Frage: stressige abendstunden

lieber herr dr.posth, meine tochter ist nun 8 wochen alt und seit ca. 2 wochen bekommen mein mann und ich sie nur noch in den abendstunden ruhig, wenn wir sie rumtragen, schaukeln... es fängt sofort nach dem stillen an. anfangs dachten wir sie hätte blähungen oder schmerzen, aber sie ist sofort ruhig, wenn wir sie eben beschäftigen (schaukeln, tragen...) wachstumsschub kann es ja wohl auch nicht sein, da sie seit 2 so ist??? und seit 1 woche kann sie keinen besuch ertagen! wenn wir mal zu bekannten gehen, ist sie (ebenfalls nach dem stillen) einfach nicht mehr ruhig zu stellen! sie schreit ununterbrochen! zu hause angekommen ist alles wieder gut! was ist das für ein verhalten?? was kann man denn dagegen tun? Danke im voraus nette grüße

Mitglied inaktiv - 05.12.2005, 12:24



Antwort auf: stressige abendstunden

Hallo, die Unruhe der kleinen Säuglinge in den Abendstunden ist geradezu sprichwörtlich. Das hat wahrscheinlich etwas mit dem gesteigerten Aufmerksamkeitsgrad der Säuglinge zu dieser Tageszeit zu tun. Aufmerksamkeit bedeutet Bedürfnis nach elterlicher nahe, aber auch Gewahrwerdung eigener innerer Gefühle. Diese Gefühle sind keineswegs immer guter Natur, sondern ganz stark von Unheimlichkeit und Angst geprägt (s. mein Langtext über das emotionale Bewußtsein, Teil 1, links oben links). Diese unangenehmen Gefühle müssen nun, so hat es die Natur vorgesehen und uns Menschen mit auf den Weg gegeben, in positive, angenemhe Gefühle gewandelt werden. Dazu bedarf es eines innigen Körperkontaktes, beständiger, liebevoller Pflege und prompter Bedürfnisbefriedigung. Daß das so ist, erleben Sie gerade an Ihrer Tochter. Stillen und herumtragen sind Grundbedürfnisse, des Säuglings. Aus diesem elterlichen Vorgehen entspringt die sichere Bindung am Ende des 1. Lebensjahres. Eine fremde Umgebung oder fremde Menschen, die sich irgendwie stark bemerkbar machen, erhöhen das Gefühl der Unheimlichkeit und Angst. Folgerichtig schreit der Säugling stärker. Mit solchen Belastungen sollte man also in der ersten Zeit sehr vorsichtig sein. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.12.2005