Frage an
Dr. med.
Rüdiger
Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut
Sehr geehrter Herr Dr. Posth Ich habe einmal irgendwo aufgeschnappt, dass es Kinder gibt, die therapeutisch nachkrabbeln müssen. Daraus schliesse ich, dass das Krabbeln für die Entwicklung des Kindes wichtig ist. Frage: Für was genau ist die Krabbelphase wichtig? Respektive was könnte einem Kind fehlen, dass nicht krabbelt sondern direkt läuft? Besten Dank für die Beantwortung meiner Frage, die mich sehr interessiert. Herzliche Grüsse Lele
Mitglied inaktiv - 27.04.2003, 13:31
Liebe Lele, die statistische Verbindung zwischen Nichtkrabblern und LRS ist mir nicht bekannt. Krabbeln ist deswegen wichtig, weil hierdurch die gekreuzten Verbindungen der Gliedmaßenbewegungen im Gehirn (re Arm - li Bein und umgekehrt) hergestellt und "festgezurrt" werden. Dies ist und bleibt ein Grundmuster koordinierter, menschlicher Bewegungsfähigkeit bis ins hohe Lebensalter. Es schafft Standsicherheit und Balance vor allem beim Gehen und Laufen. Z.B. beim Morbus Parkinson geht dieses ausgewogene Bewegungsmuster verloren, der Gang wird unsicher, kleinschrittig und tippelig. Viele Grüße
von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.04.2003
Habe eine Schwägerin, die Primarschullehrerin ist. Sie sagt, dass eine Lese/Rechtschreibschwäche vermehrt (vorwiegend) bei Kindern auftritt, die nicht gekrabbelt haben, da die links-rechts Kombination dann nicht so gut ausgeprägt ist. ich weiss nicht ob das stimmt, gebe es aber mal als Antwort. LG, Doris
Mitglied inaktiv - 28.04.2003, 09:37
Ich habe mich darüber mal mit der Krankengymnastin meines Sohnes unterhalten: Sie sagte, Krabbeln sei deshalb so wichtig, weil die Armlänge immer wieder im Leben ein wichtiger Abstand sei: z.B. Lesen, Schreiben, auch Spielen, Malen, alles, was man mit den Händen macht, hält man sich automatisch etwa auf Armlänge hin. Deshalb trainiere das Krabbeln das Auge auf diesen etwa-Armlängen-Abstand. Ob es stimmt? Ich weiß es nicht, für mich klingt das aber ziemlich einleuchtend. Vielleicht ist das auch nur ein Aspekt. (Fast) wörtlich hat sie zu mir gesagt, sollte er nicht krabbeln wollen, versuchen Sie alles, damit er krabbelt, gönnen Sie Ihm das Krabbeln! Sigrid
Mitglied inaktiv - 28.04.2003, 15:22
Hi Lele! Die Krabbelphase ist insofern wichtig, als das in dieser Zeit beide Körper- und damit Gehirnhälften verstärkt angesprochen werden. In dieser Zeit bilden sich besonders viele Vernetzungen zwischen rechter und linker Gehirnhälfte. Das Nachkrabbeln wird in der Edu-Kinesiologie therapeutisch eingesetzt. Gruß, Sabri
Mitglied inaktiv - 28.04.2003, 21:38
