Frage: ursprüngliche Scham

Lieber Herr Dr. Posth, zunächst herzlichen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Ihre Ausführungen zum Thema ursprüngliche Scham fand ich sehr interessant, hatte ich vorher noch nie von gehört. Dennoch wirft Ihre Antwort für mich weitere Fragen auf. Mein Sohn ist bereits fast dreieinhalb Jahre, also ein halbes Jahr älter als sie vermutet haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, warum er ein schwaches Selbst und kein starkes haben könnte. Ich habe ihn immer als sehr selbständig behandelt, ihn dabei aber nie überfordert, höchstens er sich selbst. Seinen Perfektionismus, der teilweise zum Vorschein kommt (ich habe weiter unten ja schon etwas über ihn berichtet; seit seinem dritten Geburtstag kann er seinen Namen und noch ein paar andere Wörter schreiben. Neulich war ein Buchstabe mal nicht so schön, wie er sich das vorgestellt hatte, da hieß es gleich: Ich kann das nicht, Mama, mach Du.) kann ich mir eigentlich nicht erklären. Oder hat die Entwicklung des Ichs/Selbst gar nichts mit der Erziehung zu tuen, sondern ist eher ein Entwicklungsschritt wie beispielsweise das Laufen lernen? Oder muss ich gar damit rechnen, dass er ein labiler Erwachsener wird, wie kann ich jetzt noch sein Selbst stärken, wenn die Entwicklung dazu doch zwischen dem 2. und 3. Geburtstag stattfindet? Was können wir falsch gemacht haben? Mit anderen Kindern verglichen habe ich ihn, zumindest in seinem Beisein *g*, auch nie. Sollte er selbst Vergleiche gezogen haben, hat er aber keinen Grund, diese zu scheuen, da er sowohl motorisch als auch intellektuell gut entwickelt ist. Aber mit Kindern hat er ja auch keine Kontaktschwierigkeiten, es sind lediglich Erwachsene, mit denen er das "Gespräch" verweigert. Für weitere Tipps, Anregungen Ihrerseits bin ich sehr dankbar. Noch zwei Anmerkungen: -Nein, ich bin nicht Connie -Das Buch, das ich erwähnte (in der Ecke stehen:-( ist von Steve Biddulph, Das Geheimnis glücklicher Kinder, Seite 107 lg rascal

Mitglied inaktiv - 11.07.2002, 20:45



Antwort auf: ursprüngliche Scham

rein theoretisch ja.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.07.2002



Antwort auf: ursprüngliche Scham

Lieber Herr Dr. Posth, in Ihrer Antwort auf Billis Posting schreiben Sie von segmentierten hohen Teilbegabungen, die manchmal mit Problemen in anderen Bereichen einhergehen, z.B. im sozialen. Könnte so etwas, rein hypothethisch, schon im Kleinkindalter auftreten? lg rascal

Mitglied inaktiv - 11.07.2002, 21:18



Antwort auf: ursprüngliche Scham

Liebe Rascal (ist das ein Name?), die Vorgänge bei der ursprünglichen Scham sind sicher sehr komplex, mindestens so komplex, wie das innere, psychodynamische Verhältnis von Ich und Selbst. Das ist nun reine Tiefenpsychologie. Nur kurz zum Verständnis: Das Ich ist Bewußtsein von sich selbst. Das Selbst ist Darstellung des Ichs nach außen. Dabei spielen gemachte Erfahrungen eine Rolle, aber auch innere Empfindungen und Veranlagungen, nämlich wie man sich selbst in seiner Umgebung fühlt. Manche Empfindungen entspringen der inneren Welt und sind von außen, z.B. durch die Eltern nur schwer beeinflußbar. Ganz viel hängt damit zusammen, wie die Lebenserfahrung im ersten Jahr in Bezug auf die eigenen Gefühle gewesen ist. Also alles können Sie als Eltern nicht zurecht rücken, aber sehr sehr viel. Das ist unsere Erziehungsaufgabe. Was dann später für eine Persönlichkeit daraus wird, das vermag niemand jetzt vorauszusagen. Ein starkes Selbst stützt das Ich durch Stolz und schwächt es durch Scham. Aber Scham schützt auch wieder vor Verletzung und Stolz riskiert den Spott. Das alles müssen Kinder erst lernen. Wo? Bei den Eltern, in der Familie, in der Spielgruppe, im Kindergarten usw. Der Kreis wird immer größer und immer unüberschaubarer. Wollen Sie bewußt das Selbst-(bewußtsein) Ihres Kindes stärken, müssen Sie -logisch- seinen Stolz herausfordern und unterstützen. Einstweilen macht man einen Menschen damit noch nicht eitel.

Mitglied inaktiv - 12.07.2002, 17:46



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