Frage: Sprachverständnis mit 12 Monaten

Lieber Dr. Posth; mein Sohn ist 14 Monate (korrigiert 12 Monate, da ehem. Frühgeborenes aus der 32. SSW) und wird zweisprachig erzogen. Vor einigen Monaten wurden ein OAE und ein Bera-Test gemacht, die beide im Normbereich lagen. Im Anschluss daran hatte mein Sohn allerdings noch zwei Mittelohrentzündungen. Nun zu meiner Frage: Ich bin mir nicht sicher, ob mein Sohn den Sinn der Worte, die zu ihm gesprochen werden, versteht. Frage ich ihn z.B., wo der Papa ist, käme er nicht auf die Idee, dorthinzu schauen oder zu zeigen. Wenn ich ihn bitte, herzukommen, krabbelt er weg. Auf einfache Tätigkeitsaufforderungen reagiert er grundsätzlich nicht. Er bildet Silbenketten, Doppellaute unterschiedlichster Art und Lautstärke. Seine Ausdrucksweise ähnelt häufig einem Singsang. Mein Sohn ist grundsätzlich ein Kind, das genau weiss, was es möchte und sich auch nicht zu etwas motivieren lässt, was ihm nicht liegt. Nun frage ich mich, ob er nicht reagiert, weil er es nicht möchte oder weil er nicht in der Lage ist, den Sinn der Worte zu verstehen. Wie schätzen Sie die Situation ein? Ist Intervention erforderlich und wenn in welcher Form? Vielen Dank für Ihre Antwort Dagmar

Mitglied inaktiv - 07.03.2003, 16:22



Antwort auf: Sprachverständnis mit 12 Monaten

Liebe Dagmar, OAE und BERA testen die Innenohrfunktion und die Hirnstammpotentiale, also den Transport der Hörsignale noch vor dem Hörzentrum. Selbst wenn das gut funktioniert, entsteht die Sprache aber erst aus der Netzwerkverknüpfung zwischen Sprachhörzentrum (Wernickesches) und motorischen Sprachzentrum (Brocasches). diese beiden Zentrum liegen in der Großhirnrinde von Schläfen- und Stirnhirn, also auf oberster Ebene! Diese Netzwerkverschaltungen haben sich bei Ihrem Sohn offenbar noch nicht ausreichend etabliert, was aber, nach allem was Sie schreiben, demnächst wohl kommen wird. Stimmt der Input und ist das Sprachzentrum intakt, muß eigentlich auch die Sprache einsetzen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.03.2003