Frage: Wieviel Stunden kann ein Baby fremd betreut werden?

Lieber Dr. Posth, mein 2. Sohn ist jetzt 4 Monate alt. Ich bin selbständig und muss bald wieder arbeiten (z.T. von zu Hause, Büro mit Kollegen ist nur 5min entfernt). Stillen nach Bedarf ist durch räumliche Nähe und zeitliche Flexibilität kein Problem. Unterstützung könnte ich bekommen von Kinderfrau (ganztags bei uns zu Hause, betreut momentan großen Bruder, 2 Jahre), 2 Omas und Papa (nur am Wochenende und abends). Der Kleine hat eine gute Bindung zu mir und ist auch zu anderen freundlich (lacht). Er ist ein entspanntes, „pflegeleichtes“ Baby, das sich sogar zeitweise gut gelaunt selbst beschäftigt (z.B. Mobile). Wie kann ich die Bindung erhalten und gleichzeitig heimische Betreuung mit anderen Personen organisieren, ohne dass der Kleine überfordert wird oder in eine Bindungsverwirrung gerät. Wie viel Stunden am Tag oder mit welchen Methoden kann ein Baby unter einem Jahr von anderen Personen als der Mutter betreut werden ohne die sichere (primäre) Bindung zur Mutter zu gefährden?

Mitglied inaktiv - 10.10.2011, 07:45



Antwort auf: Wieviel Stunden kann ein Baby fremd betreut werden?

Stichwort: Bindungssicherheit Hallo, wieviel zeitlicher Kontakt notwendig ist, um eine sichere Bindung zu gewährleisten oder aufrecht zu erhalten, hat meines Wissen noch niemand genau untersucht. Aber rein empirisch lässt sich sagen, dass ein besonders intensiver und qualitativ guter Kontakt zwischen Mutter und Kind das Maß der Kontaktdauer unterläuft. Also je besser der Kontakt, desto geringer in der Zeit kann er ausfallen. Allerdings gibt es sicher auch ein Mindestmaß an Dauer. Das werden ein paar Stunden am Tag und die gesamte Nacht (bis auf Ausnahmen) sein. Ein Mitbetreuung im ersten Lebensjahr geht am besten durch die Großmutter oder eine konstante Tagesmutter (die theoretisch auch aus der Familie sein kann). Das jedenfalls ist Prinzip seit Hunderten von Jahren. Die sanfte Ablösung ergibt sich automatisch aus der Parallelbegleitung über viele Wochen. Mehrere Ersatzbezugspersonen machen das Geschehen schwieriger. Um einer Bindungsverwirrung zu entgehen, entwickeln die Säuglinge und Kleinkinder dann eine Bindungshierarchie und Rollenzuweisung. Also eine Person ist Nr.1, eine Nr.2 usw. und diese Personen dürfen dann, sofern sie anwesend sind, auch immer nur bestimmte Verrichtungen ausführen, sonst gibts Protest. Viele Grüße.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.10.2011



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