Spielplatzkonflikte & Co bei 2Jähigem (Opfer) - wie reagieren?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Spielplatzkonflikte & Co bei 2Jähigem (Opfer) - wie reagieren?

Hallo Herr Dr. Posth, es wäre toll, wenn Sie mir auch hier helfen könnten: Unser Sohn, 22 Mon., ist zurückhaltend, beobachtet erst mal. Er hat noch nie einem and. Kind etw. weggenommen, wird aber leider häufiger "Opfer". Er weint dann, ist ganz verzweifelt u. mein Problem ist, dass ich mich hilflos fühle, weil ich nicht weiß, wie ich ihn am besten unterstütze. Klar versuche ich zu vermitteln, aber wenn das and. Kind nicht zurückgeben/teilen will, komme ich nicht weiter. Bzw. gehört das Spielzeug dem andere Kind, sage ich es ihm, er muss dann aufgeben. Manchmal biete ich ihm auch Ersatz an, aber es muss etwas adäquates sein (Kanne für Kanne). Ich denke, es geht aber darum, wie er mit seinem Ohnmachtsgefühl umgehen kann, wie ich ihn am besten unterstütze (zuerst Gefühl zurückspiegeln? wann trösten/ablenken bzw. wie zurückerobern?). Als wir jetzt e. 2,5 Jährigen besuchten, hat der ihm die ganze Z. alles weggenommen u. unser Sohn wurde immer frustrierter, wolte nach Hause. Danke! Arwenle

Mitglied inaktiv - 12.07.2010, 13:31



Antwort auf: Spielplatzkonflikte & Co bei 2Jähigem (Opfer) - wie reagieren?

Stichwort: Konfliktlösung Hallo, eigentlich sollten alle Eltern immer nur 1 Frage pro Woche stellen. Aber ich mache jetzt einmal eine Ausnahme. Es gibt keine Gerechtigkeit zwischen Kindern oder in der Gruppe. Zumindest keine Gerechtigkeit in unserem geisteswissenschaftlichen Sinnen. Wir haben uns dafür ein Gesellschaftsystem geschaffen, das einen entscheidenden Baustein gleich nach der Regierungsform besitzt, die Gesetzgebung mit der Gerichtsbarkeit. Kinder sind davon vollkommen unberührt. Erst mit 4-5 Jahren fangen sie an, in solchen Kategorien zu denken. Einstweilen geht es nach dem Prinzip, der Stärkere gewinnt. Aber es muss nicht immer körperliche Stärke sein. Auch Kleinkinder können schon Rafinesse entwickeln, ihre Ziele gegen andere durchzusetzen. Ein Kind, das von Natur aus defensiv veranlagt ist, wie eben Ihr Sohn, muss sich auf andere Strategien besinnen. Dabei können Sie ihm sogar behilflich sein. Wird ihm ein Gegenstand abgenommen und kann er ihn nicht zurück erobern, helfen Sie ihm dabei, Alternativen zu finden. Das haben Sie bereits versucht und festgestellt, dass es ein zumindest im Gebrauchsinn gleichwertiger Gegenstand sein muss. Das ist normal. Kinder denken in diesen Vorstellungswelten. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, wie der scheinbare Rückzug und das Abwarten darauf, dass der umkämpfte Gegenstand das Interesse des "Gegners" verliert. Da das fast immer so ist, bekommt der Unterlegene eine neue Chance. Aber was viel besser ist, sind die Möglichkeiten des Tausches oder des "Abschwatzens". Für den Tausch muss das Schwächere Kind etwas mitbringen. Für das "Abschwatzen" muss es gut reden können und Einfälle haben. Bei beidem können Sie Ihrem Sohn geschickt helfen. Was Sie aber nicht tun sollten, Ihren Sohn aufstacheln, sich den abgenommenen Gegenstand im Kampf zurück zu holen. Denn bei diesem Kampf unterliegt immer das defensive Kind. Das ist in diesem Alter nicht anders, als später bei großen Kindern und Erwachsenen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.07.2010