Frage: Wehleidig

Tochter kurz vor 4, ist im letzten Jahr sehr wehleidig geworden. Sie weint für Nichtigkeiten, trägt Pflaster wochenlang ohne Verletzung und ohne dass man sie abnehmen kann, dann kommen halt neue rauf. Sonst ist sie happy, geht gern in den Kiga, sanfte Ablösung, gute Beziehung zum Papa. Wir reagieren feinfühlig auf Verletzungen, aber auch angemessen zu dem Schweregrad. Weiß nicht, was für einen Vorteil sie mit der Weinerlichkeit hätte, eher Nachteile. Es ist aber sehr nervig. Sie ist willensstark und hat stark getrotzt, jetzt aber vorbei. Sie ist aber sehr fordernd und kann Neins nicht ohne Geheule akzeptieren. Bei jedem Nein graust es mir, weil ich weiß, was folgt, auch 30 Min. Gebrüll, eher Entitlement als Trotz. Ich benutze die Neins auch spärlich, wir erziehen eher locker als streng, verhandeln viel. Seit Kurzem sage ich bei unbegründetem Geheule, dass mir die Ohren weh tun und gehe raus, ich beginne langsam die Geduld zu verlieren. Wie weiter? Lieben Dank!

von Bast am 03.11.2014, 08:17



Antwort auf: Wehleidig

Hallo, Ihre Tochter befindet sich in der Entwicklungsphase, in der sich die Empathie ausbildet, aber auch Gefühle insgesamt richtig verstanden und beannt werden. Je nach Temperament und Charakter werden die eigenen Gefühle dann öffentlich vorgetragen, wobei die temperamentvollen Kinder häufig kräftig übertreiben Erzeugen sie damit auch noch große Wirkung bei ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen, entwickelt sich dieses Verhalten zu einer Art Marotte. Vielleicht ist das bei Ihrer Tochter so. Es ist ein dann oft eine schwierige Angelegenheit zu differenzieren, nicht zu viel auf die Wehleidigkeit einzugehen oder zu wenig. Man wird es von Fall zu Fall entscheiden müssen und immer in Abhängigkeit von dem, was tatsächlich vorgefallen ist. Man will seinem Kind kein Unrecht tun, sollte es aber auch nich in seiner übermäßigen Empfindsamkeit verstärken. Das gleiche gilt für den theatralischen Protest bei einer Untersagung. Kinder können sich da stark in Szene setzen. Ob man gleich rausgeht und Ohrenschmerzen vorgibt, ist vielleicht fraglich. Aber man sollte, wenn es gerechtfertigt ist, seine Missbilligung zum Ausdruck bringen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.11.2014