon mal (in unserem Beisein) oder blättert in der Bücherei in Fachliteratur... So weiß sie viel über (ihr) ADHS, sie kann die ganzen Infos wie ein Lexikon ausspucken, aber wirklich verstehen, das kann sie nicht. Dafür ist sie einfach noch zu jung. Wenn nun vermutlich noch das Hormonchaos dazukommt, ist natürlich im Kopf die Hölle los. Ich habe mit ihrer Therapeutin gesprochen, ihre Einschätzung schreibe ich unten, für alle :o) Ich danke Dir sehr!

Mitglied inaktiv - 05.07.2017, 12:30



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Wenn du und die Schwester das auch habt, dann könnt Ihr euch schonmal gut verstehen. Vielleicht liegt ja auch eine erbliche Veranlagung vor, Schilddrüse, Depression, Pms? Ich finde es auf jeden Fall super, dass sie zu dir kommt. Sich dauerhaft abzulenken hält ja keiner durch. Ich würde auf jeden Fall vereinbaren, dass ihr euch zur Hilfe ruft, vielleicht hilft einfach kuscheln?

von Geisterfinger am 04.07.2017, 14:27



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Ja, Kampfkuscheln ist Programm :o) Und ja, ich kenne das, aber eben nicht so in der Intensität. Wir schaffen das schon... Danke!

Mitglied inaktiv - 05.07.2017, 12:31



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eine Zweitmeinung. Und nicht unbedingt von einem Kinderendo, sondern von einem Gesamtheiltlichen Arzt, der SD Werte lesen kann, der auch weiß das auch Kinder schon unter Östrogendominannzen leiden können, der weiß wie wichtig der Darm ist, usw. Uns wurde 2 1/2 Jahre gesagt unser Kind wäre organisch gesund, bis sich im Nachhinein raustellte das die SD mit 9 schon viel zu klein war und sie schon eine Unterfunktion hatte. Obwohl alle Werte in der Norm waren, und mir das auch von einer Kindernedokrinologin gesagt wurde. Ich habe mitlerweile Facharztsperre und vertraue da nur noch meinem Hausarzt und meiner Privatärztin (die ich für meine Tochter geholt habe). Sie hatte schlimme Müdigkeit, war ständig am liegen, zwischendurch Angstzustände, totale Unsicherheit, war immer schon sehr unselbständig. Jetzt bekommt sie diverse Unterstützungen für Nebennieren und Darm und SD Hormone und man erkennt das Kind kaum wieder. Sie ist jetzt nicht die totale Rampensau, aber hat nach Beginn der Hormone letztes Jahr sehr aufgeholt. Ich habe Panikattacken mit Heulkrämpfe bei ihr in Unterfunktion und in Dysfunktion der Schilddrüse erlebt, obwohl ich wußte das die Schilddrüse schuld ist, habe ich gedacht: Wenn das jetzt ein Facharzt der Psychatrie sehen würde, der würde sie einweisen. So schlimm war das. Alles weg. Bei uns liegt Hashimoto und Zöliakie in der Familie...... Lasse in jedem Fall Ft3 Ft4 TSH Ak für Basedow und Hashi Vitamin D B12 Ferritin abnehmen...... Die weiteren B Vitamine machen auch Sinn, evtl. sogar ein Aminosäurenprofil oder eine überprüfung der Neurotransmitter. Aber da fangen die klassischen Mediziner ja schon an zu zucken........ Ich kenne starke Stimmungstiefs von mir aus der schlimmsten Zeit der Nebennierenschwäche. Mir haben Aminosäuren super geholfen und ein Mitel um das Serotonin ein wenig anzuheben. Lass dich nicht erschlagen von dem was ich geschrieben habe, wollte dir nur sagen das man manchmal auch eine Zweitmeinung braucht. Grade wenn es um Kinder geht, wo eine Einführung von Medikamenten und Wirkstoffen schon mal grundsätzlich sein kann. lg

von Charlie+Lola am 04.07.2017, 16:56



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Wow, ich bin tatsächlich etwas geplättet von den ganzen Informationen. Ich warte jetzt erstmal ab, was die Werte sagen. Der Brief braucht jetzt schon 4 Wochen, es kann also (hoffentlich) nicht mehr lange dauern. Und dann sehen wir weiter. Aber danke für Deine Infos, es ist teilweise schon unfassbar, was für Fehldiagniosen gestellt werden... Alles Gute für Euch!

Mitglied inaktiv - 05.07.2017, 12:56



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Heute habe ich nun mit der Therapeutin telefoniert. Sie kennt das Kind nun seit einem dreiviertel Jahr, ist intensiv mit ihr in Kontakt und kann sie glaube ich gut einschätzen. Ihre erste Beurteilung der Situation aus der Ferne lautet in etwa so: Sie hält eine wirkliche depressive Verstimmung für unwahrscheinlich, da das wichtigste Kriterium fehlt: Antriebslosigkeit, Teilnahmslosigkeit, Desinteresse an allem. Statt dessen verlangt unsere Tochter ja vehement nach Ablenkung, Beschäftigung, Input jeglicher Form. Das spricht nach Einschätzung der Therapeutin eher für eine Flucht vor etwas (negative Gedanken, Sorgen, Ängste, etc,), natürlich unbewusst. Sie vermutet ein irrsinniges Chaos im Kopf, das zum einen herrührt von dem sehr umfangreichen Wissen, das sie sich aneignet und auch wie ein Lexikon wieder ausspucken - aber eben nicht wirklich verarbeiten kann. Sie hat der Therapeutin wohl in der letzten Stunde einen wissenschaftlich fundierten Vortrag über ADHS gehalten - aber verstehen, was das mit ihr macht und was das bedeutet, das schafft sie eben mit ihren 8 Jahren verständlicherweise noch nicht. Wenn da nun zum anderen noch ein hormonelles Chaos dazukommt, dann ist der Wahnsinn im Kopf und in der Gefühlswelt natürlich vorprogrammiert. Dazu kommen dann eben noch diverse kleinere Baustellen, an denen wir arbeiten und wegen der wir auch bei Ärzten und Therapeuten waren und sind. Die Therapeutin, mit der ich heute gesprochen habe, vermutet, dass diese ganzen Arzt- und Therapietermine dem Kind unbewusst vermitteln: Mit Dir stimmt ganz und gar etwas nicht! Das Problem ist nur, dass bei all diesen Sachen auch objektiv betrachtet nichts dabei ist, was man als "überflüssig" bezeichnen könnte. Die ADHS-Therapie braucht sie wegen starker Wutanfälle, unter denen nicht nur die Familie, sondern vor allem sie selbst leidet. Dort kann sie auch so Dinge wie ihr starkes Heimweh etc. besprechen. Dann geht sie zu einer Lerntherapeutin, weil sie mit Mathe überhaupt nicht klarkommt. Zuhause verweigert sie sich uns und den Aufgaben komplett, deshalb haben wir das "ausgelagert", wozu uns alle beglückwünscht haben, nicht zuletzt wir uns selbst :o) Seither läuft es viel besser. Und dann jetzt eben noch diese Pubertätsgeschichte, die mir abzuklären wichtig war, weil sie eben noch sehr jung und auch noch recht klein ist. Ich kenne von mir, dass ich recht schnell nach Beginn der Pubertät mit dem Wachsen aufgehört habe und nun gerade mal 157 cm groß bin. Das will ich bei ihr zumindest nicht unkontrolliert lassen... Naja, ich bin jetzt nach diesem Telefonat etwas beruhigter, mal gucken, was noch so passiert die nächsten Tage. Bis auf einen kleinen Traurigkeitsanfall war heute alles ok (sie ist krank zuhause), vielleicht flacht es ja schon langsam ab... Danke Euch allen für Eure Einschätzungen! LG Andrea

Mitglied inaktiv - 05.07.2017, 13:15