Kleinkind (16 M.) abstillen - akzeptiert keinen Schnuller/Flasche

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kleinkind (16 M.) abstillen - akzeptiert keinen Schnuller/Flasche

Hallo! Mein Kleiner ist gerade 16 Monate alt geworden. Seid er ca 1 Jahr alt geworden ist, verändert sich sein Essverhalten total. Er war total offen und hat alles probiert - Gemüsebrei, Fleischbrei, Fingerfood, Familienessen.. alles eigentlich. Nun ist es jedoch so, dass ich ihm kaum mehr etwas finde, dass er ist (außer süßes). Er verweigert so gut wie alle Mahlzeiten... Hin und wieder findet er gefallen und ist ein paar stückchen butterbrot, Apfelmus oder Griesbrei, und hald ein paar Löffelchen von unseren Familienessen, aber das wars dann auch schon. Manchmal denke ich mir, er isst bewusst wenig, weil er weiß, dass er seinen Hunger/Durst ohnehin mit Muttermilch stillen kann. Ich finde es jedoch schon furchbar anstrengend ihn noch so viel zu stillen. Wenn er doch wenigstens tagsüber "normal" essen könnte. Aber mir kommt vor, er ist wieder wie ein kleiner Säugling. Ich glaube er deckt 80-90% seines Tagesbedarfs mit Muttermilch. (die ihm wohl kaum mehr satt machen kann). Ein hauptproblem ist auch noch, dass ich ihn nur einschlafern kann, wenn ich ihn stille. (auch mittags) und ein zubettbringen von jemand anderen nicht möglich ist. In der nacht will er auch stundenlang einfach nur an meiner brust hängen. Wie schaffe ich es, ihn allmählich abzustillen? Er nimmt mir einfach ein Fläschchen und keinen Schnuller. (Folgemilch etc mag er nicht.. Kuhmilch mag er schon.) lg cari

von cari4you am 03.11.2017, 12:46



Antwort auf: Kleinkind (16 M.) abstillen - akzeptiert keinen Schnuller/Flasche

Liebe cari, wurde der Eisenwert des Kindes schon einmal kontrolliert? Kann Euer Kind eventuell einen Zinkmangel haben? Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes und/oder schlecht gedeihendes Kind sein. Wenn das abgeklärt ist, kannst Du ganz beruhigt sein. So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen, dies ist das normale, natürliche Verhalten von Mutter und Babys. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. :-( Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. Wenn es für dich überhaupt keine Alternative ist, weiterzustellen, dann wird es nicht ohne Tränen gehen. Dabei wird wichtig sein, dass du absolut überzeugt von deiner Entscheidung bist, weil du es damit deinem Baby leichter machst. Denkbar ist die Einführung einer stillfreie Zeit in der Nacht. Elizabeth Pantley hat dazu ein schönes Buch geschrieben (Schlafen statt Schreien, im TRIAS Verlag), und von ihr stammt auch diese "Methode": Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird (sie verstehen es auch dann, wenn wir denken, sie seien noch viel zu klein um zu begreifen, was los ist!), und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du die stillfreie Zeit nicht zu lang ausdehnen solltest pro Nacht, oder vielleicht doch noch ein bisschen warten und durchhalten solltest. Ich hoffe, das hilft! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 03.11.2017



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