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Angst vor Schulwechsel

Thema: Angst vor Schulwechsel

Hey ihr Lieben, ich bräuchte auch mal ein bisschen Rat von euch. Meine Kleine ist 12 und kommt nach den Sommerferien in die 7. Klasse eines Gymnasiums. (Wir leben in Brandenburg, hier geht die Grundschule bis zur Klasse 6 und dann folgt die weiterführende Schule.) Doch das macht ihr irgendwie total zu schaffen. Sie macht sich jetzt schon ziemliche Gedanken darüber, ob sie mitkommen wird und ob sie rasch neue Freunde finden wird dort. Sie schneidet immer wieder das Thema weiterführende Schule an und sorgt sich um alles was damit zu tun (Schulstoff, neue Freunde). Ich habe ihr gesagt, dass sie es auf sich zukommen lassen soll. Habe sie darin bestärkt, dass sie das schaffen wird (sie ist in ihrer Klasse zurzeit, mit einem anderen Jungen zusammen, Klassenbeste). Ich mache ihr Mut, rede oft mit ihr darüber. Doch es bringt sehr wenig. Gerade eben kam sie heulend zu mir ins Arbeitszimmer und sagte, dass sie Angst habe vor der neuen Schule. Ich war erstmal etwas geschockt, da ich nie erwartet hätte, dass sie deswegen weinen würde. Natürlich habe ich sie getröstet und sie gefragt, wovor sie ganz genau Angst hat. Ihre Antwort: Ich habe Angst keine Freunde zu finden. Ich habe Angst, dass mich andere ärgern/mobben könnten. Ich meinte, dass sie nicht zu sehr reinsteigern sollte. Sicherlich wird alles seine (guten) Wege gehen. Schließlich sind alle dann neu in der Klasse. Sie solle einfach so wie immer freundlich und selbstbewusst auf andere zu gehen, versuchen mit ihnen zu reden und in Kontakt zu treten. Das waren so meine Worte an sie :/ Was hättet ihr in der Situation noch gesagt? Kam das bei einigen von euch vor, dass die Kinder Angst vor dem Schulwechsel hatten? Also so extreme Angst? Wir haben uns die Schule natürlich angesehen, mit einigen Lehrern und Schülern gesprochen am Tag der offenen Tür und sie war total begeistert. Warum das jetzt in Angst umgeschlagen ist, weiß ich auch nicht. Wie kann ich sie beruhigen? Ich rede mir ja schon jeden Tag fast den Mund fusselig :/ Danke an alle und liebe Grüße, Anne

von Rosenweiß am 15.06.2018, 23:57



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So ein Tag der offenen Tür, wo alles nur theoretisch ist und man in der Praxis danach wieder in seinen normalen Alltag zurück geht, ist etwas völlig anderes, als wenn es plötzlich wirklich ernst wird. Für deine Tochter ändert sich plötzlich der ganze Alltag. Und das in einer sowieso schon schwierigen Zeit (Pubertät). Das kann einem schon mal Angst machen. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Ich lag auch vor dem Schulwechsel heulend im Bett und hatte richtig Angst. Und am ersten Schultag bin ich dann mit Bauchweh in die Schule und kam mittags begeistert nach Hause, weil alles so toll und aufregend war. Diese große unbekannte Leere war plötzlich gefüllt. Ich wusste wieder, wie mein Alltag aussehen wird und von da an ging es mir besser. Du hast also schon alles richtig gemacht, indem du ihr gut zugeredet hast. Aber jetzt würde ich eher darauf achten, sie abzulenken. Einfach sagen "Ich kenne dich und weiß, dass du das schaffst. Komm, wollen wir jetzt mal zusammen dies oder das erledigen? Ich könnte da noch deine Hilfe gebrauchen." Sie steht jetzt gerade vor derselben unbekannten Leere wie ich damals. Aber diese Leere kann eben nur die neue Schule wirklich füllen und nicht Mama, so gut sie es auch meint. Lg und deiner Tochter alles Gute JaMe

von JaMe am 16.06.2018, 08:43



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Im Moment reagierst du nur noch auf ihre Ängste, das Thema ist jeden Tag präsent. Gut, dann versuche DU wieder Oberwasser zu bekommen! Bevor sie anfängt, fang DU an und geh mit ihr für die Schule shoppen...ein neues Mäppchen, witzige Stifte. Guckt zusammen YouTube Videos „Back to School“ „Schulhacks“ „Pimp my locker“... Macht eine Fahrradtour zur Schule, geht ums Gebäude, schaut die Gehend an! Gibt es in der Nähe eine Eisdiele? Einen Bäcker? Holt euch da was... Zeig ihr die Internetseite der Schule...sind dort Bilder? Schulberichte? Googel die Schule auf YouTube/Instagram...was findet man da? Viel Erfolg!

von Mutti69 am 16.06.2018, 10:31



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Danke für deine Ideen! Das mit dem Schulsachen shoppen gehen, ist echt toll. Daran habe ich gar nicht gedacht. Das werden wir nächste Woche gleich mal angehen (dann hab ich den Kaufstress mitten in der Ferienzeit zumindest nicht). Ich werde ihr das beim Mittagessen gleich mal vorschlagen :) Auf der Internetseite der Schule hat sie sich schon viel angesehen und durchgelesen. Und sie fand es cool, wenn die Schüler von Klassenfahrten im Ausland schrieben oder von der Theater-AG ist auch ziemlich begeistert. Die haben öfters auch Vorführungen im richtigen Theater und so weiter. Ich glaube, sie hat einfach Angst vor dem Ungewissen :/ Sie weiß nicht, mit wem sie in eine Klasse kommt, wie die anderen Mitschüler sein werden. Aber das weiß ich ja auch nicht, leider. Das mit der Fahrradtour ist übrigens auch eine schöne Idee. Gleich gegenüber ist ein toller Park.

von Rosenweiß am 16.06.2018, 11:28



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Meine Große hatte auch mächtig Muffen vor dem Schulwechsel. Letztlich hilft da nur, ihn ginter sich zu bringen. Die Idee mit der Shoppingtour ist gut und Ihr könnt Euch vielleicht schon mal Strategien überlegen, wie sie mit Kindern ins Gespräch kommen und Freundschaften knüpfen kann. Nicht um das dann genau nach Plan abzuarbeiten (ich glaube nicht, dass das funktioniert), sondern damit sie sich vorbereitet fühlt. Ich habe jetzt leider vergessen, ob irgendjemand bekanntes mitkommt? Es kann holprig werden, meine Große fühlte sich anfangs so unwohl, dass wir kurz vor dem Klassenwechsel waren. Heute fühlt sie sich pudelwohl in der Klasse.

von stjerne am 16.06.2018, 12:38



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Ich würde mit der Situation anders umgehen. Da du schreibst, dass sie mit einem Mitschüler zusammen Klassenbeste ist, kann es sein, dass der Satz "Du schaffst das!" Leistungsdruck bei ihr erzeugt. Das wirkt auf sie so, als würdest du erwarten, dass sie dort wieder Klassenbeste wird und gar nichts anderes in Frage kommt für dich. Vielleicht ist sie zur Zeit in der Klasse umgeben von Kindern, die ihr sagen: "Warte nur mal ab. Auf dem Gymnasium geht es bergab mit den Noten. Da wirst du nicht mehr die Beste sein!" Das könnte zusätzlich Angst auslösen. Deshalb: Nimm ihre Ängste ernst ohne sie wegzureden! Geh mit ihr die Fragen durch. Was könnte man machen, wenn sie keine Freunde finden würde? Kann sie mit einem Hobby anfangen oder ein bereits bestehendes Hobby weiterführen und gibt es dort gute Kontakte? Sie ist nicht gezwungen, ihre besten Freunde nur in der Klasse zu finden. Besprich mit ihr, dass es auch noch weitere Kinder in der Klasse geben wird, die zur Zeit die gleichen Ängste haben. Sie könnte sich auch weiterhin mit bisherigen Freunden treffen, die auf andere Schulen gehen. Was wäre, wenn sie mit dem Schulstoff nicht mitkäme? Würdest du dich dann mit ihr zusammensetzen und es noch mal erklären? Wärst du bereit, Nachhilfe zu bezahlen? Gäbe es noch andere Schulen/Schulformen in erreichbarer Nähe? Auch wenn du genau weißt, dass alles halb so dramatisch werden wird: gib ihr damit Rückendeckung und sage nicht "Du schaffst das!" sondern "Ich werde dir helfen. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden!".

von Carmar am 16.06.2018, 12:39



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Nein, also Leistungsdruck macht ihr keiner. Mein Mann und ich gehören nicht zu den Eltern, die nur Einsen und Zweien erwarten. Wir machen kein riesiges Theater bei einer 4 oder 5. Das ist kein Weltuntergang und das weiß sie auch. Wir sind ihr nicht böse, wenn sie eine Arbeit mal so richtig verhaut. Sie ist zwischendurch auch mal gerne schlampig (vergisst in Phasen mal HAs zu erledigen, vergisst ein Buch, etc.) Das es mit den Noten bergab gehen könnte, ist ihr bewusst. Sie kennt es von ihrem Cousin und einer zwei Jahre älteren Freundin. Diese Freundin ist auch bei ihr im Turnverein. Geht aber leider auf ein anderes Gymnasium. Ein gleichaltriges Mädchen aus dem Verein wird auf die Realschule gehen :/ Ansonsten haben wir alles schon besprochen, was du auch schon genannt hast. Sie ist dann für eine kurze Zeit beruhigt aber spätestens am nächsten Tag ist es schon wieder Thema :/

von Rosenweiß am 16.06.2018, 13:17



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Okay, dann hast du alles getan, was getan werden kann und sollte. Ab und zu muss sie sich halt noch mal vergewissern, dass sie auf euch zählen kann.

von Carmar am 17.06.2018, 10:36



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Ich finde das nicht unnormal. Selbst meine äußerst selbstbewusste und durchsetzungsfähige Tochter hat gewisse Befürchtungen bezüglich der neuen Klasse. Sie ist 10 und kommt jetzt aufs Gymnasium, in ihrer Klasse wird sie niemanden kennen. Da sie eher "jungenmäßig" und wild ist und sich nur mit wenigen Mädchen gut versteht, hat sie scheinbar Angst, dass sie keine Freundin findet. Sie hat davon auch schon öfter gesprochen und das ist schon auffällig, da sie ansonsten generell sehr sorglos ist. Sie hat zwar nicht geweint wie deine Tochter, aber sie weint sowieso praktisch nie. Ich reagiere immer so ähnlich wie du.

von Emmi67 am 16.06.2018, 17:58



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Ich habe jetzt nicht gelesen, was die anderen geschrieben haben. Kennt sie die neue Schule? Hat ihre neue Klassenlehrerin (falls sie schon feststeht) ein wenig Zeit, dass ihr für ein paar Minütchen vorbei kommen könnt und deine Kleine mit ihr reden kann? Oder die Direktorin? Einfach ein bisschen Smalltalk. Vielleicht hilft es ihr und nimmt ihr die Angst. Mein Sohn ist tausend Tode gestorben, als der Schulwechsel anstand. Ich bin mit ihm vorab dann nochmal hingegangen und wir haben uns alles angesehen und konnten auch mit einem netten Lehrer sprechen. Dananch war mein Kind wie ausgewechselt und konnte sich wieder entspannen. Das kann man manchmal garnicht mitansehen, was die Kinder für Panik schieben, wenn eine Veränderung ansteht.

von kleineTasse am 17.06.2018, 23:06



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Ja, die Schule haben wir schon besichtigt. Mit ein paar Lehrern und Schülern haben wir am “Tag der öffenen Tür“ auch gesprochen. Ihre Klassenlehrerin kennt sie noch nicht. Da wird sie erst am ersten Schultag erfahren, wer das sein wird, wenn die Klassen eingeteilt werden.

von Rosenweiß am 18.06.2018, 12:09



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Gibt es bei euch kein Kennenlernfest für die neuen Schüler? Das ist hier überall üblich. Die neuen Schüler und Eltern werden vor den Sommerferien eingeladen. Es gibt ein kurzes Programm mit Chor und Vorführung von den jetzigen Fünftklässlern. Und dann wird die Klasseneinteilung vorgestellt und die Klassenlehrer und die Paten vorgestellt (es gibt immer 3 Paten pro Klasse aus dem 10. Jahrgang). Danach werden Klassenfotos gemacht und Schüler und Lehrer und Paten gehen in den neuen Klassenraum und lernen sich kennen. Währenddessen gibt es Kaffee und Kuchen für die Eltern und man kann auch noch Fragen mit der Schulleitung und der Nachmittagsbetreuung und der Schließfach-Miete usw. klären. Danach verlassen die Lehrer die Klassen und die Paten machen mit den Kindern Kenenlernspiele. Die Lehrer setzen sich dann mit den Eltern zusammen und machen dann pro Klasse eine Eltern-Info, wo organisatorische Dinge für die ersten Schultage besprochen werden, Materiallisten verteilt werden, Telefonliste etc erstellt wird. Das hat sich hier so bewährt. An allen Schulen. Die Kinder wissen dann schon, mit wem sie in eine Klasse kommen, haben schon ihren Klassenraum gesehen und damit können sie dann auch entspannter in die Sommerferien gehen. Trotzdem ist der erste Schultag an der neuen Schule natürlich noch aufregend. Aber immerhin weiß man schon, wo man hinkommt. Ich wundere mich echt, dass das nicht überall so gehandhabt wird (schon in der grundschule gab es Nachmittage für die Vorschulkinder).

von kuestenkind68 am 19.06.2018, 00:39



Antwort auf Beitrag von Rosenweiß

Bei meinen Zweien war es auch so, zwar ohne weinen aber sie hatten auch etwas Bammel davor. Du hast ja schon alles mit ihr besprochen, ich glaube, sie muss den ersten Schultag nun wohl einfach abwarten / auf sich zukommen lassen. Ich weiß ja nicht, eventuell könnt ihr ja bei der Direktorin/dem Direktor mal anrufen und schon einige Infos erfragen. Welche Klasse? Wie heißt der Klassenlehrer? Wo im Schulgebäude ist der Klassenraum? Vielleicht würde sie das ein wenig beruhigen. Meine hatten auch ein paar Bedenken, aber als der erste Tag vorbei war, kamen sie entspannt mit allen wichtigen Zetteln nach Hause und fanden ihre Klassen jeweils ganz toll.

von Annalein am 19.06.2018, 10:43