Sehr geehrter Herr Dr.
von einer Freundin habe ich jetzt gehört, dass es evtl. einen Zusammenhang zwischen Nicht-Krabbeln und einer evtl. späteren Lese-Rechtschreibschwäche geben könnte. Sie hat das von ihrer Physiotherapeutin gehört, bei der sie wegen ihrer Tochter (jetzt 4) ist. Ihr wurde gesagt, das es da kinesiologische (???)Behandlungsmethoden gibt, die auf Studien zurückgreifen würden, dass bei Babys die nicht krabbeln sondern gleich laufen die verbindung zwischen rechter und linker gehirnhälfte nicht funktionieren würde und das evtl. ein Auslöser für eine spätere Lese-Rechtschreibschwäche sein könnte??? Gibt es das wirklich??? Unser Sohn (16 Monate) ist auch eher gelaufen als gekrabbelt (er hatte dann mal so eine individuelle Krabbeltechnik entwickelt - mehr seitlich). Wenn diese Theorie stimmt, kann man da irgendwas machen??? Feinmotorisches Training durch Spielen etc.
Vielen lieben dank für die Beantwortung der vielleicht etwas wirren Frage.
Mit freundlichem Gruß
Jacqueline
Mitglied inaktiv - 07.05.2003, 08:43
Antwort auf:
Zusammenhang Krabbeln - Lese-Rechtschreibschwäche????
Liebe Jacqueline, wahrscheinlich mache ich mich immer mehr unbeliebt, wenn ich jetzt auch die Kinesiologie in die Ecke der Kuriositäten in der Kinderheilkunde stelle. Weder statistisch noch neuropsycholgisch kenne ich aber einen Zusammenhang zwischen früheren Krabbelproblemen und LRS im Schulalter. Konstruieren kann man sich so etwas vielleicht. Klingt aber zu einfach!!
Die Verbindung zwischen rechter und linker Hirnhälfte ist ein stark beforschtes neuropsychologisches Terrain. Die wesentlichen Ergebnisse hierzu stammen von sog. split brain-Patienten. Auch kann man viele Schlüsse aus der angeborenen Balkenagenesie ziehen. Aber in diesem Bereich sind noch viele Fragen unbeantwortet.
Z.B. ist es aber erstaunlich, wie sich das Gehirn bei angeborenen Bildungsstörungen des Balkens (Corpus callosum) durch seine sog. Plastizität behelfen kann. Plastizität ist die Fähigkeit des Zentralnervensystems, seine Funktionen bei Schädigung durch veränderte Binnenstrukturen den aktuellen Anforderungen neu anzupassen.
Es machte also keinen Sinn, anzunehmen, daß ausgelassene, gekreuzte motorische Abläufe im Bewegungsapparat, die später sogar kompensiert werden, einen nachhaltigen Einfluß auf die neurophysiologische Verknüpfung von Wortanteilen und Klangformen einzelner Silben im menschlichen Gehirn besäßen. Wahrscheinlich sitzt man hier nur einer viel zu mechanistischen Vorstellung vom Erwerb der Schriftsprache auf. Viel interessanter finde ich die Theorie von der dysrhytmischen Bewegung der Augen im Verhältnis zur üblichen Schriftform in unserer Sprache. Aber hier sind die Forschungen noch lange nicht abgeschlossen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 09.05.2003
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Zusammenhang Krabbeln - Lese-Rechtschreibschwäche????
Hallo Jacqueline,
ich bin ebenfalls auf die Antwort des Experten gespannt, da mein Sohn auch erst lief und erst jetzt (20 Monate) anfängt zu krabbeln.
Allerdings sehe ich das eher gelassen, denn ich bin auch nicht gekrabbelt und habe ein sehr gutes Gefühl für Sprache. (bin Fremdsprachensekretärin :-)
Dafür hapert's bei mir eher mit Mathe und technischen Dingen :-(
Viele Grüße
Alexandra
Mitglied inaktiv - 07.05.2003, 22:06
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Zusammenhang Krabbeln - Lese-Rechtschreibschwäche????
Hallo,
also ich hätte ein Gegenbeispiel. Mein Sohn Tim ist jetzt 5 und kann schon einfache Worte schreiben und lesen. Er hat auch sehr früh gesprochen und sich für Zahlen und Buchstaben interessiert. Gekrabbelt ist er allerdings nie.
Gruß
Sabine
Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 07:59
Antwort auf:
Zusammenhang Krabbeln - Lese-Rechtschreibschwäche????
Meine Schwägerin ist Volksschullehrerin und behauptet auch, dass es einen Zusammenhang gibt. Sie fragt immer nach bei lese rechtschreibschwachen Kindern, ob sie gekrabbelt sind.
LG, Doris
Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 10:21