Frage: Sehr sensibles Kind

Hallo Hr. Dr. Posth! Meine Tochter ist 3,5 Jahre alt und geht seit einem Jahr sehr gerne in den Kindergarten für 4 Stunden. Sie sieht bei uns daheim eigentlich nie TV, da sie selbst bei Biene Maja wenn wir dabei sind das weinen anfängt sobald auch die Musik nur traurig wird. Auch bei Büchern ist sie sehr mitfühlend (warum weint der Bär etc.). Sie schläft abends in Ihrem Bett ein und wacht nachts um ca 1 Uhr auf und will zu uns ins große Bett. Ist auch in Ordnung für uns. Sie fragt mehrfach täglich ob wir sie liebhaben etc. Wir sind glücklich verheiratet und haben eine intakte Familie, die kleine Schwester ist gut 1 Jahr alt. Wir geben der Großen viel Zuwendung, aber irgendwie scheint das nie zu reichen. Meine Fragen: Ist das Verhalten wie hier kurz geschildert noch "normal"? Was kann ich machen um mein Kind zu stärken? Wir haben Angst, wie sie es in der Schule mal schaffen soll, wenn sie immer gleich weint etc. Wäre Tanz, Musik oder vor allem Kampfsport gut? Danke,Marion

Mitglied inaktiv - 03.09.2007, 11:45



Antwort auf: Sehr sensibles Kind

Stichwort: Empathie Liebe Marion, die Wege, die die Kinderseele einschlägt, sind auch in diesem Alter schon recht kompliziert. Es wird also keine ganz einfache Erklärung für das Verhalten Ihrer Tochter geben. Es mag sein, daß eine angeborene hohe Sensibilität ein gewisse Rolle spielt. Es wird aber auch so sein, daß bestimmte Erlebnisse die Sinne für das Mitempfinden (Empathie) bei Erkennung von Leid anderer Menschen geschärft haben. Es muß also nicht so sein, daß das zur Empathie notwendig erlebte Leid Leid am eigenen Körper gewesen sein muß. Ich glaube, dieser Aspekt ist ganz wichtig im Verständnis der frühkindlichen Verhaltensweisen. Fähigkeit zur Empathie für aber auch zu einer Fähigkeit, eigene Leidensformen zu entdecken und zuzuordnen, wie z.B. nicht ausreichend geliebt zu werden. Eigentlich aht jedes Kind Angst, von seinen Eltern nicht ausreichend geliebt zu werden. Nur die meisten Kinder können diese Angst gar nicht in Worte fassen, sondern erleiden sie nur stillschweigend. Ihre Tochter ist in dieser Hinsicht recht weit und kann das alles, was sie empfindet schon versprachlichen. Das wirft bei den Eltern natürlich Fragen auf. Aber diese Fragen müßten theoretisch alle Eltern haben, was nur deswegen nicht so ist, weil ihre Kinder das Gefühlsleben nicht oder nie so mitteilen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.09.2007