Am Samstag mussten wir unseren "Gartenkater" erlösen lassen. Eigentlich gehörte er einer anderen Familie in der Straße, war aber dort mehr oder weniger ausgezogen, als ein Hund angeschafft wurde. In der Nachbarschaft wurde er durchgefüttert, aber größtenteils lebte er bei uns in Garten, Schuppen und auf der Terrasse. Schmusig war er nicht. Hereinlassen konnten wir ihn nicht, da eine unserer Katzen keine anderen mag. Dann wäre vermutlich sie bei uns ausgezogen. In der letzten Woche ging es ihm zunehmend schlechter, und am Freitag war er ganz verschwunden. Wir befürchteten, er hätte sich zum Sterben irgendwo zurückgezogen und suchten alles ab. Der Gedanke, er müsste allein jämmerlich verenden, war schrecklich. Aber am Samstagmittag lag er wieder da, völlig apathisch und schwer atmend. Wir sind mit ihm - nach Rücksprache mit den Ursprungsbesitzern - zum Tierarzt, der leider nicht nur einen Infekt diagnostizierte, sondern Wasser in der Lunge und eine sehr schlechte Prognose, was uns auch klar war. Also ließen wir ihn einschläfern. Der Verstand sagt ja, es ist sehr gut, dass wir ihm weiteres Leiden ersparen konnten und dass er noch einmal zu uns kam. Auch war sein selbst gewähltes Leben sicher nicht schlecht, und mit 14 Jahren war er nicht mehr jung. Trotzdem tut es uns allen so weh, dass er nie mehr wieder kommt. Er war eigentlich ständig bei uns vor der Terrassentür oder ums Haus, eine Konstante seit vielen Jahren. Wir haben ihn wohl mehr gesehen als unsere Katzendamen. Ich weiß, es ist völlig irrational, um einen alten Kater zu weinen. Aber ich kann gerade nicht anders.
von Tai am 15.07.2019, 13:10