Frage: Sensibles Kind

Hallo Dr. Posth, uns fällt immer deutlicher auf, dass unsere Tochter (2) sehr sensibel zu sein scheint. Sie reagiert von jeher erschrocken auf laute Stimmen oder Veränderung des Tonfalls. Bei Musik in Moll weint sie und sagt man soll ausschalten, weil es traurig ist. Wenn sich jemand weh tut, ein Tier eingesperrt ist u.ä. hat sie großes Mitleid, redet ständig davon, zieht die Stirn in Falten, weint manchmal mit. In einem Bilderbuch wird ein Kind mit dem Krankenwagen abgeholt, weil es sich verletzt hat- seither flüchtet sie sich auf unseren Arm, sobald sie "tatütata" hört und erzählt, dass jemand "aua" hat. Sie scheint von allem um sich herum sehr tief beeindruckt zu sein, redet noch Wochen später über manche Vorkommnisse und scheint auch alles zu hören, was geredet wird, selbst wenn sie abgelenkt wirkt. Sie ist sonst fröhlich und aufgeschlossen. Wenn man einfühlsam und ruhig, erklärend mit ihr umgeht, ist alles im Lot. Seit Kurzem zeigt sie auch leichte Trotzerscheinungen....

Mitglied inaktiv - 08.12.2004, 14:42



Antwort auf: Sensibles Kind

Hallo, es gibt immer wieder solche Kinder, die sich durch eine besonders hohe Wahrnehmung für alles Schmerzliche und Schreckliche auszeichnen. Auch daß solche Kinder Dur und Moll in der Musik schon gut auseinanderhalten und traurig klingende Musik ungern hören gehört dazu. Es mag sich darin eine gewisse Musikalität verbergen. Ich würde ihnen zustimmen und auch sagen, daß eine Veranlagung dazu beiträgt. Es gibt sogar eine neuropsychologische, resp. hirnbiologische Erklärung dazu. Und zwar weiß man aus bestimmten Untersuchungen und Beobachtungen v.a. an Schlaganfallspatienten, daß die rechte und linke Hälfte des Frontalhirns unterschiedliche Stimmungsmuster prägen. Rechts steht für "Katastrophenstimmung" links für euphorische Empfindungen. Ob das allerdings auch schon für Kleinkinder gilt, ist bis heute unbekannt. Vielleicht hat das Verhalten solcher Kinder, wie es auch ihre Tochter ist, etwas damit zu tun. Man muß ganz einfach nur Rücksicht darauf nehmen und sie beruhigen, daß immer Hilfe und Trost möglich sind. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.12.2004



Antwort auf: Sensibles Kind

... ihr auffällig sanftmütiges und empfindsames Wesen fällt auch anderen auf. Wir können damit umgehen, doch manchmal mache ich mir Gedanken, wie sie später in Kindergarten und Schule zurecht kommen wird, wo man keine Rücksicht nehmen kann und eben auch mal ein rauer Wind weht. Wie kann ich sie dafür stärken? Ist Sensibilität Veranlagung oder kann sie gefördert und beschränkt werden? Sie war ein liebes Baby und hat immer alle Zuwendung und Nähe bekommen. Ihre Meinung interessiert uns sehr. Dankeschön.

Mitglied inaktiv - 08.12.2004, 14:48