Frage: wenn du nicht..., dann...

Meine Schwester hat ein 2 jähriges und 10 monate altes kind. wenn sie nicht brav ist bzw. wenn sie etwas nicht tun soll (sie erklärt ihr auch warum sie es nicht machen soll), z.b. hauen dann sagt sie zur ihr, wenn du jetzt nicht aufhörst dann gibts heute keine hüpfburg oder spielplatz. es klappt super und auch sonst ist sie ein sehr intelligentes mädchen. ist es ok wie meine schwester da fortgeht? ich habe ein 10 monate alten jungen. und überlege wenn er älter ist auch so zu handeln. aber bin mir nicht sicher ob es der richtige weg ist... andererseits lernt sie ja schon früh das ihre handlungen konsequenzen haben..vielen dank

Mitglied inaktiv - 01.03.2010, 13:13



Antwort auf: wenn du nicht..., dann...

Stichwort: erste Erziehungsschritte Hallo, was Sie ansprechen, ist die Frage nach der Grundsätzen, wie Erziehung funktioniert. Es gibt eine Erziehung, die mit dem Prinzip Lohn und Strafe arbeitet und das Kind entweder mit einer Verlockung zu einem bestimmten Verhalten bzw. zu einer erwünschten Reaktion bewegt oder mit einer Untersagung einer vom Kind geliebten Sache, die dann unerwünschtes Verhalten oder Reagieren unterbinden soll. Diese auf Konditionierung fußende Erziehung funktioniert vordergründig schnell und scheinbar erfolgreich. Sie führt aber zu einem Generalprinzip von Macht und Ohnmacht, Stärke und Schwäche, Lohn und Strafe und nimmt dem Kind die Chance zum Erkennen, warum es überhaupt gehorchen soll. Es richtet sich letzlich nur nach Vor- und Nachteil und nach seiner gerade ihm gebührenden Machtstellung. Diese Form der Erziehung entspricht der autoritären Erziehung und setzt sich bis in Erwachsenenalter fort, wo dann auch immer nur Vor- und Nachteil für sich selbst abgewogen werden oder Machtpositionen ausgenutzt werden. Anders ist es, wenn man das Kind an der Notwendigkeit zur Erziehung maßgeblich beteiligt. Das heißt, das Kind bekommt in altersgemäßen Worten erklärt, warum es das eine tun darf und das andere nicht. Jede Familie hat da ein bisschen andere Vorstellungen. Daraus wird dann eine Regel gemacht, die das Kind sogar ein wenig mitgestalten kann. Nun muss das Kind erfahren, dass es gelobt und bestätigt wird, wenn es zeigt, dass es die Regel verstanden hat und diese befolgt. Verstößt es gegen die Regel, wird es ohne jede moralische Verurteilung mit Worten getadelt und bekommt die Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. Da jedes Kind um seines Selbstbewusstseins willen bestrebt ist, positive Urteile über sich zu erhalten (positive Attribute oder Attributionen), wird es daran interessiert sein, die Regel zu beachten. Es fängt an, die Übertretung der Regel zu vermeiden, aber nicht aus Angst oder um einen Nachteil zu entgehen, sondern aus dem Bedürfnis heraus, stolz auf sich selbst sein zu können und positive Attributionen zu erlangen. Das Kind bekommt ein natürliches Interesse daran zu gehorchen. Und das ist es doch, was sich alle Eltern wünschen, ein Kind, das gehorcht. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.03.2010