Frage: Staubsaugerfixiertheit

Lieber Herr Posth! Mein Sohn, 21 Monate, hat sich - ich hoffe nicht als Übergangsobjekt - den Staubsauger auserkoren. Seit zwei Monaten kann er ohne "Staubi" nicht mehr sein, wenn wir morgens ins Wohnzimmer kommen, muss zuerst der Staubsauger rausgeholt werden, sonst geht gar nichts. Den ganzen Tag steht dann der Staubsauger im Haus, er will ihn nur sehen, spielt meist gar nicht damit, wenn ich ihn wegräumen möchte, geht das Gezetter dann aber so richtig los, als würde ich ihm etwas antun. Wenn wir vom Einkaufen oder dergleichen nach Hause kommen und er sieht den Staubsauger dann wieder ist das eine Freude, kann ich gar nicht beschreiben. Abends müssen wir den Staubsauger dann "zu Bett" bringen. Wenn wir irgendwohin auf Besuch sind, sucht er zuerst einmal nach einem Staubsauger, und jeder Haushalt hat ja mittlerweile einen... Es ist ja ganz süss, wie heiss er den Staubsauger liebt, aber ist das noch normal? Vielen Dank für Ihre Hilfe, Petra

Mitglied inaktiv - 22.09.2008, 12:25



Antwort auf: Staubsaugerfixiertheit

Liebe Petra, das ist schon ein Kuriosum, das sie da an Ihrem Sohn feststellen können. Und ohne die so oft geschmähte Psychologie kommen Sie an Erklärungen nicht heran. Ein Übergangsobjekt ist der Staubsauger sicher nicht, denn dafür eignet er sich nicht, und er wird auch von ihrem Sohn nicht so behandelt. Aber eine Art imaginärer Gefährte ist es schon, wobei sich Ihr Sohn etwas atyypisch auf eine Gegenstand verlegt hat und nicht auf ein Tier oder eine "nicht anwesende" Person. Kinder sind aber in der Lage, in ihrem Sinne Gegenstände zu animieren. In Kinderbüchern kommen solche Phänomene desöfteren vor. Mit der Zeit beenden Kinder solche "Leidenschaften" wieder und vergessen das Ganze. Aber Sie können verschiedene Dinge machen: Z.B. können sie bei dem "Spiel" mitmachen und dem Staubsauger menschliche Eigenschaften verleihen, die dazu führen, dass er wieder im Besenschrank verschwinden muss. Sagen Sie Ihrem Sohn, der Staubsauger muss eine Mittagsschlaf machen und das geht nur im Schrank. Oder im Schrank steht das Futter für "Staubi", soll er vielleicht verhungern? Oder der Eimer im Schrank sei der Freund von "Staubi" und der wäre jetzt ganz allein usw. Wenn das einer liest, der von Kinderpsychologie keine Ahnung hat, wird er uns oder besser mich für bekloppt halten, aber ich kann damit leben. Sie könne mir gerne berichten, wie die Geschichte weiter gegangen ist. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.09.2008