Frage: Zwei Fragen

Lieber Herr Dr. Posth, ich weiß, dass Sie keine reinen Schlaffragen beantworten, es geht auch mehr um eine" Zur-Ruhe-kommen-Frage"... Unsere Tochter ist knapp zwei Jahre alt. Sie war so ein Kind, von denen die meisten Eltern meinen, sowas würde es nur in Phantasien geben: Sie schlief mit 5 Wochen durch, tut das bis heute und es gab nur wenige Phasen, in denen ich sie in den Schlaf gewiegt und gesungen habe. Man konnte sie einfach ins Bettchen legen und sie schlief ohne einen Mucks alleine ein. Nun tut sie sich immer häufiger abends schwer, zur Ruhe zu finden. Trotz gleichgebliebenem Abendritual und kürzerem Mittagsschlaf. Sie ist ganz aufgekratzt und erzählt vor sich hin, was tags alles war, bis hin zum Fingernägel schneiden. Ob wir tags ganz gemütlich zu Hause waren oder viel los war, spielt kaum eine Rolle. Sie möchte uns auch nicht aus dem Zimmer gehen lassen und so sitzen wir bei ihr, bis sie eingeschlafen ist. Dauert das allzu lange, nehmen wir sie mit in unser Bett. Das ist für uns kein Problem, ich frage mich nur, wie ich ihr helfen kann, besser zur Ruhe zu finden? Wie lange sollte ein Gute-Nacht-Ritual dauern? Hilft es, über die Vorkommnisse am Tag zu reden/erzählen? Und kann es sein, dass sie mit irgendetwas "überfordert" ist, was sie so unruhig sein läßt? Sie gehört übrigens zu den sanften Gemütern. Trotzausbrüche gehören (noch) nicht zu unserem Tagesablauf, höchstens mal ein kurzes Protestgeschrei. Zweite Frage: Kommt es vor, dass Kinder in diesem Alter mit der Mutter allein zu Haus eher "schlecht gelaunt" sind, als wenn noch jemand da ist oder wir unterwegs sind? Hat das mit der Loslösung zu tun? Mir kommt es manchmal vor, als sei sie mit mir allein nicht richtig zufrieden. Sie wird dann anhänglich, will getragen werden und quengelt gern ein bißchen. Sobald Besuch kommt oder wir auf Achse sind, ist sie das lustigste, bestgelaunteste Kind weit und breit. Ich gebe ihr viele Anregungen und spiele mit ihr, aber so vollkommen zufrieden erscheint sie mir damit selten. Ihr Papa ist der große Star, er kümmert sich liebevoll um sie, so oft er kann. Doch das ist eben nur abends für eine bestimmte Zeit und an manchen Abenden kommt er wegen Dienstreise nicht nach Hause. Reicht das an Anwesenheit für eine erfolgreiche Loslösung? Danke, dass Sie immer so geduldig die Fragen beantworten. Es ist sehr hilfreich! Viele Grüße S.

Mitglied inaktiv - 12.10.2004, 07:29



Antwort auf: Zwei Fragen

Hallo, das Bedürfnis, daß die Eltern noch ein bißchen mit im Zimmer bleiben, ist absolut normal, und die Ängste werden jetzt erst richtig groß. Das hat mit dem vorangeschrittenen Bewußtsein in diesem Alter zu tun, dem aber noch alle Erklärungsmöglichkeiten zu den natürlichen und technischen Phänomenen fehlen. Der einzige Schutz, den Kinder in dieser Phase ohne zu hinterfragen annehmen, ist der bei den Eltern. Der zweite Teil Ihrer Frage bezieht sich auf das Bedürfnis des Kindes nach Vorbildern für die Loslösung. Es ist genauso wie Sie sagen, und es wäre natürlich schöner, der Vater wäre häufiger zu Hause. Möglich?? Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.10.2004



Antwort auf: Zwei Fragen

Hallo Herr Dr. Posth, einen Teil der Antwort kann ich Ihnen ersparen ;-). Wir haben unser Abendritual verlängert und schauen jetzt zusammengekuschelt länger Bücher an als bisher. Dabei scheint sie schön zur Ruhe zu kommen und schläft schneller ein. Im Zimmer sollen wir dennoch bleiben. Ist das mit Ängsten zu erklären oder einfach normal in dem Alter? Danke!

Mitglied inaktiv - 14.10.2004, 07:41