Frage: Wie mit den Wutausbrüchen umgehen?

Sehr geehrter Dr. Posth, unsere 2,5 jährige Tochter treibt uns zur Zeit fast in den Wahnsinn. Wenn sie ihren Willen nicht bekommt, dann schreit sie wie am Spieß, haut und tritt mich und wir wissen nicht mehr, damit umzugehen. Ignorieren haben wir versucht, doch wenn sie minutenlang schreit, dann kommt es meist soweit, dass wir leider auch laut werden, was aber nichts bringt. Unsere Familiensituation ist folgende: Ich bin Hausfrau, mein Mann geht von 7 bis 16 Uhr arbeiten, unsere große Tochter 4 geht bis 14 Uhr in die Kita und die kleine ist bei mir zu Hause. Sie ist auch so, wenn ich nur mit ihr alleine bin, deswegen schließe ich Eifersucht aus. Woher können diese Wutausbrüche kommen und wie sollten wir am Besten damit umgehen? Danke

Mitglied inaktiv - 09.08.2010, 06:14



Antwort auf: Wie mit den Wutausbrüchen umgehen?

Stichwort: Trotz Hallo, das Verhalten, das Ihre Tochter zeigt, ist weltweit bekannt und nennt sich Trotz (s. gezielter Suchlauf unter selbigem Stichwort). Der Trotz befällt die Kinder auf der Entwicklungsstufe der Loslösung (ebd.) und soll naturgemäß dazu führen, dass die Selbstvorstellung des Kindes die von erwachsenen Menschen erreicht. Mit anderen Worten: ohne Trotz keine stabiles Selbstbewusstsein. Auf Gefühlsebene kommt beim Kind der entdeckte Wille zum Ausdruck, der nach unbedingter Erfüllung strebt. Denn die Missachtung des eigenen Willens schwächt die Selbstvorstellung. Der Trotz geht vorbei und weicht der verbalen Verständigung. Aber das tröstet die Eltern im Moment nicht, da je nach Veranlagung des Kindes und je nach Loslösungsfortschritt der Trotz sehr anstrengend sein kann (worauf die Natur des Menschen leider keine Rücksicht nimmt). Über den Umgang mit dem Trotz ist viel geschrieben worden. In meinem kleinen Langtext über das emotionale Bewusstsein (link oben links), 3. Teil steht das meiste dazu drin. Ganz kurz: einmal muss von den Eltern im Vorfeld überlegt werden, welche Situationen regelmäßig zu heftigen Trotzanfällen führt. Die kann man dann oft vermeiden. Ablenkung, Überredung, Beschwichtigung und andere kommunikative Mittel helfen oft, Manchmal akzeptiert man einfach, was das Kind möchte. Es möchte ja nichts Ungebührliches. In anderen Fällen helfen Drohen, Schimpfen und die kurze Auszeit (Kind und Mutter/Vater trennen sich für einen Moment). Strafen und Schläge sind sinnlos (wie sie selbst schon gemerkt haben), Gewalt ist ohnehin verboten!, und all das unterminiert das in Zukunft so wichtige Selbstbewusstsein des Kindes. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.08.2010