Lieber Doktor Posth,
eine Frage zum elektiven Mutismus.
Meine Tochter (3,5) ist Fremden gegenüber generell zurückhaltend. Sie nimmt z.B. nichts an, das ihr angeboten wird. Mit fremden Männern spricht sie gar nicht. Bei Frauen ist es geteilt, mit manchen spricht sie (wenn auch zurückhaltend) sofort, mit den meisten nicht. Mit fremden Kindern spricht sie meistens normal. Wenn sie Erwachsene schon mehrmals gesehen hat, spricht sie mit ihnen ebenfalls normal. Ist dies überhaupt schon (s)elektiver Mutismus oder noch im Bereich der Schüchternheit? Trotzdem nur sanfte Eingewöhnung im Kiga (siehe Posting unten)? Und wie kann ich das Selbstbewusstsein meiner Tochter stärken? Familiensituation ist ganz normal, liebevoll und ohne Stress.
Danke im Voraus!
Lily
Mitglied inaktiv - 05.11.2007, 06:10
Antwort auf:
Schüchternheit
Stichwort: elektiver Mutismus
Liebe Lily, es gibt sicher Grenzbereiche zwischen starker Schüchternheit und elektivem Mutismus. Grundsätzlich handelt es sich um ein Widerstandsverhalten im Zusammenhang mit Kommunikation und Sozialkontakt. Extreme Schüchternheit kann man auch als soziale Ängstlichkeit bezeichnen, und an diesem Punkt gibt es eine Verbindung zur angeborenen Veranlagung zu Angst. Allgemeine Angst erzeugt eine innere Hemmung etwas zu tun, was man sich eigentlich getrauen könnte. Objektangst wäre die vermeintliche oder gerechtfertigte Vermeidung aus Gründen des Selbstschutzes.
Es mag also eine Veranlagung bei Ihrer Tochter geben. Aber auch das, was sie bisher hat verbuchen können in puncto Bindung und Loslösung spielt eine mitgestaltende Rolle und was sie an positiven Zuschreibungen für Ihr Selbst hat einheimsen können. Hier können Sie selbst heilend wirken. Im Bereich der sozialen Angst und des elektiven Mutismus scheint es eine Art Selbstheilung durch besondere Auslese und große Vorsicht im Kontakt mit Fremden bei Ihrer Tochter zu geben. Das sollten Sie zulassen und sie höchstens zu mehr Mut anspornen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 06.11.2007